Tobias Krick brillierte bei der EM, sein Vater Jörg spricht Klartext

08Sep2017

Jörg Krick: "Da muss mehr kommen"

Zehn Hauptrundenspiele der Bundesliga-Saison 2017/18 werden auf Sport1 übertragen. Alte und neue Fans des Männervolleyballs, die beim EM-Finale mit den deutschen Männern mitfieberten, werden davon allerdings nicht profitieren. Die Vereinbarung beinhaltet nämlich ausschließlich Spiele aus der Frauen-Bundesliga. Jörg Krick, Geschäftsführer und Investor des Meisterschaftsdritten United Volleys Rhein-Main und Vater von Nationalspieler Tobias Krick, kann das nicht nachvollziehen.
 
Ausschließlich Frauen-Volleyball live im TV: Eine Enttäuschung oder ein erster Schritt?
Für die Frauen-Bundesliga ist das natürliche eine gute Nachricht und verdiente Belohnung für engagierte Arbeit. In der aktuellen Situation ist das aber auf jeden Fall auch eine große Enttäuschung und für mich absolut unverständlich. Unsere Männer-Nationalmannschaft hat mit dem zweiten Platz bei der EM und den unglaublich spannenden und hochklassigen Spielen in Polen einen echten Hype verursacht, den es – anders als bei WM-Bronze vor drei Jahren – unbedingt zu nutzen gilt. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Leute, auch Medienvertreter, mich in den vergangenen Tagen darauf angesprochen haben, wie großartig sie unseren Sport erlebt haben.
 
Was ist diesmal denn anders als bei der WM 2014 oder der Frauen-EM 2013 im eigenen Land?
Ich hätte mir bis vor kurzem nicht vorstellen können, dass das ZDF-Sportstudio  eine Sendung mit einem so tollen und emotionalen Beitrag über Volleyball eröffnet. Natürlich hat dabei eine Rolle gespielt, wie das Team unter dem neuen Bundestrainer Andrea Giani gegen die Giganten des Weltvolleyballs aufgetreten ist. In Gianis Heimat Italien, wo der Mann eine der größten Sportlegenden ist, haben 2,4 Millionen Menschen das Gruppenspiel Deutschland gegen Italien am TV verfolgt. Das muss man sich einmal vorstellen.

Was müsste nun passieren?
Wenn es nach so langer Zeit die Chance gibt, die Volleyball Bundesliga ins Free-TV zu bekommen, darf das auch kurzfristig nicht auf die Frauen beschränkt bleiben. Da muss mehr kommen. Sport1 hat von den Volleyballfans zu Recht viel Lob für die EM-Final-Berichterstattung erhalten, da muss man jetzt noch einmal draufsatteln. Wenn ich allein sehe, wie unsere beiden EM-Stammspieler zurzeit gefragt sind, wäre alles andere unverzeihlich. In Polen und Italien sind das jetzt Topstars, auch bei uns werden die Jungs jetzt ganz anders wahrgenommen. ARD und ZDF konnten bislang schon für einen niedrigen fünfstelligen Betrag Bewegtbilder aus der Volleyball Bundesliga zeigen, während für Fußball Millionen ausgegeben werden und noch das letzte Freundschaftsspiel übertragen wird. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den deutschen Sportfans mehr und vielfältigere Spitzenleistungen zu bieten als nur diese Monokultur.
 
Was muss aus Ihrer Sicht noch passieren, um Volleyball in Deutschland einen anderen Stellenwert zu verschaffen?
Wir brauchen weitere und nachhaltige Erfolge auf Grundlage einer durchdachten Nachwuchsförderung. Bei uns spielen drei junge Mitglieder des aktuellen Nationalteams, dazu sechs weitere Deutsche. Wir haben da durchaus einen Trend gesetzt. Der HR hat in diesem Jahr unser Europacup-Halbfinale live gezeigt, es bewegt sich also etwas. Wir haben deutsche Olympiasieger und Weltmeister im Beachvolleyball, Medaillengewinner und Champions-League-Finalisten in der Halle.  Wenn die Sender Volleyball mit seiner ganzen Dramatik professionell präsentieren,  werden auch die Quoten stimmen. Es wird Zeit, dass bei uns eine faire und gleiche Behandlung der großen Mannschaftssportarten in den Medien sichergestellt wird.

Von:  United Volleys

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