Im Hinspiel durfte er jubeln: Felix Koslowski, jüngster Trainer der Bundesliga Foto: Rene Siegling

27Mar2012

Suhls Trainer Koslowski: Schwerin muss uns erst einmal schlagen

Nichts für schwache Nerven: Gleich zwei der drei Favoriten auf die Deutsche Meisterschaft droht nach den Auftaktpleiten zum Play-off-Start das frühe Aus. So spannend und ausgeglichen, das prophezeien Trainer und Spieler seit Wochen, ist das Niveau in der heißen Phase der Meisterschaft selten gewesen. Die Roten Raben Vilsbiburg und der Schweriner SC müssen nach 2:3-Niederlagen in Wiesbaden und Suhl am Mittwochabend im Viertelfinal-Rückspiel unbedingt gewinnen, um die Verlängerung im Golden Set um den Halbfinaleinzug überhaupt zu erreichen. Denn bei einem Gleichstand nach Siegen, das Satzverhältnis ist dabei egal, entscheidet der direkt im Anschluss ausgetragene Satz bis 15.

Auch in der Partie zwischen VT Aurubis Münster und USC Münster ist nach dem 3:1-Auftaktsieg der Münsteranerinnen in der Elbestadt noch nichts entschieden. Im Duell zwischen Dresdner SC und Smart Allianz Stuttgart läuft nach dem Auswärtssieg der Sächsinnen in der Schwabenmetropole alles auf eine deutliche Halbfinal-Qualifikation des DSC hin.

Vor den Rückspielen in den Viertelfinal-Play-offs spricht Suhls Trainer Felix Koslowski – mit 28 Jahren der Jüngste seiner Zunft - über die besondere Situation bei der Begegnung gegen Schwerin, die Aufbruchstimmung beim jungen Team des VfB Suhl und die mitreißende Europapokalsaison.

Herr Koslowski, wie bedeutend ist der 3:2-Coup im ersten Play-off-Spiel gegen Ihren Heimatverein Schweriner SC für Sie persönlich und für den VfB Suhl?
Für mich ist dieser Sieg nicht wichtiger als ein Erfolg gegen Dresden oder Vilsbiburg. Dass ich Familie und Freunde in Schwerin habe und viele im Klub kenne, vergisst man beim Anpfiff. Für unser Team war dieser Sieg dagegen besonders, weil Schwerin derzeit das Maß des deutschen Volleyballs ist. Sie sind Deutscher Meister, Pokalsieger und in den vergangenen zwei, drei Jahren das beste Team der Bundesliga. Wir haben uns vorgenommen, zuhause ein richtig, richtig gutes Spiel zu zeigen. Es ist toll, dass wir das auf den Punkt geschafft haben und Schwerin so unter Druck setzen konnten. Die Euphorie war schon im Europapokal vorhanden und ist jetzt wieder da.

Glauben Sie, dass Sie im Rückspiel ie Sensation schaffen können?
Ja natürlich! Es wäre ja schlimm, wenn wir nicht dran glauben würden. In Schwerin wird es zwar nochmal eine Nummer härter, aber der SSC muss erstmal das Normalspiel und dann den Golden Set gewinnen, um weiterzukommen. Sie müssen uns also zweimal schlagen. Das heißt für uns, dass wir zweimal die Chance haben, ins Halbfinale einzuziehen. Wir haben aber auch genug Respekt vor Schwerin, doch dass solch ein Topteam gegen uns auf jeden Fall über die volle Distanz gehen muss, ist schon ein schönes Gefühl.

Keine einfache Situation, Ihre Mannschaft auf diese zwei Chancen im  Rückspiel und im Golden Set vorzubereiten.
Wir versuchen einfach, im regulären Spiel von Beginn an alles zu geben und das zu gewinnen. Das ist auch der einzige Weg, in so ein Endspiel zu gehen. Nur auf den Golden Set zu spekulieren und das Normalspiel wegzuschenken, ist aus psychologischer Sicht nicht möglich. Wir sind gut gerüstet für die Situation. Im Europapokal mussten wir gegen Köniz auch in den Golden Set und haben den gewonnen. Wir haben dadurch eine positive Erfahrung mit dieser Extremsituation gemacht. Aber in der Mannschaft spricht niemand im Vorfeld vom Golden Set. Das werde ich dann, wenn es dazu kommen sollte, in den Satzpausen ansprechen.

