Berits Blog

Nationalspielerin Berit Kauffeldt schreibt auf www.volleyball.de in einem Blog über ihre Erlebnisse mit der DVV-Auswahl während der Sommermonate.

„Früher, früher, FRÜÜÜÜHER!!!"

Nackt im See, die Angler hatten Spaß!

Dienstag war der erste Trainingstag, an dem Giovanni wieder im Training war. Alles begann mit einem üblichen Krafttraining, Tiefkniebeuge, Klimmzüge, Kastensprünge: Es wird uns wirklich nichts erspart.

Giovanni ist zu Ohren gekommen, dass die Abwehrarbeit der Mittelblocker noch ausbaufähig ist und Anja Brandt gab dazu den passenden Kommentar: „In der Abwehr habe ich das Gefühl, dass ich kein Gefühl habe.” Ziemlich philosophisch, aber treffend! Deshalb gibt es Abwehrrollen links und rechts – die blauen Flecke gratis dazu.

Als in der Mittagspause eine Bestellung bei TSM (Bandagen) aufgegeben werden kann, kommt mir das ganz recht, ich setze eine Torwarthose mit eingenähten Polstern auf die Liste. Bei dem Gedanken wirklich mit dieser Hose im Training zu stehen, muss ich schmunzeln, aber wenn es mir Prellungen und offene Schürfwunden erspart - wieso nicht?

Vor dem Training am Abend sind einige aufgeregt, es ist schließlich das erste Mal für sie, dass sie Giovannis volle Aufmerksamkeit bekommen. Entsprechend krampfig ist die Stimmung, aber schon während des Trainings wird es deutlich besser.

Als wir dann den Abend bei einer geselligen Partie Skipo (Kartenspiel) ausklingen lassen, ist die Welt wieder in Ordnung. Da ich noch ewig mit meiner Zimmerpartnerin Jenny Pettke quatsche, kommt es mir ganz gelegen, dass das Training für die Mittelblocker erst um elf Uhr beginnt. Das ändert jedoch nichts an den gefühlten hundert Sprüngen, die wir machen, um endlich das richtige Timing für die Einbeiner zu finden. Ich bewundere Gio für seine Geduld, nach jedem zweiten Angriff zu sagen: „Du musst früher sein, früher, noch etwas früher, FRÜÜÜÜHER!!!”.

Abends läuft es besser, das Training macht riesigen Spaß. Mein einziges Problem: Die Blasen an meinen Füßen, die ich mir am freien Tag in Berlin gelaufen habe. Es war nicht gerade die klügste Entscheidung, sich neue Schuhe zu kaufen und gleich anzuziehen. Zu meinem Glück gewinnen wir am Ende den Entscheidungssatz des Trainings, in dem es um 20 Minuten Extratraining geht.

Am Tag des WM-Spiels unserer Fußballer gegen die USA verlegen wir das abendliche Training eine Stunde vor, um noch etwas von der zweiten Halbzeit sehen zu können. Ich bekomme noch fünf Minuten plus Nachspielzeit mit und kann nicht behaupten, dass ich darüber traurig bin. Ich finde es fast schon unheimlich, wie egal mir Fußball ist. Viel spannender finde ich, dass am Abend die Blocksauna angestellt wird. Ich erkläre meine Kolleginnen, die in den See springen wollen, für vollkommen verrückt, hüpfe dann aber auch vom Steg. Dass wir dabei nackt waren, muss ich wohl nicht erwähnen. Nicht nur wir, sondern auch die Angler am anderen Ufer hatten ihren Spaß.

Die Stätte unseres Triumphs

Unsere Tour ins polnische Plock machen wir mit dem Zug. Während die polnische Landschaft, einige heruntergekommene Bahnhöfe und viele, viele Getreidefelder an uns vorbeirauschen, geht mir durch den Kopf, dass ich in diesem Land bald mein Geld verdienen werde. Ein Gedanke, an den ich mich noch gewöhnen muss.

Im Hotel gibt es zur Begrüßung deftige Kohlrouladen und eine anständige Suppe, das polnische Verständnis von Gastfreundschaft, schätze ich.

Der Samstag ist ein normaler Spieltag: Frühstück, Video, kurzes Training, Mittag, Snack und ab in die Halle. Wir spielen superguten Volleyball und fegen die Polinnen mit 3:0 aus der Halle. Ich spiele durch und bin happy. Nur einer im Team kann sich nicht so recht freuen: Kuli, unser Scoutman Stefan Kulhanek. Er hat eine riesige Schwellung im Gesicht, weil sich ein toter Zahn entzündet hat. Ein Anblick, der schon beim Hinsehen wehtut. Der Abend endet in der Notaufnahme, am nächsten Morgen geht es ihm besser, komisch sieht er aber immer noch aus.

Vorfreute auf den Italiener. Danke Lisa!

Für uns steht der zweite Fight um die Gruppenführung in der Euro League an. Allerdings müssen wir uns dieses Mal mit 1:3 geschlagen geben. Gekämpft haben wir, gereicht hat es jedoch nicht. Wieder nur ein Sieg aus zwei Spielen, menno!

Zum Abschluss des Polen-Aufenhalts gehen wir alle zusammen zum Italiener. Lisa Thomsen hatte am Morgen eine Pizza für jeden gewonnen. Giovanni stellte ihr die Aufgabe, einen Volleyball aus 30 Metern durch die Füße eines Ballwagens zu schießen. Nun ja, Lisa ist fußballerisch äußerst begabt und Giovanni hält seine Versprechen...

Heute haben wir unseren freien Tag, und das gibt uns die Möglichkeit, das Fußballspiel unserer Jungs gegen Algerien auf der Fanmeile in Berlin zu schauen. Alle freuen sich schon riesig darauf, und ich hoffe, dass mir nicht zu langweilig wird. Kleiner Scherz! Fußball zusammen mit gaaanz vielen anderen zu gucken, ist bestimmt gar nicht so öde;-)

Ob die Fanmeile wirklich so toll ist, wie alle sagen und was sonst noch so schief läuft, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Bis dahin, bleibt sportlich!
Eure Berit

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