Es läuft immer besser: Kira Walkenhorst (links) und Laura Ludwig nähern sich ihrer WM-Form

31Jul2017

Beach-WM: Ludwig/Walkenhorst kommen immer besser in Form

Der Zeitplan war wirklich ungewöhnlich: Für acht Uhr morgens setzte Trainer Jürgen Wagner für seine Spielerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst eine Einheit im Kraftraum an. Das muss im Normalfall nichts bedeuten, doch in diesem Falle schon. Schließlich befinden sich die Beachvolleyballer derzeit mitten in ihren Weltmeisterschaften, die auf der Wiener Donauinsel ausgetragen werden.

Nun ist es nicht so, dass Wagner sein pritschendes Personal gerne mit Zusatzschichten quält, doch derzeit läuft im Team Ludwig/Walkenhorst alles ein wenig intensiver ab als sonst. Es fehlt vor allem eins: Zeit. Und das liegt daran, dass Kira Walkenhorst aufgrund einer Viruserkrankung wochenlang ausfiel und dadurch die übliche Vorbereitung auf ein Großereignis wie eine WM ausfiel. Es muss also alles komprimiert absolviert werden, und deshalb kann solch ein Crashkurs hin zur Bestform auch schon mal ein Krafttraining am Spieltag beinhalten.

Größere Sorgen, seine Schützlinge damit zu überfordern, macht sich Wagner nicht. „Andere würden an einer solchen Belastung zerbrechen, aber wenn du vier Jahre lang diesen athletischen Aufbau wie Kira und Laura hinter dir hast, kannst du das verkraften.“

Wie gut die Olympiasieger, die vor einem knappen Jahr das Weltniveau nach Belieben bestimmten, schon wieder drauf sind, zeigten sie beim deutsch-deutschen Duell auf dem brütend heißen Center Court. Ludwig/Walkenhorst gewannen ihre dritte Vorrundenbegegnung gegen Karla Borger und Margareta Kozuch in einem teilweise hochklassigen Schlagabtausch mit 2:0 (21:19, 21:18) und überzeugten dabei nicht nur ihren strengen Trainer: Wagner blickte zufrieden und konstatierte „wenig Eigenfehler und eine sehr gute Abwehrleistung“. Da ging Blockerin Kira Walkenhorst mit sich und ihrer Partnerin härter ins Gericht: „Uns fehlt noch ein wenig die Konstanz, wir haben noch Phasen in unserem Spiel, in denen wir zwei oder drei Punkte in Folge abgeben.“ Doch die Sicherheit, zusammen auf dem Feld zu stehen und das richtige zu machen, komme immer mehr zurück.

Es ist ein hochintensiver Wettlauf gegen die Uhr, ein Team, das unter normalen Umständen eindeutiger Titelfavorit wäre, in eine Verfassung zu bringen, um die Medaillen mitspielen zu können. „Ein wenig Präzision, ein wenig Balltouch fehlen noch“, sagt Wagner. Also genau dieser kleinen aber feinen Nuancen, die Weltklassespieler in die Lage versetzen, einen entscheidenden Ball aus der Not heraus genau auf die Linie zu platzieren.

Nach dem ersten WM-Auftritt hatte Laura Ludwig zu Protokoll gegeben, im Vergleich zur Topform von Rio sei ihr Team „im Moment vielleicht bei 80 Prozent“. Doch der Trend zeigt eindeutig nach oben. Es gebe zwar „noch nicht so viele Ballwechsel, bei denen wir 100 Prozent bringen“, sagt Kira Walkenhorst, „aber wir kratzen immer öfter dran.“

Nun gehe es darum, sich in der zweiten Turnierphase, in der es in den K.o.-Runden ums Überleben geht, noch möglichst viel Sicherheit und Souveränität draufzuschaffen. Auch wenn die Rahmenbedingungen alles andere als optimal sind, ist es einem Team von dieser Klasse durchaus zuzutrauen, die geplante Punktlandung zu schaffen und genau zum richtigen Zeitpunkt voll da zu sein. Also dann, wenn die starken Brasilianerinnen, Team Kanada oder die Weltranglistenzweiten Chantal Laboureur und Julia Sude die Olympiasiegerinnen vom Thron stürzen wollen.

Das wollen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst tunlichst vermeiden. Nach drei Erfolgen in der Gruppenphase sehen sie sich auf einem guten Weg. Aber ob das reicht, um am Ende den letzten großen Titel zu gewinnen, der dem Erfolgsduo noch fehlt, werden die nächsten fünf Tage zeigen. „Es wird von Spiel zu Spiel besser“, sagt Laura Ludwig, die auch in anspruchsvollen Zeiten nie ihr strahlendes Lächeln und ihren ansteckenden Optimismus verliert: „Ich spüre, wie der Rhythmus zurückkehrt und kann es gar nicht abwarten, wieder auf den Center Court zurückzukehren.“

 

Von:  fex

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