DVV-Vizepräsident David Schüler beim Verbandstag des WVV in Münster. Foto: WVV/Verena Gambero

11Jun2018

Portal „Volley Passion”: Der Widerstand wächst

Der Westdeutsche Volleyball-Verband (WVV) hat am frühen Sonntag Abend bei seinem Verbandstag in der Mensa der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster eine Entscheidung von großer Tragweite gefällt. Zur Debatte stand die Frage, ob der mitgliederstärkste Landesverband des DVV der kostenpflichtigen Einführung des Portals Volley Passion und einer Volley Card ab der Saison 2019/2020 zustimmt. Das Ergebnis war eindeutig: Von 309 Stimmen entschieden sich 256 dagegen, bei 37 Enthaltungen gab es nur 16 Ja-Stimmen.

Für den Deutschen Volleyball-Verband, der beim Hauptausschuss am kommenden Sonntag in Korntal-Münchingen über seinen Antrag abstimmen lassen will, bedeutet das eine herbe Abfuhr. Zumal zu vernehmen ist, dass sich auch andere Landesverbände wie Bayern und Württemberg gegen eine kostenpflichtige Volley Card entschieden haben sollen. Damit würden dem DVV bereits drei große Stimmenpakete fehlen. (Anm. der Redaktion: Auch Rheinland-Pfalz und Südbaden haben sich dagegen entschieden, siehe VM-Facebook-Seite) Im Frühjahr war die Einführung einer Volley Card beschlossen worden, im ersten Jahr kostenfrei. Danach sollen sich alle Aktiven künftig beim DVV registrieren und erhalten ab der Saison 2019/2020 nur noch dann eine Spiellizenz, wenn sie im Jahr zwölf Euro zahlen. Jugendliche ab 14 sollen sechs Euro zahlen.

In Münster hatten DVV-Vizepräsident David Schüler, zuständig für die Finanzen, und Erik Ackermann, Marketing-Leiter der Deutschen Volleyball Sport GmbH, den Auftrag, den WVV-Delegierten das neue Portal und die Volley Card schmackhaft zu machen. Schüler betonte die Notwendigkeit, neue Wege gehen zu müssen, um sich Spitzensport leisten zu können: „Schon 1981, als ich Kapitän der DVV-Männer war, ging es dem Verband schlecht. Heute ist das nicht anders. Ich bin angetreten, um die Situation zu verändern.” Das Portal sei die Lösung, Gelder zu akquirieren und „den DVV zum Innovationsführer werden zu lassen”. Über den Mehrwert werde „Volleyball auch für neue Partner interessant, die sich über Kontakte zu Volleyballern und hohen Reichweiten freuen”, betonte Ackermann.

Neben Schüler und Ackermann waren zuletzt auch andere Funktionäre auf Werbetour. Beim Verbandstag des saarländischen Verbandes in Saarbrücken sollte DVV-Vize Klaus Bommersheim Überzeugungsarbeit leisten, blieb aber ebenfalls erfolglos. Der neue SVV-Präsident Horst Bartsch, Nachfolger für Erhard Rubert, der nach 29 Jahren nicht mehr kandidierte, reist mit dem Auftrag zum Hauptausschuss, gegen die Einführung des kostenpflichtigen Portals zu stimmen. Bartsch sagt: „Die Initiative ist sicher interessant, aber die Bedenken der Vereine sind nicht richtig sondiert worden. Die Koppelung der Spielberechtigung an eine Volley Card ist einer der Knackpunkte.”

Ähnlich verliefen die Diskussionen in Münster, wo über die Schwierigkeiten im Alltag gesprochen wurde. So sagte ein Vertreter aus Paderborn: „Wir haben schon Probleme genug, dass die Passunterlagen ordentlich ausgefüllt werden und keine Herzchen über die i-Punkte gemalt werden. Ich würde gezwungen, einer Zwölfjährigen zu sagen, ,Du musst das jetzt machen oder Deine Eltern machen das für Dich.’ Ich wette, dass ein großer Prozentsatz gleich woanders hingeht.” Befürchtet werden Hürden, die verhindern, neue Mitglieder zu finden. Der Appell lautet: „Erschwert uns die Jugendarbeit bitte nicht noch mehr.”

Schüler machte in Münster deutlich, wie sehr der Dachverband auf neue Geldmittel angewiesen ist: „Im Leistungsbereich muss ständig gestrichen werden, Mittel für den Nachwuchs sind nicht vorhanden. Dabei wären brutale Veränderungen im Bereich Schule und Nachwuchs notwendig.” Sollte der Antrag auf Einführung eines kostenpflichtigen Portals abgeschmettert werden, muss der Vorstand andere Lösungen finden, um die fehlenden Mittel aufzutreiben.  

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