Sie sprechen die Europapokalsaison an, wo Sie bei der internationalen Premiere des VfB Suhl gleich ins Halbfinale des Challenge Cups gekommen sind.
In den ersten beiden Runden hatten wir sicher eine glückliche Auslosung. Aber danach gegen Köniz und im Viertelfinale gegen Ankara haben wir extrem gut Volleyball gespielt. Das war beeindruckend, da hat mich die Mannschaft überrascht, wie gut wir sein können.

Waren das die bislang besten Spiele Ihrer noch jungen Karriere als Cheftrainer?
Das Auswärtsspiel in Ankara war eines der besten Matches, seitdem ich in Suhl bin. Da machen wir in vier Sätzen 24 Blockpunkte und spielen taktisch super diszipliniert. Das war volleyballerisch sehr, sehr gut. Im Rückspiel haben wir Ankara dann nach dem 30:28 im ersten Satz niedergerungen.

Was macht Ihre Mannschaft so erfolgreich?
Wir haben einen relativ jungen Kader, hatten Glück mit ein, zwei Verpflichtungen, die sehr gut eingeschlagen haben. Das Mannschaftsgefüge ist toll, die Mannschaft passt vom Altersgefüge her perfekt zusammen und die Spielerinnen sind einfach hungrig. Die meisten hatten noch keine großen Erfolge, haben noch keine Titel gewonnen, und dann macht es Spaß, mit diesen Leuten zu arbeiten, weil sie heiß auf jedes Spiel sind. Da leuchten die Augen vor wichtigen Spielen wie am Sonntag gegen Schwerin. Da muss man als Trainer kaum noch was sagen, weil alle schon bis in die Haarspitzen motiviert sind.

Sie sind mit 28 Jahren der deutlich jüngste Bundesligatrainer. Woher nehmen Sie in solchen Situationen die Erfahrung?
Ich versuche das, was ich noch nicht habe, mit noch mehr Arbeit, noch mehr  Vorbereitung wettzumachen. Sicher lebe ich das Spiel ein bisschen mehr mit als ältere Trainer, weil es noch nicht so lange her ist, dass ich selbst gespielt habe. Da kann ich viele Situationen noch als Spieler nachvollziehen. Wir sind mit Leib und Seele dabei, und das überträgt sich auch auf das Team. Wir haben da eine wirklich gute Gruppe gebildet. Mein erster Co-Trainer ist auch 28 Jahre alt, der zweite Co-Trainer ist 23. Wir sind alle noch ganz jung - das passt hervorragend.

Damit ist Suhl Trendsetter, ein so junges Trainerteam kann kein Profiklub vorweisen.
Der Verein hat uns bei der Verpflichtung viel Vertrauen entgegengebracht. Ich bin zwar mit 28 Jahren noch jung, habe aber schon viel Erfahrung als Co-Trainer gesammelt - in Schwerin, in Italien und in der Nationalmannschaft. Ich weiß, wie motiviert ich damals als junger Co-Trainer war, und das schätze ich auch an meinem Team. Die kann ich nachts um drei anrufen, wenn ich ein Videozusammenschnitt brauche oder die Vorbereitung auf eine bestimmte Spielerin. Die sind jung, frisch und motiviert und das prägt auch unsere Zusammenarbeit mit der Mannschaft.

Sie sind seit 2006 Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Holen Sie sich auch für die Arbeit in Suhl Tipps von Bundestrainer Giovanni Guidetti?
Wir telefonieren oft, er ist einer der Ersten, der nach jedem Spiel eine SMS schickt. Ich tausche mich aber nicht nur mit Giovanni aus, da gibt es auch zwei, drei andere Kollegen, mit denen ich Probleme bespreche. Denn ich habe noch richtig viel zu lernen.

Von:  dvl

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