Moers kann sich in vier Sätzen in Berlin behaupten. Foto: www.fofo-herfet.de

23Feb2012

Moers sichert sich in Berlin Rang vier – Interview: Söhnke Hinz (Düren)

Zweite unverhoffte Pleite für die BR Volleys binnen fünf Tagen: Der Hauptstadtklub hat das abschließende Hauptrundenspiel gegen den Moerser SC mit 1:3 (23:25, 19:25, 25:17, 24:26) verloren. Dass die Berliner den ersten Satz trotz einer 18:11-Führung noch aus der Hand gaben, war womöglich bereits der Knackpunkt der Partie. Moers hat damit die Hauptrunde beendet und hat Rang vier vor Play-off-Gegner TV Bühl sicher. Die Baden-Württemberger erwarten am Wochenende zum Abschluss der Hauptrunde Tabellenführer Generali Haching.

Meister Friedrichshafen hat im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League einen Dämpfer hinnehmen müssen. Der Klub von Trainer Stelian Moculescu kassierte bei Zenit Kazan eine deutliche 0:3 (17:25, 21:25, 18:25)-Niederlage – die erste nach 14 siegreichen Spielen. „Wir sind mit zu hohen Erwartungen in das Spiel gegangen”, sagte VfB-Kapitän José. „Gegen eine Mannschaft wie Kazan dürfen wir die nicht haben. Wir müssen Punkt für Punkt spielen und sehen, was dann passiert. Vielleicht sind wir dann am Ende enttäuscht, weil wir verloren haben. So aber waren wir schon während des Spiels enttäuscht, weil wir unsere Erwartungen nicht erfüllen konnten.” Im Rückspiel am kommenden Dienstag haben die „Häfler” mit einem Sieg über die normale Distanz die Chance, den entscheidenden Golden Set herbeizuführen.

In der Bundesliga tritt der Tabellenzweite am Samstag zum Hauptrundenabschluss bei CV Mitteldeutschland an. Der Klub aus Sachsen-Anhalt könnte bei einem Sieg noch in die Play-offs einziehen. Und auch der VC Gotha und evivo Düren kämpfen noch um die Teilnahme an der Runde der besten Acht. Im Interview outet sich Dürens Trainer Söhnke Hinz als Karnevalsmuffel und erzählt die durch den Ausfall von Stefan Hübner geprägte Dürener Geschichte dieser Saison.

Herr Hinz, im Rheinland ist gerade der Karneval zu Ende gegangen. Haben Sie und Ihre Spieler die Gelegenheit genutzt, mal den Kopf frei zu bekommen oder haben Sie sich angesichts der anstehenden Aufgaben dem närrischen Treiben verweigert?
Als gebürtiger Hamburger habe ich eine gewisse Distanz zum Karneval. Einige Spieler haben sicherlich beim Umzug am Sonntag zugeschaut. Aber ich habe mich anders entspannt und mich auf die Aufgabe vorbereitet, die vor uns liegt.

Evivo Düren ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und war wochenlang nicht unter den besten Acht. Dennoch haben Sie nun immerhin die Play-off-Teilnahme fast sicher. Wie komisch kommt Ihnen die Saison vor?
Was heißt komisch? Wir haben viele, viele Probleme in dieser Saison. Sicherlich sind wir ein nicht unerhebliches Risiko eingegangen, weil wir viele Schlüsselpositionen mit sehr jungen Spielern besetzt haben, die zum ersten Mal eine Führungsrolle in einer Mannschaft innehaben. Alles unter der Maßgabe, dass Stefan Hübner das mit seiner Ausstrahlung und Erfahrung flankiert und den Jungen hilft, diese Rolle wahrzunehmen. Doch zu einem Zeitpunkt, als wir gut dastanden, ist er ausgefallen und hat Ende Januar seine Karriere beenden müssen. Das ist zusammengefasst die Geschichte dieser Saison. Wir haben es letztlich nicht geschafft, die Lücke zu schließen, die er hinterlassen hat – auf dem Feld und auch drumherum, in dem, was eine Profimannschaft ausmacht. Letztlich sind wir ein ganzes Stück hinter dem zurück, was wir uns vorgenommen haben.

In welchen Bereichen genau fehlt Stefan Hübner?
Es ist klar, dass ein solcher Spieler wie er in der Hierarchie unangefochten die Nummer eins ist. Er spornte die anderen im Training an und gab auch auf dem Spielfeld den Takt vor. Das zeigte sich in ganz vielen Kleinigkeiten in Training und Wettkampf. Auch die Gegner hatten vor einem wie Hübner natürlich mehr Respekt. Wenn der zum Schnellangriff ankam, warteten die Mittelblocker vielleicht schon mal zwei Zehntel länger. Wir haben versucht, sein Fehlen über das Kollektiv abzufangen. Aber es hat sich gezeigt, dass das nicht so einfach ist. Eine solche Qualität ist nicht zu ersetzen. Aber wir müssen jetzt damit klarkommen.

