Ludwig/Walkenhorst (vorn) und Laboureur/Sude kämpfen derzeit um wertvolle Ranglistenpunkte. Foto: FIVB

29Jul2015

Beach: Der lange Weg nach Rio durch die Quali-Mühlen

Deutschlands Spitzenteams der Beach-Szene kämpfen in dieser Woche bei den Europameisterschaften im österreichischen Klagenfurt um Titel, Medaillen, Preisgeld und auch um Ranglistenpunkte. Letztere bringen vielleicht die ein oder andere Positionsverschiebung im Ranking der CEV. Viel wichtiger ist aber für die Nationalteams, dass die Punkte der EM in die FIVB-Rankings fließen, die für die Olympia-Qualifikation maßgeblich sind. 

Um dieses Procedere zu verstehen, muss man Geduld und Ahnung haben, für das Volleyball-Magazin bringt Ray Wenning beides mit. Wenning, der bis Jahresbeginn beim DVV als Beach-Koordinator angestellt war und mittlerweile beim Olympiastützpunkt in Stuttgart arbeitet, listet für das Volleyball-Magazin detailliert auf, wie sich das Rennen um die Startplätze in Rio entwickelt. In Stuttgart betreut er das Projekt „Internationale Spielbeobachtung/-analyse”. Darüber hinaus ist er für die Agentur „SchwabenSport Marketing” ebenfalls in diversen Sportprojekten tätig. Wenning hat auch dokumentiert, wie sich das komplizierte Prozedere mit der Zulassung zu Turnieren der World Tour gestaltet.

Hier erläutert er nun die Qualifikationskriterien Beachvolleyball für die Olympischen Spiele im brasilianischen Rio de Janeiro vom 06. bis zum 18. August 2016.

Ziel eines jeden Beachvolleyball-Profis ist einer der 24 Spots im jeweiligen Geschlecht bei den Olympischen Spielen. Diese 24 Startplätze pro Geschlecht (max. 2 Startplätze pro Nation) werden über fünf Wege verteilt:

Ein Startplatz an die Nation des Ausrichters der Olympischen Spiele (jeweils BRA)

Ein Startplatz an die Nation des Weltmeisters 2015 (jeweils BRA)

15 Startplätze an die Nationen der Top-15 Teams des Olympic World Ranking zum 13. Juni 2016

Das Olympic World Ranking wird in Kürze auf der FIVB Website veröffentlicht und beinhaltet die besten zwölf Ergebnisse im Qualifikationszeitraum vom 01.01.2015 bis 12.06.2016

o Voraussetzung: mind. zwölf Teilnahmen bei Qualifikationsturnieren

o Falls bereits zwei Startplätze an eine Nation vergeben worden sind (z.B. an BRA siehe oben), werden weitere Teams der Nation übergangen und Rang 16 / 17 / 18 etc. berücksichtigt

Fünf Startplätze an die Siegernationen der fünf „Continental Cup Finals“ im Zeitraum 20. bis 26. Juni 2016

o Teilnahme nur von Nationen erlaubt, die bislang noch keine zwei Startplätze erreicht haben

o Teilnahme nur von Teams erlaubt, die für ihre Nation noch keinen Startplatz über das Olympic World Ranking erreicht haben

Zwei Startplätze an die zwei ersten Nationen der „FIVB World Cup Olympic Qualification“ im Zeitraum 04. bis 10. Juli 2016

o Teilnahme aller zweit- und drittplatzierten der fünf Continental Cup Finals

o Teilnahme nur von Teams erlaubt, die für ihre Nation noch keinen Startplatz über das Olympic World Ranking erreicht haben

Startplätze über das Olympic World Ranking:
Unter der Voraussetzung, dass die Teams in 2016 alle weiteren Kriterien seitens des Deutschen Olympischen Sportbundes (Eligibility Entry Form des IOC, Athletenvereinbarung des DOSB, Sportmedizinische Grunduntersuchung, Anti-Doping-Verpflichtungen) erfüllen, wird das beste bzw. werden die zwei besten Teams des Olympic World Ranking grundsätzlich vom DVV dem DOSB-Vorstand zur Nominierung für die Olympischen Spiele vorgeschlagen.

Ausnahmeregelungen:
1. Wenn es ein Team trotz einer längeren Verletzung auf einen Rankingplatz innerhalb der 15 Nationen Startplätze des Olympic World Rankings schafft, aber womöglich hinter zwei anderen deutschen Teams liegt, schlägt der DVV dem DOSB die Nominierung der beiden Teams mit den potentiell höchsten Medaillenchancen bei den Olympischen Spielen vor.

Eine längere Verletzung wird angenommen, wenn das Team im Qualifikationszeitraum mehr als 25% der möglichen Qualifikationsturniere in Folge nicht spielen kann.

