Berits Blog

Nationalspielerin Berit Kauffeldt schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über ihre Erlebnisse mit der DVV-Auswahl während der Sommermonate.

Die Woche der Umzüge

Dem Team mundet es…

Die vergangene Woche stand ganz unter dem Zeichen der beiden Euroleague-Spiele in Griechenland. Wir hatten lediglich zwei Trainingstage in Schwerin. Denn schon am Mittwochabend machten wir uns auf die Socken nach Berlin in das Airport-Hotel (wegen des frühen Fluges am Donnerstag). Trotzdem waren aber auch an diesem Tag noch zwei Trainings angesetzt. Morgens gab es ein wenig Spaß in den Slings (Wer es nicht kennt: Das sind Seile mit Schlaufen, die von der Decke hängen, in die man seine Arme oder Beine einhängt und dann Stabilisationsübungen für den ganzen Körper machen kann, echt anstrengend) und Abends ein Teamtraining mit Ball. Zwischen den Trainings waren nur knapp drei Stunden Zeit in denen ich meine Tasche packen, einkaufen und Mittag machen musste, ich hatte also ein wenig Stress. Doch die Natur meinte es gut mit mir an diesem Tag, denn sie schickte mir einen riesigen, heftigen Regenschauer vorbei, genau als ich mit dem Rad nach Hause fuhr und ersparte mir somit dieses lästige, zeitraubende Duschen :-D.

Am Donnerstag klingelte der Wecker dann schon um 3:55 Uhr, damit unsere 16-köpfige Kolonne auch pünktlich um 6 Uhr im Flieger sitzt. Anfangs noch etwas zerknirscht, stimmt mich der obligatorische Tomatensaft (leider ohne Tabasco) und das überraschend leckere Vollkorn-Sandwich dann doch milde. Die gute Stimmung hält an – bis wir unsere Hotelzimmer betreten. Eine Einrichtung, die ihre besten Jahre schon lange hinter sich hat, nicht funktionierende Klimaanlagen und orange Wolldecken, die offensichtlich schon viele Leute vor uns gewärmt haben, sind nicht grade nach unserem Geschmack. Als uns dann zum Mittagessen Spaghetti Bolognese serviert werden, die für jeden Italiener eine herbe Beleidigung wären, verstärkt sich der Wunsch das Hotel zu wechseln.

Doch noch an diesem Tag verliebe ich mich. Nicht etwa in die schöne Stadt oder gar einen jungen Mann, sondern in einen türkisen Overall, in einem Laden direkt gegenüber von unserem Hotel. Ich wollte schon immer einen Einteiler haben! Das Geschäft ist geschlossen und meine Liebe erst einmal auf Eis gelegt.

Nach dem Training in einer warmen, aber schönen Halle nehmen wir noch eine Einladung des griechischen Volleyballverbandes zum Kaffee an. Wir gehen in eine Bar, welche nahe unserer Unterkunft gelegen ist, es gibt frisch gepresste Säfte und ich entdecke den hier typischen eisgekühlten Espresso für mich. Den werde ich mir die Tage noch öfter bestellen.

Ungemütlich und hässlich

Freitag ist Spieltag. Noch vor dem üblichen morgendlichen Spieltags-Training geschieht das Wunder und wir ziehen in ein wunderschönes neues Hotel, gerade mal drei Minuten zu Fuß von dem alten (siehe Foto). Ich habe allerdings die Befürchtung, dass es nur uns Mädels wie ein Wunder vorkommt, denn hinter den Kulissen musste unser Staff wirklich die Krallen ausfahren und für unser Wohl kämpfen.

Bei dem Spiel am Abend sind uns die Aufregung (für einige ist es das erste Länderspiel) und die lediglich drei gemeinsamen Trainingstage anzumerken. Wir machen einen Haufen einfacher Fehler und müssen uns den Griechinnen 1:3 geschlagen geben. Ich durfte in der Starting Six beginnen, wurde aber nach dem zweiten Satz ausgewechselt, ohne richtig ins Spiel gefunden zu haben. Die Stimmung an diesem Abend ist aufgrund der schwachen volleyballerischen Leistung gedrückt.

