Der Chef spricht und alle hören zu: Andrea Giani will mit den DVV-Männern Geschichte schreiben

30Aug2017

DVV-Männer: Gianis Arbeit trägt erste Früchte

Seit einem knappen halben Jahr ist Andrea Giani als Bundestrainer im Amt. Bei der EM in Polen erntet der Italiener die ersten Früchte für seine Arbeit und für seine Auffassung vom modernen Volleyball. Das deutsche Team zog ungeschlagen ins Viertelfinale ein und darf von der ersten EM-Medaille träumen.

Auch Volleyball ist ein Ergebnissport. Und da war der bisherige Sommer für die DVV-Männer enttäuschend: Das Aus in der WM-Qualifikation, nur Platz drei in der World League Gruppe drei. Die Ziele wurden verfehlt. Giani machte dafür den vielfach wechselnden Kader verantwortlich, in allen Wettbewerben musste er stets neue Spieler einbauen und auf einige andere verzichten. Deshalb zog er nach der WM-Qualifikation in Belgien einen Strich und setzt in Polen auf die Spieler, die bedingungslos die Vorbereitung und das Turnier mitmachen.

Knapp vier Wochen bereitete sich das Team in Kienbaum intensiv vor, zudem gab es Testspiele gegen Finnland und Belgien (alle endeten 3:1 für die DVV-Auswahl). Heinz Wübbena, DVV-Vizepräsident Volleyball, hatte schon vor der EM ein gutes Gefühl: „Ich habe vor dem Länderspiel in Bremen lange mit Andrea gesprochen und hatte danach den Eindruck: Das wird was.“

Die Spieler in Stettin sind zum großen Teil dieselben wie in Belgien, dennoch ist es ein ganz anderes Team: Kraftvoll, mannschaftsdienlich, aggressiv, selbstbewusst. „Wir haben hauptsächlich an der Einstellung gearbeitet. Wenn kleine Sachen funktionieren, kommt automatisch das Selbstvertrauen“, schildert Kapitän und Zuspieler Lukas Kampa den Wandel.

Giani hat eine weitere Erklärung: „Die Spieler haben mein System nun verinnerlicht und spielen einfach.“ Sie müssen nicht mehr über die Aktionen nachdenken, die kommen, sondern wissen bereits, was zu tun ist und müssen es lediglich umsetzen. Giani fordert Druck im Aufschlag und Angriff, quasi die italienische Schule. So ist er zu einem der größten Spieler der Volleyball-Geschichte geworden und mit 474 Einsätzen Italiens Rekordnationalspieler.

Wenn man mit Giani spricht, fallen immer die Worte „energy“ und „push“. Der 47-Jährige will, dass sein Team immer auf dem Gaspedal bleibt und mit vollem Herzen bei der Sache ist. Deshalb war er trotz des deutlichen 3:0 gegen die Tschechische Republik mit einem Abschnitt der Partie nicht zufrieden: „Am Ende des zweiten Satzes war ich ärgerlich, weil wir keinen Druck mehr ausgeübt haben. Wir müssen immer pushen.“

Um dies über einen längeren Zeitraum zu schaffen, schöpft Giani alles aus, wechselte in jedem Spiel Simon Hirsch, Ruben Schott und Jan Zimmermann zum Aufschlag ein – mit großem Erfolg: „Die Spieler, die eingewechselt wurden, haben eine hervorragende Mentalität, übernehmen Verantwortung, wenn sie das Feld betreten, und haben uns zahlreiche Breakpunkte ermöglicht“, so Giani.

Auch wenn der zweifache Familienvater fast alles in seiner Karriere gewonnen hat (unter anderem wurde er vier Mal Europameister), ist er immer freundlich und bescheiden geblieben. „Wir denken weiter Schritt für Schritt und bleiben mit beiden Füßen auf dem Boden“, sagte er nach dem überzeugenden Auftritt gegen die Tschechen. So tickt die Volleyball-Ikone, die sich anschickt, auch mit der deutschen Mannschaft Geschichte zu schreiben.

Von:  dvv

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