War die riskante Mannschaftszusammensetzung ein Fehler?
Wir haben uns gemeinsam vor der Saison zusammengesetzt und beschlossen, dass wir es so probieren wollen. Auch weil es für Topspieler in Düren nicht die Mittel gibt. Es hätte mit dieser Säule in der Mannschaft auch funktionieren können. Nichtsdestotrotz müssen wir, wenn wir die Saison analysieren, auch zu der Erkenntnis kommen, dass eine Säule eben doch zu wenig war.

Die Saison in Düren ist Ihre erste Station als Cheftrainer in der 1. Liga. Was haben Sie persönlich dazugelernt?
Der wesentlichste Unterschied ist, dass man nicht die Zeit wie im Nachwuchsbereich hat, um einen Spieler und eine Mannschaft zu entwickeln. Bei dem Spielrhythmus Samstag – Mittwoch – Sonntag hat man kaum Gelegenheit etwas zu reparieren, wenn es Probleme gibt. Zeit hat man im Profibereich nur, wenn es auch gut läuft.
Wie sehen Sie Ihre persönliche Perspektive in Düren?
Ich habe einen Vertrag über drei Jahre. Der Verein hat gesagt, dass wir vor der kommenden Saison alles auf den Prüfstand stellen – Vereinsführung, Trainer, Mannschaft. Das ist auch verständlich aus meiner Sicht, aber damit befasse ich mich nach dieser Spielzeit. Natürlich ist es mein Wunsch, hier weiterzuarbeiten.

Wie wichtig ist die Play-off-Teilnahme für Düren? Jüngst war zu lesen, dass dem Klub im Falle des Scheiterns bereits eingeplante Prämien entgehen und weiter ins Minus stürzen würden.
Wie sich das genau finanziell auswirkt, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube nicht, dass das existenzielle Bedeutung für den Klub hat. Entscheidender ist der Faktor, dass wir diese Saison mit der Play-off-Teilnahme noch irgendwie zu einem vernünftigem Abschluss bringen, um etwa neue Sponsoren für die kommende Saison zu gewinnen et cetera. Es sind in der Vergangenheit eine ganze Menge Erfolge dagewesen, die Ansprüche sind hier nicht gering.

Nun spielen Sie am Wochenende quasi darum, als Siebter gegen ihren Ex-Klub VfB Friedrichshafen antreten zu dürfen und nicht gegen Tabellenführer Haching.
Gegen wen wir spielen, ist mir völlig egal. Ich denke, dass Friedrichshafen und Haching in etwa auf einem Niveau einzustufen sind. Da habe ich keine Präferenzen. Aber Platz sieben ist besser als Platz acht, wir wollen uns mit zwei Siegen aus der Normalrunde verabschieden.

Wie intensiv ist der Kontakt zum Bodensee noch?
Vor allem zu den ehemaligen Kollegen im Nachwuchsbereich. Aber auch zu den Verantwortlichen für die erste Mannschaft. Die Volleyballwelt ist klein, da begegnet man sich ständig.

Was muss klappen, damit Sie Gotha schlagen?
Das ist fast schon eine Binsenweisheit: Aber wenn Gotha aus einer guten Annahme heraus agieren kann, dann spielen sie sehr variabel, sind sehr ausgeglichen besetzt. Man kann sich da nicht auf ein, zwei Leute konzentrieren. Das Hinspiel war eines unserer ganz schweren Spiele. Aber wir haben dennoch gesehen, wie wir dagegenhalten können. Wir müssen sie dahin bringen, dass sie in Annahme und Abwehr viele schwere Bälle lösen müssen.


Ergebnisse vom 22. Februar
Champions League (Viertelfinal-Hinspiel)
Zenit Kazan/RUS – VfB Friedrichshafen 3:0 (25:17, 25:21, 25:18)

1. Liga Männer
Berlin Recycling Volleys – Moerser SC 1:3 (23:25, 19:25, 25:17, 24:26)

Die nächsten Termine
1. Liga Männer
25.02. 20:00 TV Bühl – Generali Haching (Schwarzwaldhalle Bühl)
25.02. 20:00 RWE Volleys Bottrop – EnBW TV Rottenburg (Dieter-Renz-Halle)
25.02. 20:00 VC Gotha – evivo Düren (Goldberghalle)
25.02. 20:00 CV Mitteldeutschland – VfB Friedrichshafen (Jahrhunderthalle Spergau)

Von:  DVL

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