Alle sind sich einig, dass wir den Samstag für zwei Trainingseinheiten und Videostudium nutzen müssen. In der Zwischenzeit finde ich sogar noch ein kleines bisschen Zeit meine Sehnsucht nach der Modewelt mit einem Stadtbummel zu stillen. Weil das Schicksal es so wollte, kreuzt mein Weg auch das besagte Geschäft mit dem Overall. Leider muss ich feststellen, dass das türkis meiner doch recht milchigen Hautfarbe nicht wirklich gut steht. Ich probiere das gleiche Teil in schwarz an und es ist perfekt. Durch das zustimmende Nicken von Lauri (Laura Weihenmaier) und die unerwarteten 20 Prozent Rabatt fühle ich mich in meinem Kauf absolut bestätigt.

Ekelhafter Besucher…

Sonntag steht der zweite sportliche Teil unserer Reise an. Wir können die Fehlerquote reduzieren, spielen viel besser und befreiter zusammen als noch zwei Tage zuvor und erkämpfen uns einen 3:0 Sieg. Eine gute Reaktion! Ich bekomme allerdings keine Einsatzzeit :-(

Zurück im Hotel mache ich eine ekelhafte Entdeckung. Wir haben einen etwa fünf Zentimeter (plus zwei Zentimeter lange Fühler) großen Mitbewohner, ein Insekt, dass mich stark an eine Kakerlake erinnert. Jana Poll, die eigentlich keine Angst vor Viehzeugs hat, soll Abhilfe schaffen, doch auch sie muss passen. Da bleibt nur noch der mutige Herr von der Rezeption. Bis er im Zimmer eintrifft, hat sich das Insekt wieder in sein Versteck im hohlen Türrahmen zurückgezogen, zum Glück habe ich ein Foto geschossen. Da auch unsere Toilettenspülung kaputt ist, können Carina und ich das Zimmer tauschen. Das ist das insgesamt vierte von fünf Mal Tasche packen auf dieser kurzen Reise.

Hiernach hatten wir uns das ausgezeichnete griechische Büfett zur Ehre unseres letzten Abends im Hotel aber auch redlich verdient. Es fehlte an nichts, von Feta über Tzaziki, Lamm und mein Highlight, die Meeresfrüchte, war alles da – lecker! Alle essen soviel sie mögen und lassen zufällig noch genau Platz im Bauch für eine Kugel Eis. Super, denn in Hotelnähe gibt es die beste Eisdiele der Stadt, die keine Wünsche offen lässt :-)

Als kleines Fazit der Reise würde ich sagen, dass wir es geschafft haben als Team zusammenzuwachsen und auch volleyball-technisch einen Schritt vorwärts gekommen sind. Das ist natürlich ein sehr langer Weg, den wir gerade beginnen. Persönlich kann ich mit meinen Spielanteilen natürlich nicht zufrieden sein, ich hatte mir mehr erhofft und habe immer noch Lust und Kraft, darum zu kämpfen.

Heute steht für mich noch ein Gang zum Kieferorthopäden an, ich bekomme eine durchsichtige Schiene, um schöne gerade Zähne zu bekommen. Wie das gelaufen ist und welche Überraschungen nächste Woche in Spanien auf mich warten, lest ihr beim nächsten Mal.

Bis dahin, bleibt sportlich,
Eure Berit


PS: Vielleicht sollte ich noch einen Restaurant-Blog schreiben, denn ich muss schon wieder ein Café anpreisen, dass ich am Montag, dem freien Tag, genossen habe. Es geht um das „Naschwerk” in Weberin in der Nähe von Schwerin. Es wird von einem äußerst liebenswürdigen Holländer namens Ed geführt. Er steht jeden Donnerstag am Backofen und backt die leckersten Torten, die man sich vorstellen kann, um diese am Wochenende zu verkaufen. Auch der Brunch mit selbstgemachten Brötchen, holländischen Pfannkuchen und Marmeladen aus den besten Zutaten ist absolut zu empfehlen - Tischreservierung empfohlen. Wer keinen Sitzplatz mehr bekommt, kann zumindest die ständig wechselnde Kunstausstellung im Café bewundern oder die beiden süßen Whippets streicheln.    

Meine Torten-Empfehlung: Walnusstorte mit Marzipandecke und einer leicht salzigen Karamell-Butter-Creme - mir läuft das Wasser im Mund zusammen bei der Vorstellung…

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