Das Team muss seine Leistungsfähigkeit nach der Verletzung jedoch durch eine Bestätigung des Verbandsarztes sowie ein gutes internationales Ergebnis nachweisen:

- 9. Platz bei der Major Series oder einem Grand Slam oder

- 5. Platz bei einem FIVB Open oder

- zwei Siege des Teams bei Continental Cup oder World Cup Olympic Qualification (bei Ausscheiden in 1. Runde reicht ein Sieg)  

Die höchsten Medaillenchancen werden durch ein sogenanntes Endkampf-Ranking dargestellt, bei dem unterschiedliche Punkte für verschiedene internationale Ergebnisse vergeben werden:

- FIVB Grand Slam, Major Series, WM: Gold = 5 Punkte, Silber = 4 Punkte, Bronze = 3 Punkte, 4. Platz = 2 Punkte, 5. Platz = 1 Punkt

- CEV EM: Gold = 3 Punkte, Silber = 2 Punkte, Bronze = 1 Punkt)

Bei Gleichstand zwischen zwei oder mehr Teams entscheidet die bessere Position im Olympic World Ranking.

2. Auch für einen Weltmeistertitel war eine Ausnahmeregelung vorgesehen. Das Weltmeisterteam hätte zwar keinen direkten Spot für die Olympischen Spiele erhalten, falls es aber nur als drittes oder weiteres Team innerhalb der 15 Nationen Startplätze des Olympic World Rankings platziert gewesen wäre, hätte es eine zweite Chance über einen Entscheidungswettkampf „best of three“ (zwei Siege) gegen das zweite deutsche Team des Olympic World Ranking im Zeitraum 27.06. bis 17.07.2016 (vorzugsweise im Rahmen der Deutschen Beach-Tour) gehabt.

Startplätze über Continental Cup Final oder World Cup Olympic Qualification:
Falls nur ein oder kein Team über das Olympic World Ranking qualifiziert ist, dürfen die beiden besten nicht qualifizierten Teams nach Olympic World Ranking am Continental Cup Final und ggf. World Cup Olympic Qualification teilnehmen.

Wenn eines dieser Teams im Qualifikationszeitraum keine Medaillen-/Endkampfchance (Platz eins bis fünf bei FIVB Grand Slam, Major Series oder WM bzw. Platz eins bis drei bei EM) nachweisen kann und ein Team mit höherer Medaillenchance wegen einer längeren Verletzung (Definitionen siehe oben) schlechter platziert ist, entscheidet auch hier das Endkampf-Ranking über die Teilnahme der Teams am Continental Cup und gegebenenfalls World Cup Olympic Qualification.

Leider können die zwei Teams nur einen Startplatz für die Olympischen Spiele erreichen, daher kommt es auch in diesem Fall zu einem Entscheidungswettkampf „best of three“ (zwei Siege) zwischen diesen beiden Teams im Zeitraum 27. Juni bis 17. Juli 2016 (vorzugsweise im Rahmen der Deutschen Beach-Tour). Der Sieger wird vom DVV dem DOSB zur Nominierung vorgeschlagen.

Ausnahmeregelungen:
1. Falls ein Team mit längerer Verletzung zusätzlich Medaillen-/Endkampfchancen hat und das andere Team ohne Medaillen-/Endkampfchance ist, schlägt der DVV dem DOSB die Nominierung des Teams mit Medaillen-/Endkampfchance vor, ohne das ein Entscheidungswettkampf stattfindet.

2. Falls ein Team mit Medaillen-/Endkampfchancen (ohne längere Verletzung) und das andere Team ohne Medaillen-/Endkampfchance ist, benötigt das Team mit Medaillen-/Endkampfchance einen Sieg und das Team ohne Medaillen-/Endkampfchance zwei Siege, um vom DVV zur Nominierung vorgeschlagen zu werden.

Bei einem verletzungsbedingten Ausfall eines für die Olympischen Spiele nominierten Spielers schlägt der DVV-Vorstand unter Berücksichtigung der Kriterien aktuelle Form, Medaillen-/Endkampfchance sowie des oben definierten Leistungsnachweises des neuen Teams bei einem Qualifikationsturnier im Rahmen einer Einzelfallentscheidung ein Ersatzteam zur Nominierung vor.

Bei einer Verletzung nach der Nominierung durch „Entry by Name“ am 18. Juli 2016 sind für das „late replacement“ zusätzlich die Vorgaben von FIVB und IOC zu beachten.

Die sportfachliche Entscheidung, welche Teams dem DOSB zur Nominierung vorgeschlagen werden, trifft in allen aufgeführten Fällen der Vorstand des DVV auf Vorschlag des Leitungsstabes Beach.

Die Nominierung des DOSB erfolgt in drei Nominierungssitzungen. Aufgrund der späten Qualifikationsmöglichkeiten über die World Cup Olympic Qualification (04. bis 10. Juli 2016) wird die Beachvolleyball-Nominierung in der letzten Sitzung Mitte Juli 2016 erfolgen.

Von:  Ray Wenning/weg

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