Bom dia aus Rio!

VM-Chefredakteur Klaus Wegener schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über Erlebnisse bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Tim Simmons, das wandelnde Beach-Lexikon

Team Rio (von links): Pavel, Tim, Jeremy und Conny

Nach zwei Tagen mit Wolken und Regen scheint wieder die Sonne an der Copacabana, meine Nerven haben sich auch wieder beruhigt nach der Überfall-Story am Dienstag. Es fühlt sich gut an, sich im Kreis der Beach-Family zu bewegen. Manche Kollegen kenne ich seit vielen Jahren wie Tim Simmons, Medienchef der FIVB in der Copacabana-Arena. Tim, 69, ist der gute Geist der Szene, einer der Helfer und Macher, ohne den vieles nicht laufen würde. Immer im Hintergrund wirkend, morgens der erste noch vor Öffnung des Medienbereiches, abends meist der letzte, der das Licht ausknipst. Tim aus Colorado und Jeremy Inson aus London sind die Schreiber der FIVB, Pavel Lebeda aus Prag und Conny Kurth, VM-Mitarbeiterin aus Münster sind die Knipser, die die FIVB-Website mit Fotos bestücken.

Tims Arbeitsplatz im Medienzelt

Tims Vita in der Beach-Szene ist beeindruckend. 1999 bei der WM in Marseille arbeitete er erstmals für den Weltverband, wurde kurz darauf von FIVB-Präsidentengattin Malu Acosta wieder gefeuert, weil die mit seiner direkten Art nicht klar kam. 2000 in Sydney war er für die australischen Olympia-Macher am Bondi Beach im Einsatz. 2004 wurde er von FIVB-Pressesprecher Richard Baker zurückgeholt. Seither ist Tim bei fast allen Top-Turnieren dabei. Wenn wir uns sehen, bekomme ich als erstes zu hören: „Ich kriege noch Geld von Dir.” In Marseille bei der am schlechtesten organisierten WM hatte er als einziger ein Faxgerät und ließ uns unsere Texte nach Deutschland senden. Inzwischen überlässt er nichts dem Zufall: Der eigene Drucker steht neben seinem Laptop. In Athen (2004) und Peking (2008) hat er lieber im olympischen Pressezentrum übernachtet, um nichts zu verpassen.

Hilfreiche Zahlenwerke rund um die Spiele

Tim ist eine Datenbank auf zwei Beinen, er kennt alle Ergebnisse und Rekorde, hat alle Statistiken abrufbar. Und er kennt alle Spieler. Sein Platz im Medienzelt ist Treffpunkt für Helden von einst von heute. Kerri Pottharst (Gold in Sydney), Emanuel Rego (Gold in Athen) und auch Jonas Reckermann (Gold in London) tauchen hier auf. „Tim ist ein wandelndes Beach-Lexikon”, sagt Reckermann, „ich glaube, er hat jeden Ballwechsel im Kopf und kann ihn beschreiben.” Für Tim sind die Athleten das Wichtigste: „Ich freue mich mit ihnen über Siege, ich weine mit ihnen nach Niederlagen.” Dagegen regt er sich auch auf über die am meisten gestellten Fragen der Medienvertreter in Rio: „Thema Nummer eins: Warum spielen die Männer nicht oben ohne? Thema Nummer zwei: Warum tragen die Ägypterinnen Kopftücher?” Wichtiger wäre es, doch die Leistungen der Sportler zu würdigen, sagt er.

Er wird es nicht ändern können, auch wenn er noch möglichst lange dabei sein will. Wenn es geht, auch bis Tokio in vier Jahren. Meist begleitet ihn seine Frau Lynn, mit der er seit 42 Jahren verheiratet ist. Sie coacht auch sein Medienteam, erzählt Conny Kurth: „Wir sollen aufpassen, dass er nicht so viel Cola trinkt und nur Donuts oder Salzstangen isst.” Recht so, ich würde mich freuen, ihn noch viele Jahre zu treffen. Und mir gern meine angeblichen Schulden unter die Nase reiben lassen.

Tudo bem, alles klar,
Klaus Wegener

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