Schlimmer Verdacht: Das Lachen ist Alexander Markin (links) längst vergangen

10Mar2016

Was bedeutet der Dopingfall Alexander Markin für die DVV-Männer?

Die Frage steht im Raum und muss irgendwann beantwortet werden: „Was nun, FIVB?” Gestellt hat sie Vital Heynen, Trainer der DVV-Männer. Tatsächlich ist der Weltverband in einer unangenehmen Angelegenheit gefordert: Der russische Nationalspieler Alexander Markin wurde beim Olympia-Qualifikationsturnier Anfang Januar des Dopings überführt. Der Athlet von Dynamo Moskau hatte das Mittel Meldonium in seinem Körper, das bereits der Tennisspielerin Maria Scharapowa zum Verhängnis wurde.

Ganz offenbar ist Meldonium im russischen Spitzensport weit verbreitet, auch der fünffache Sprint-Weltmeister im Eisschnelllauf, Pawel Kulischnikow, sowie der Olympiasieger im Shorttrack, Semjon Jelistratow, sollen Medienberichten zufolge positiv getestet worden sein. Meldonium wird häufig bei Erkrankungen des Herzkreislaufsystems verschrieben, es hat stärkende Wirkung und verbessert den Stoffwechsel. Es ermöglicht höhere Belastungen und eine schnellere Regeneration.

Die Crux für Athleten, die dieses Mittel zur Leistungsförderung nehmen: Bis Ende letzten Jahres war Medonium legal, seit 1. Januar steht es auf der Liste der verbotenen Substanzen. Doch das hat sich offensichtlich noch nicht vollständig herumgesprochen, sodass auch der Volleyballer Markin überführt wurde. In Russland wird betont, Markin habe das Präparat bereits im Dezember genommen, als es noch nicht auf der Dopingliste stand. Das ändert allerdings nichts daran, dass er im Januar positiv getestet wurde, als es bereits verboten war.

Professor Dr. Manfred Holzgraefe aus Seesen in Niedersachsen, Mitglied der medizinischen Kommission der FIVB, will sich „im Detail nicht zum Vorgang äußern, da es sich um einen laufenden Prozess handelt und die Fakten vertraulich sind”. Nicht einmal den Namen des überführten Spielers mag Holzgraefe nennen, doch nach übereinstimmenden Berichten aus Russland, Frankreich, Deutschland und Italien handelt es sich um Alexander Markin.

Der Angreifer taucht seit Anfang Februar nicht mehr im Kader seines Klubs Dynamo Moskau auf und muss mit einer langen Sperre rechnen. Darüber, welche Konsequenzen der Dopingfall für das russische Team hat, kann derzeit nur spekuliert werden. Womit wir wieder bei der Eingangsfrage wären. Deutschland landete beim Qualifikationsturnier auf Rang vier und ist damit in Rio nur Zuschauer. Würde Turniersieger Russland disqualifiziert, würde sich eine neue Tür öffnen, denn die Teams auf den Rängen zwei und drei erhalten im Mai eine weitere Chance bei einem Turnier in Japan. Auch Frankreich würde von einem Ausschluss profitieren, der Europameister wäre direkt für Rio qualifiziert. „Wir werden uns mit den Franzosen besprechen, welche Maßnahmen wir ergreifen können“, sagt Michael Evers, Vizepräsident Sport im Deutschen Volleyball-Verband (DVV).

Die deutschen Chancen, doch noch beim Festakt unter den fünf Ringen aufschlagen zu dürfen, sind allerdings allenfalls vage. Die Regularien der FIVB sind nämlich wachsweich formuliert. Dort heißt es unter Punkt 11.1, dass die Kommission bei Dopingvergehen auch die gesamte Mannschaft bestrafen kann, nicht muss. Der Weltverband hat also freien Gestaltungsspielraum. Es ist kaum vorstellbar, dass die Funktionäre einen ihrer mächtigsten Verbände, der noch dazu Titelverteidiger ist, vom olympischen Turnier ausschließen werden, wenn sie am 19. April über den Fall Markin verhandeln.

Fest steht, dass die Russen mit Meldonium ein handfestes Problem haben. Während Kreml-Sprecher Dimitri Peskow beim Fall Scharapowa noch beteuerte, es falle „kein Schatten auf den russischen Sport und auf die großartigen Leistungen unserer Athleten“, ist mittlerweile klar, dass die Situation weitaus dramatischer ist. Wegen der sich häufenden Dopingfälle wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro forderte der Parlamentsvize Igor Lebedew nun eine Sondersitzung des russischen Nationalen Olympischen Komitees. Der Agentur Interfax sagte Lebedew: „Wir sehen, wie in dem Dopingskandal einer nach dem anderen die Sportler auffliegen, auf deren Erfolg wir bei den Olympischen Spielen zählen.” Russlands Volleyballer könnten jedoch – zum Leidwesen der Deutschen – mit einem blauen Auge davonkommen.

Von:  fex

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