Geschafft: Lars Flüggen und Markus Böckermann spielen in Rio bei den Olympischen Spielen. Foto: FIVB

10Jun2016

Beach: Rio-Tickets für Böckermann/Flüggen und Borger/Büthe – Matysik klagt über die Südamerikaner

Ein Liebespaar hätte sich nicht inniger herzen können. Lars Flüggen und Markus Böckermann knuddelten sich auf dem sandigen Untergrund im Hamburger Tennisstadion Rothenbaum wie liebestoll. Mit 2:0 (21:17, 21:18) hatten sie das deutsch-deutsche Duell gegen Kay Matysik und Jonathan Erdmann gewonnen und sich damit endgültig für die Spiele in Rio qualifiziert. Olympia, wir kommen, die Freude der beiden war unbeschreiblich. Markus Böckermann stand später mit einer kleinen blutigen Wunde an der rechten Hand in der Mixed-Zone und sagte: „Ich hab meine Faust irgendwo hin gerammt, ich hoffe nicht in Lars Körper, dabei ist das jedenfalls passiert.”

Der Druck sei unbeschreiblich groß gewesen. ”Es war die schwerste Nacht meines Lebens, ich hatte so viele Gedanken und bekam sie nicht sortiert”, so Böckermann, der nur hoffte, das Team würde davon nichts merken. Seine Nerven seien wie Nudeln gewesen, ”die hätte kein Kantinenchef der Welt weicher kochen können.” 

Im Spiel zuvor hatten die Mexikaner Virgen/Ontiveros gegen Alvaro Filho/Vitor Felipe klar mit 2:0 (21:9, 21:16) gewonnen. Was die Ausgangslage für die Deutschen nur verschärfte: Wenn die Mexikaner Platz fünf bem Major in Hamburg erreichen, nehmen sie dem Verlierer des deutsch-deutschen Duells das Olympia-Ticket aus der Hand. ”Dadurch war der Druck für uns noch größer”, sagte Lars Flüggen. 

Zumal beim Spiel der Mexikaner alle Beobachter das Gefühl von einem abgesprochenen Ergebnis hatten. Kay Matysik fand nach seinem eigenen Turnier-Aus deutliche Worte für eine mögliche Manipulation: ”Ich habe die Sportler direkt gefragt und ihnen in die Augen geschaut. Sie machen nicht mal einen Hehl daraus.” Sie hätten nur gesagt: „What can I do?” Es sei bitter, dass die Deutschen in der Auslosung gegeneinander gekommen sind und einer rausfliegen musste. Dabei sei es am Ende egal, ob ”wir schlecht oder gut gespielt haben”: ”Aber was mich persönlich traurig macht ist, dass wir in unserer Sportart nach zwei Jahren harter Arbeit verarscht werden. Traurig auch, dass das gerade hier in Deutschland passiert.”

Matysik sprach auch von Interessen der Südamerikaner untereinander, finanzieller Art, aber auch unter den Trainern, die sich sehr gut kennen und verstehen: ” Wenn man weiterrechnet heißt das, das Mexiko im Continental Cup nicht dabei ist, dafür aber Chile nachrückt. Die sind alle miteinander befreundet.” Ontiveros wehrte sich gegen die Vorwürfe: ”Das ist nicht wahr, es ist nicht okay, den Fairplay zu beschmutzen.”

Nun hing für Erdmann/Matysik alles vom Ausgang der Partie in der zweiten K.o.-Runde der Mexikaner gegen die Letten Plavins/Regza ab. Er habe aus Spaß zu den Letten gesagt, ”egal, was die anderen Euch zahlen, wir verdoppeln das.” Aber leider habe er sowieo nicht genug Geld, glaubt er. 

Auf Court vier siegten dann die Mexikaner in zwei Sätzen mit 21:18 und 21:19 gegen die Letten und dürfen nach Rio. Das bedeutet, dass Erdmann/Matysik und ein zweites deutsches Männer-Duo nun beim Continental Cup in Stavanger antreten, um dort den Sprung nach Rio zu schaffen. Dazu ist der Turniersieg notwendig. Wird Deutschland dort Zweiter oder Dritter gibt es eine letzte Chance beim FIVB Continental Final vom 5. bis 10. Juli in Sochi/RUS, wo die letzten beiden Rio-Tickets ausgespielt werden.

Böckermann/Flüggen zogen am Nachmittag durch ein 2:0 gegen die Polen Fijalek/Prudel in die 3. K.o.-Runde ein, erklärten aber am frühen Abend, dass sie aus Verletzungsgründen, die wohl eher eine Vorsichtsmaßnahme sind, nicht antreten werden. Damit beenden sie das Major auf Rang fünf.

Ludwig/Walkenhorst im Halbfinale gegen Walsh/Ross (USA)
Bei den Frauen ist die Frage nach den Olympia-Fahrerinnen klar beantwortet. Neben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst dürfen Karla Borger und Britta Büthe die Reise an die Copacabana antreten. Katrin Holtwick und Ilka Semmler hätten in Hamburg das Major gewinnen müssen, schieden aber bereits in der 1. K.o.-Runde durch ein 0:2 (18:21, 17:21) gegen Humana-Paredes/Pischke aus Kanada aus.

Die frischgebackenen Europameisterinnen Ludwig/Walkenhorst stehen am Samstag im Halbfinale des Hamburger Major. Dort stehen die ersten Vier der Olympia-Rangliste. Ludwig/Walkenhorst spielen gegen Walsh/Ross aus den USA. Das zweite Halbfinale bestreiten die brasilianischen Teams Agatha/Barbara und Larissa/Talita gegeneinander.

Ergebnisse der deutschen Teams am Freitag
1. K.o.-Runde Frauen

Laboureur/Sude – Duda/Eliza Maia (BRA) 1:2 (24:22, 19:21, 17:19)
Holtwick/Semmler – Humana-Paredes/Pischke (CAN) 0:2 (18:21, 17:21)
2. K.o.-Runde

Ludwig/Walkenhorst – Humana-Paredes/Pischke (CAN) 2:0 (21:18, 21:16)
Borger/Büthe – Meppelink/van Iersel (NED) 0:2 (11:21, 21:23)
3. K.o.-Runde
Ludwig/Walkenhorst – Juliana/Lima (BRA) 2:0 (21:13, 22:20)

1. K.o.-Runde Männer
Böckermann/Flüggen – Erdmann/Matysik 2:0 (21:17, 21:18)
2. K.o.-Runde
Böckermann/Flüggen – Fijalek/Prudel (POL) 2:0 (21:19, 21:18)

Ansetzungen für Samstag
Halbfinale Frauen
12.00 Uhr Ludwig/Walkenhorst – Walsh/Ross (USA)
13.00 Uhr Agatha/Barbara (BRA) – Larissa/Talita (BRA)

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