Bom dia aus Rio!
VM-Chefredakteur Klaus Wegener schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über Erlebnisse bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.
Echte Tränen und falsche Medaillen
- Im Regen stehen gelassen…
Schlussrunde in Rio de Janeiro, die letzten Fahrten stehen an von unserer Unterkunft in Santa Teresa zum Maracanazinho, wo die Hallenfinals stattfinden. Abschied von der Copacabana habe ich bereits vor zwei Tagen genommen. Der Endspielsieg von Alison und Bruno war für die Brasilianer eine Riesenerleichterung, wenigstens eine von vier geplanten Goldmedaillen haben sie endlich gewonnen. Die Hallen-Männer haben am Sonntag noch die Chance, eine zweite folgen zu lassen.
In der Nacht am Donnerstag ging die Beach-Arena nicht nur in Tränen unter, sondern auch in Regen. Das hatten die Veranstalter nicht verdient, fast alle Spiele fanden unter guten Wetterbedingungen statt. Was mal wieder zeigt: Nicht alles ist planbar. Auch an der Copacabana regnet es mitunter. So mussten sich auch die TV-Kommentatoren gut schützen. Auf dem Foto sieht man sie gut verpackt: Julius Brink, Tom Bartels, Jonas Reckermann und Martin Hüsener (von links).
- Heimlich auf dem Center Court…
Ich habe Stunden vorher angefangen, mich zu verabschieden. Auf dem Center Court konnte ich Sand in eine Plastiktüte abfüllen, goldenen Sand, in dem Laura Ludwig und Kira Walkenhorst ein Märchen geschrieben haben. Mein Medaillenspiegel lautet im Übrigen 2 / 0 / 1. Ich habe in Sydney Bronze mit Ahmann/Hager, in London Gold mit Brink/Reckermann und jetzt wieder Gold in Rio erlebt.
Wenn ich an die Tage von Sydney denke, kriege ich auch nach 16 Jahren noch eine Gänsehaut. Bondi Beach war einmalig. Was ich mal fühlen werde, wenn ich an Rio denke, weiß ich noch nicht. Im Augenblick zeigen sich viele meiner Erwartungen bestätigt, Rio und Olympia sind eine Mischung aus Himmel und Hölle. Es gab viele wundervolle Begegnungen. Mit Security-Kräften, vor denen ich mich in den ersten Tagen mit meiner Sonnencreme einschmieren musste, damit sie sicher waren, ich würde nicht irgendeinen explosiven Stoff ins Stadion schmuggeln wollen. Am letzten Abend haben mich drei Männer in den Arm genommen, so herzlich waren inzwischen die Treffen und ich konnte mich bei ihnen für ihre gute Arbeit bedanken. Sie sind ja nicht verantwortlich dafür, dass es an anderer Stelle auch sehr unangenehme Zeitgenossen gibt. Die mich überfallen haben, oder die in den Arenen die Gegner ausgebuht haben. In ihrer Begeisterung wurden auch Grenzen überschritten. Wenn Usain Bolt im Olympiastadion den Zeigefinger an den Mund legt, um um Ruhe zu bitten vor dem Startschuss, dann schweigen rund 45.000 Zuschauer. Wenn Außenangreifer Aaron Russell aus den USA die gleiche Geste macht, als sein Team in der Vorrunde Brasilien mit 3:1 bezwang, werden Hashtags gepostet mit Morddrohungen. Leute, das geht gar nicht.
- Allan Kalfabun, Chef de Mission aus Vanuatu
Schöner war die Begegnung mit Allan Kalfabun, Chef de Mission aus Vanuatu. Kalfabun gehört zu den Exoten, die bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern so herrlich bunt gekleidet einmarschieren. Allan Kalfabun will die FIVB oder das IOC oder wen auch immer noch verklagen. Nach der Doping-Affäre um die Italienerin Orsi-Toth hatte er gehofft, Vanuatus Team Matuatu/Pata würde nachrücken dürfen. Doch statt Italien zu sperren, wurde Orsi Toth gegen Giombini ausgetauscht, was Kalfabun mächtig erzürnte. Ich habe ihm viel Glück gewünscht, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass er eine Neuansetzung des olympischen Turniers erreichen wird.
- Meine Goldmedaille…
Noch unwahrscheinlicher ist es, dass ich mal eine Goldmedaille gewinne. Ich begnüge mich mit einer Plastikmedaille, gekauft bei einem Straßenhändler für umgerechnet 2,50 Euro. Von einem Moment werde ich später sicher mal berichten, dem, als mir Laura Ludwig bei der Feier im Hotel Cesar Park ihre echte Goldmedaille umhängte. Auf der Rückseite ist die griechische Siegesgöttin Nike in einer Toga abgebildet und Laura sagte: „Guck mal, da sieht man was von ihrer Brust…”
Adeus aus Rio, auf Wiedersehen
Klaus Wegener
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