Berits Blog

Nationalspielerin Berit Kauffeldt schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über ihre Erlebnisse mit der DVV-Auswahl während der Sommermonate.

Aller Anfang ist schwer

Fotoshooting mit Conny Kurth

Zuerst die schlechte Nachricht: Für das Turnier in Montreux und das erste Wochenende der Euro-League bin ich nicht nominiert. Die gute Nachricht: Ab dem zweiten Wochenende der Euro-League bin ich wieder dabei. Im ersten Moment war ich sehr enttäuscht, mittlerweile hab ich mich aber damit abgefunden, das schöne Turnier am Genfer See dieses Jahr zu verpassen und mich auf die Euroleague zu freuen.

Was bisher geschah: Während der Anreise habe ich mich schon auf meine neue Zimmerpartnerin Fürsti (Christiane Fürst) gefreut. Ich hatte sie vor ein paar Wochen gefragt, ob sie Lust hat, ein Zimmer mit mir zu teilen und über ihr spontanes „Ja” war ich echt froh. Als sie mir bei unserer Zusammenkunft im Heidelberger Bundesleistungszentrum verkündete, dass sie sich auch die nächsten Jahre „mit mir vorstellen kann”, war das schon mal der Anfang einer erfolgreichen Zimmergemeinschaft. Ein kleines Detail, was mir gerade noch einfällt: Christiane Fürst (mehrfache Gewinnerin der Champions-League, beste Blockerin bei diversen Welt- und Europameisterschaften) hat mir (23 Jahre, nicht halb so viele Titel) einfach so den oberen Teil des quergeteilten Schrankes überlassen, ohne, dass ich jemals danach gefragt hätte. Das heißt, sie musste sich zu ihren Socken jedes Mal bücken, ich nicht. Sicher eine winzige Geste für viele, aber für mich ein echtes Zeichen von Respekt, Bescheidenheit und Bodenständigkeit - ein richtiges Vorbild irgendwie!

Entspannung zwischen den Tests

Das Chaos, dass ich in der letzten Woche befürchtet habe, ist ausgeblieben. Letztendlich sind alle mit einem einigermaßen passenden Trainingsoutfit in der Halle erschienen und ein Vertreter unseres neuen Ausrüsters Stanno hat sich alle Änderungswünsche geduldig angehört. Und da die Fotografen Conny Kurth mit ihrer Kamera schon bereit stand, hat das Shooting am Anreisetag auch nur bis 22 Uhr gedauert. Die Einzelfotos wurden nach Nummern organisiert, da hatte ich mit der Nummer acht noch Glück, Nummer 24 etwas weniger. Jedoch ist aus Zeitgründen die Pose für die Autogrammkarte etwas langweilig ausgefallen – stehend mit verschränkten Armen.

Mein absoluter Tag des Schreckens war allerdings der Donnerstag. Okay, ich musste um 8 Uhr in der Heidelberger Sportmedizin erscheinen, okay, gleich als erstes wurde Blut abgenommen. Eine Sache, vor der ich immer etwas Angst habe. Aber da ich dem Arzt hysterisch von meiner vergangenen Saison erzählte, habe ich den Einstich kaum gemerkt. Auch der Besuch beim Orthopäden, beim Allgemeinarzt, das Ruhe-EKG, Sehtest und Herz-Ultraschall verliefen noch ohne Zwischenfall.

Das Übel nahm seinen Lauf, als ich mich dem Belastungs-EKG näherte. Mein ursprünglicher Plan, gleich als Erste aufs Laufband zu gehen, um es hinter mich zu bringen war schnell gescheitert – ich war die Vorletzte. Alles fing normal an, auf 4 km/h eine Minute eingehen, drei Minuten bei 6 km/h (fast noch gehen), 30s Pause mit Laktattest und Blutdruckmessung, drei Minuten auf 8 km/h (locker joggen), 30 s pause, 10 km/h (schnelleres joggen), Pause, 12 km/h (schnelles joggen), und dann: EKG-Gerät kaputt!! Nein!!

Mein erster Gedanke, ich lauf' nicht noch einmal. Naja, ich musste eh pullern, dann konnte ich das noch schnell erledigen. In der Zwischenzeit wurde das EKG-Kabel gewechselt und ich startete den zweiten Versuch, beginnend bei 10 km/h. Doch erneut war das EKG-Kabel kaputt… In diesem Moment kommt ein Mann rein mit den Worten: „Sind Sie Berit Kauffeldt?”, „Ja”, „Sie haben den Jackpot gewonnen! 10 Millionen Euro!”, kleiner Scherz, was er wirklich sagte: „NADA, Dopingkontrolle.” Perfekt, fünf Minuten nachdem ich auf der Toilette war. Nun stand mir allerdings erstmal wieder das Laufband bevor, die Pause war inzwischen zu lang und die ganze Zeremonie begann von vorn, mit vier Minuten Eingehen und die Letzte war ich natürlich mittlerweile auch. Am Ende bin ich zwei Minuten bei 16 km/h gelaufen und habe Lob von dem NADA-Mann (ein Ultra-Marathon-Läufer) für meinen Laufstil bekommen. Nicht schlecht!

Wir gehen also zusammen zu dem provisorisch eingerichteten NADA-Büro und nach allen Formalien und einem Liter Wasser wage ich meinen ersten Versuch. Ich schaffe 80 ml, aber 90 werden gebraucht. Mist! Das bedeutet, der Doping-Mann darf mich auch noch zum Essen begleiten. Sobald man einmal von einer Kontrolle in Kenntnis gesetzt wurde, darf er einen nicht mehr aus den Augen lassen. Nach dem Mittagessen und einem weiteren Liter Wasser gelingen mir aber die restlichen zehn ml und wir können uns verabschieden.

Es folgen „nur” noch ein Besuch beim Hautarzt, ein dreistündiges Training, eine Besprechung um 22 Uhr und schon ist der Tag geschafft.

Der Freitag beginnt mit einem Krafttraining und einer neuen Bekanntschaft. Marc Schuh, 24 Jahre, Physik-Student, Vizeweltmeister und Europarekordhalter über 400m – im Rollstuhl. Er hat Heikes (Heike Beier, 30 Jahre) Herz im Sturm erobert mit der Frage „Spielst du in der Junioren-Nationalmannschaft?”. Ein super netter Typ und eine Begegnung, die mich sehr beeindruckt hat.

So, genug geschrieben, jetzt ist es Zeit, die Daumen für die Mädels in Montreux zu drücken. Gebt alles und zeigt gleich mal, dass man Team Deutschland immer auf der Rechnung haben muss!

Bis bald und bleibt sportlich!
Eure Berit

Super netter Typ: Marc Schuh
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