Bom dia aus Rio!

VM-Chefredakteur Klaus Wegener schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über Erlebnisse bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Flip-Flops-Verbot an der Copacabana

Klarer Hinweis…

Es soll der schönste Strand der Welt sein, die Copacabana, wo immer die Sonne scheint, wo Minimalbekleidung angesagt, will man in der Sonne liegen, wo Flip-Flops der Kultmarke Havaianas das einzig passende Schuhwerk sind, wo Beachvolleyball das Herzstück der olympischen Spiele werden soll. Und dann hängt da dieses unmissverständliche Schild am Eingang in den Medienbereich: „Flip flops and sandals are not allowed in the media area.” Angelo Sqeuo ist seit vielen Jahren Direktor für Beachvolleyball im Weltverband FIVB und kann es nicht fassen: „Wo hängt das Schild?”, will er wissen. Er habe doch extra eine Hose angezogen, die er oberhalb der Knie per Reißverschluss um die Hälfte verkürzen kann, um sich ebenso der Szene besser anzupassen. Ein Flip-Flop-Verbot gehört auch nicht in sein Bild, das er vom Turnier der Sandartisten aufbauen will. „Es wird der Hot Sport in Rio, davon bin ich total überzeugt.” Alle werden kommen, einige Prominente wie US-Außenminister John Kerry waren schon da. Leger gekleidet, Kerry weiß, dass am Strand eine andere Art der Uniformierung angesagt ist als bei einem Auftritt vor dem US-Senat in Washington.

US-Außenminister John Kerry (Mitte) beim Beach-Turnier

„Beachvolleyball is coming home”, das ist Sqeuos Vision. Es soll der Höhepunkt werden in der Geschichte Olympischer Beachvolleyball-Turniere seit deren Premiere vor zwanzig Jahren in Atlanta. Der Weg zum Hot Spot olympischer Spiele war holprig. In Atlanta sollte ursprünglich im 250 Meilen entfernten Savannah gespielt werden, bis sich die Macher entschlossen, es doch direkt in Atlanta zu versuchen und mit einem großen Rahmenprogramm, mit Musik, mit DJ und Moderatoren professionell zu präsentieren. Alle Skeptiker waren am Ende begeistert. Fast alle Spiele waren ausverkauft, auch, weil das US-Team Kiraly/Steffes Gold gewann. Vier Jahre später in Sydney wurde am Bondi Beach das nächste Kapitel geschrieben. Bondi Beach ist ein Sakrileg für die Aussies, im Vorfeld der Spiele hatten sich Demonstranten an Bagger angekettet, um den Tribünenaufbau zu stoppen. Eine Karikatur in einer großen Tageszeitung mit der Überschrift „Vorher – nachher” brachte es auf den Punkt. Nachher, so die Zeichnung, ketteten sich die Bürger an das Stadion, um dessen Abbau zu verhindern.

1993 wurde IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch durch die Begeisterung der Brasilianer für Beachvolleyball überzeugt. Er erlebte, wie Fans nachts vor einem viel kleineren Stadion an der Copacabana im Sand schliefen, um nach Öffnung der Eingangspforten einen Platz zu bekommen. Es gibt ein beeindruckendes Video von dem Turnier, das die Zuschauerschlangen vor dem Stadion zeigt. Im Herbst 1993 nahm das IOC die Sandvariante Volleyballs ins Olympia-Programm auf. Squeo weiß, „dass es die Geburtsstunde für diesen Sport war.”

Das Stadion bei einer Night-Session

2016 wird die nächste Stufe der Rakete gezündet. 16 TV-Kameras wurden installiert, so viel wie noch nie, eine Spider-Kamera schwebt rund 20 Meter über dem Center Court, der abends mit Lichtspots geflutet wird. Jeden Tag gibt es drei Sessions mit je vier Spielen, die Olympia-Finals für Frauen und Männer beginnen um Mitternacht. „Um die Uhrzeit sind wir die einzige Sportart bei Olympia, bei der noch etwas passiert”, sagt Squeo. 12.000 Zuschauer passen in die Arena, Squeo sagt, dass bis auf die letzten beiden Vorrundentage alle Sessions ausverkauft sind. Das Bild am ersten Tag bot allerdings noch viele Lücken. „Das kommt noch”, sagt er, manches müsse sich noch einspielen. Zum Beispiel seien die Sicherheitskontrollen noch zeitintensiv und erklären die langen Warteschlangen an den Einlasstoren. Im Vorfeld der Spiele haben sie auch keine Zeit für ein Testevent gehabt. Mal streikten die Bauarbeiter wegen ausbleibender Gehälter oder drohender Insolvenzen der Bauunternehmen, mal wurden Körperteile einer menschlichen Leiche direkt am Strand neben der Baustelle angeschwemmt.

Das waren keine guten Nachrichten für Squeo, sein Bild ließ er sich trotzdem nicht trüben davon: „Ich bleibe dabei, es wird ein Hot Spot.” Das IOC hat das Beach-Turnier inzwischen zur High-Demand-Veranstaltung erklärt, damit steht es auf der Stufe der Eröffnungs- und Schlussfeier oder der Finalentscheidungen im Schwimmen, Basketball  und Leichtathletik. Wenn alles gut läuft, stehen in den Finals auf Sand Teams aus Brasilien, denn die sind auf Gold programmiert. Die Favoriten Bruno/Alison bei den Männern sowie die Weltmeisterinnen Agatha/Barbara gewannen zwar ihre Auftaktpartien, taten sich aber überraschend schwer. Es läuft eben noch nicht alles rund. Das Hinweisschild mit dem Flip-Flop-Verbot hing am Ende des ersten Tages auch noch.

Tudo bem, alles klar,
Klaus Wegener (Flip-Flops tragend…)

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