Berits Blog

Nationalspielerin Berit Kauffeldt schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über ihre Erlebnisse mit der DVV-Auswahl während der Sommermonate.

Aus und vorbei!

Da war noch alles gut: Auf der Fähre

Es ist wirklich unglaublich, was in einer Woche alles passieren kann: Die Aktivitäten dieser Woche hätten locker auch für einen Monat und fünf Blogs gereicht. Wie berichtet, hatten Jenny Pettke und ich uns am Montag einen Termin beim Frisör besorgt und sind sogar pünktlich dort angekommen. Gar nicht so leicht, denn es waren alle Mannschaftsautos vergeben und alle Kleinbusse im Einsatz. Wir wollten schon aufgeben, als der Retter Felix Koslowski erschien und uns Richtung Berlin mitnahm. Im Laden wurden wir gut versorgt, so dass wir ihn nach etwas mehr als drei Stunden zufrieden verließen – auch der Preis war in Ordnung.

Unser Glücksfaden wollte an diesem Tag nicht reißen, auch die Heimfahrt mit Bus und Bahn klappte reibungslos. Die ganze Aktion dauerte sechs Stunden (ohne Trödeln!), doch es hatte sich gelohnt, da waren wir uns einig!

Jetzt folgte der entspannte Teil des Tages: Krafttraining und Packen – kleiner Scherz. Als ich endlich im Bett lag, konnte mich das Weckerstellen nicht grade aufmuntern: Bereits um halb vier nachts ging es los in die Türkei. 

Toll: Reisebusse mit Stewards!

Als wir um vier Uhr nachmittags im Hotel ankamen, hatten wir dreieinhalb Stunden Busfahrt, drei Stunden Flug und eine Stunde Fähre hinter uns. Es ging nach Bursa, die drittgrößte Stadt der Türkei, von der ich noch nie gehört hatte. Dem kurzen Weg zur Halle und unserem knappen Zeitplan ist es geschuldet, dass ich sie auch jetzt nicht wirklich kenne. Auf dem Bustrip von Istanbul zur Fähre habe ich wieder etwas Neues gelernt: Es gibt nicht nur in Flugzeugen Stewards! Im Bus gab es einen jungen Herren, der uns mit Getränken und Snacks munter halten sollte. Da viele aber einfach nur müde waren, traf er mit seinem Wägelchen nicht unbedingt auf Euphorie.

Ganz anders das Hotel: Es war mit Abstand das beste während der Euro-League-Phase, neben einem Fernseher der plötzlich im Spiegel auftauchte, einer Fernbedienung für das Management der indirekten Beleuchtung und einer Regenschauer-Dusche gab es auch eine riesige Auswahl Turkish Delight (türkische supersüße Nascherei, ähnlich Gelee, oft mit Nüssen) zum Frühstück.

Ein letztes Selfie – jetzt ist es vorbei...

Für das Spiel am nächsten Tag waren wir also gut gerüstet – dachten wir zumindest. Die Türkinnen erschienen uns stark, aber schlagbar. Ehrlich gesagt, war es auch so. Leider starteten wir schlecht und hatten die ganze Zeit damit zu tun, uns da wieder rauszuholen. Die 1:3-Niederlage war ärgerlich, aber nicht dramatisch, weil wir im zweiten Spiel ja das Ruder noch rumreißen konnten.

Mit dieser Eistellung traten wir auch die Heimreise an, dieses Mal das Procedere in umgekehrter Reihenfolge: Bus, Fähre, wieder Bus und Flug nach Frankfurt und nochmals kurz mit dem Bus ins Hotel nach Rüsselsheim. Am Freitag konnten wir die etwas gewöhnungsbedürftigen Lichtverhältnisse in der Halle testen und uns an die ungewöhnliche Spielzeit anpassen.

Samstag wachte ich mit dem Gedanken auf: "Heute geht es um die Wurst!". Die Aktivierung inklusive Kniebeuge und Liegestütz hätte ich also nicht gebraucht, aber schaden kann es nicht. Nach dem Videostudium ging es in die Halle, wo Sport1, die ARD, die Frankfurter Allgemeine und vor allem hochmotivierte Türkinnen mit ihren Fans auf uns warten. Es wäre so wichtig gewesen, gut ins Spiel zu starten um die türkische Stimmung zu trüben, doch genau das gelang uns nicht. Es sollte einfach nicht sein, nach dem zweiten Satz war das Spiel vorbei, die Türkinnen feierten. Das 1:3 war nur noch Formsache.

Wir sahen zu wie die türkische Fangemeinde ihre Mannschaft im Glitterregen bejubelte. In diesem Moment fühlte sich die silberne Medaille nicht gerade toll an.

Doch das war noch nicht alles: Nach dem Spiel bat Giovanni zu kurzen Einzelgesprächen. Er entschied sich schon jetzt für das Team, das er mit zum Grand Prix und zur WM nehmen will. Das kam für mich überraschend. Dass ich im zweiten Finale keinen Punkt spielte, ließ mich schon schlechtes erahnen, aber so Recht wusste ich trotzdem nicht, was ich denken sollte, als ich erfuhr, dass ich bei den nächsten Maßnahmen der Nationalmannschaft nicht mehr eingeplant bin. Wumm, das saß! Damit hatte ich nicht gerechnet.

Nun habe ich also noch zwei Wochen Pause und werde dann pünktlich zum Vorbereitungsstart in Wroclaw sein. Alles schlechte hat mit Sicherheit auch seine guten Seiten!

Auf diesem Wege wünsche ich dem Team alles Gute beim Grand Prix und der WM und sage Danke an alle Leser, die mich und meinen Blog begleitet haben. Die Saison bei der Nationalmannschaft ist für mich beendet. Vielleicht hören wir uns nächstes Jahr wieder!

Bis dahin, bleibt sportlich!
Eure Berit

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