Beim DVV herrscht weiter Unruhe. (Foto: DVV)

25Nov2022

Der DVV schwimmt in unruhigem Fahrwasser

Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) befindet sich weiter in der Krise. Nach Beachvolleyball-Sportdirektor Niclas Hildebrand verliert der DVV auch noch seinen hauptamtlichen Vorstand Bernd Janssen. Die Gründe für die Trennung bleiben nebulös. In der aktuellen Ausgabe des VM beschäftigen wir uns mit dem Thema. Zudem stellen wir Ihnen an dieser Stelle die ausführlichen Antworten von DVV-Vorstand Julia Frauendorf und Volker Schiemenz, Präsident des Landesverbandes Südbaden und Sprecher der Landesverbände, zur Verfügung.

Frau Frauendorf, wie ist es um die finanzielle Situation des DVV bestellt? Welche Kernzahlen der aktuellen Jahresbilanz haben Sie den Mitgliedern bei der Mitgliederversammlung präsentiert?
Julia Frauendorf: Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu. Vor allem die Insolvenz der Deutschen Volleyball Sport GmbH hat uns geprägt, auch finanziell. Umso mehr freuen wir uns über die Unterstützung unserer Landesverbände und der Volleyball-Bundesliga, diese Herausforderung zu meistern. Wir haben in 2021 Rückstellungen der nicht verauslagten Mittel der Zukunftsprojekte gebildet. Diese Mittel stehen uns einerseits zur Verfügung, um die finanziellen Mehrbelastungen aus der DVS Insolvenz zu verkraften. Andererseits halten wir unser Versprechen und zweckentfremden nicht verauslagte Mittel aus den Zukunftsprojekten nicht und stellen diese unseren Landesverbänden durch eine Reduzierung der Mitgliedsbeiträge in 2023 wieder für Investitionen zur Verfügung. Für das Jahr 2023 haben wir den Mitgliedern einen ambitionierten, aber ausgeglichenen Haushalt vorgelegt, den es nun umzusetzen gilt.

Herr Schiemenz, wie stellt sich die finanzielle Situation des DVV im aktuellen Jahresabschluss dar? Wie bewerten die Landesverbände die Verwendung der bereitgestellten Mittel sowie die generelle Erlössituation des Verbandes?
Volker Schiemenz: Zur Mitgliederversammlung lagen die Finanzunterlagen 2021, 2022 und 2023 vor. Alle Sachverhalte, wie die Mehrbelastungen durch die Insolvenz der DVS GmbH, wurden schon im Vorfeld der Versammlung ausführlich vom Vorstand erläutert und den Landesverbänden geprüft. Ein Teil der nicht verauslagten Mittel stehen den Landesverbänden durch eine Reduktion der Mitgliedbeiträgen im Jahr 2023 wieder zur Verfügung, und ein Teil verwendet der DVV für Verbindlichkeiten aus der DVS Insolvenz. Dies wurde bereits im Sommer einstimmig beschlossen. Die Erlössituation des DVV ist ausbaufähig. Hier ist es notwendig, dass der DVV sich auch ohne DVS neu aufstellt. An einem Vermarktungskonzept wird bereits gearbeitet.

Frau Frauendorf, bei der Trennung von Vorstand Bernd Janssen war von „verschiedenen Auffassungen hinsichtlich Strategie und Umsetzung” die Rede. Was beinhaltet die neue Strategie des DVV, was ändert sich hinsichtlich Struktur (neues Organigramm) und Zielen und mit welchen Projekten füllen Sie die Vorhaben konkret mit Leben? 
Julia Frauendorf: Wir stellen uns effizienter auf, kommunizieren besser und arbeiten serviceorientierter. Konkret bedeutet das zunächst, dass wir die Geschäftsstelle neu strukturieren, um die Aufgaben optimaler zu organisieren, mit dem Ziel den Fokus weniger auf Verwaltung und wieder stärker auf Sport und Leistungssport zu legen. Neben der Snow DM bieten wir unseren Athletinnen, Athleten und Fans im kommenden Jahr mit der German Beach Tour, Rock the Beach, öffentlichen Länderspielen und der Vorrunde zur Europameisterschaft wieder ein breites sportliches Angebot. Zudem starten unsere drei Zukunftsprojekte Digitalisierung, Nachwuchsleistungssport und Sportentwicklung weiter durch. Vor allem die deutschlandweite Konsolidierung aller digitalen Plattformen ist ein absolutes Vorzeigeprojekt unter Sportverbänden. Auf diese Projekte sind wir stolz und freuen uns auf das Jahr 2023.

Frau Frauendorf, wieso war die Trennung von Vorstand Bernd Janssen nach wenigen Monaten notwendig und wann und durch wen soll die Stelle des Vorstands nachbesetzt werden? Welche Lösung soll es für den vakanten Posten des Sportdirektors Leistungssport Beach geben? Welche anderen der zahlreichen unbesetzten Stellen im Organigramm können zeitnah besetzt werden?
Julia Frauendorf: Für uns steht die Organisation von Aufgaben und Umsetzung von Projekten im Vordergrund. Wer mitmachen will, ist jeder Zeit willkommen Teil sportlicher Erfolge zu sein. Und darauf kommt es an: den Sport, den wir lieben und die Athletinnen und Athleten voran zu bringen. Wir haben viele gute Trainer, Co-Trainer, die einen guten Job machen, vernetzt sind und gemeinsam mit ihren Teams ambitionierte sportlichen Ziele verfolgen. Für uns ist es wichtig, dass Trainer und Teams ein optimales Umfeld haben, um ihre Potenziale auszuschöpfen. Wir beziehen Bundestrainer, Stützpunkttrainer und Athletinnen und Athleten wieder stärker in die Entscheidungsprozesse ein und bündeln so sportlichen Willen, Know-How und Erfahrung für gute Entscheidungen.

Herr Schiemenz, die Personalfluktuation im DVV ist nach wie vor hoch. Mit Vorstand Bernd Janssen und Niclas Hildebrand fehlt Personal auf ganz entscheidenden Stellen. Wie hat der DVV das erklärt und welche Forderungen gibt es bzgl. der Personalsituation vonseiten der Landesverbände?
Volker Schiemenz: Wie der DVV sich aufstellt, um die zahlreichen Aufgaben zu bewältigen obliegt dem DVV, nicht den Landesverbänden. Selbstredend streben wir alle eine kontinuierliche und qualitative hochwertige Zusammenarbeit an, um in ruhiges Fahrwasser zu kommen und das ereignisreiche Jahr 2023 gut meistern.

Herr Schiemenz, wie bewerten die Sie das neue Organigramm des DVV? Welche neuen Ziele/Ideen sollen damit einhergehen?
Volker Schiemenz: Wir/ich bewerte/n die neue Struktur der Geschäftsstelle überaus positiv. Es ermöglicht bisherige und neue Aufgaben im Verband durch klare Zuständigkeiten besser zu organisieren. Die Teamleiter*innen können Aufgaben schneller im Team kanalisieren und bearbeiten. Einige Stellen sind noch vakant und werden zeitnah besetzt. Dabei freue/n ich/wir uns über jede und jeden neuen Mitarbeiter*in.

Herr Schiemenz, wie führt Präsident René Hecht den Verband aus Sicht der Landesverbände in der aktuellen Krise?
Volker Schiemenz: Der Verband wird vom Vorstand geführt, nicht vom Präsidenten. Unser Präsident René Hecht steht dem Präsidium als Aufsichtsgremium vor. Das ehrenamtliche Präsidium berät den Vorstand in operativen Aufgaben und trifft zukünftig vor allem strategische Entscheidungen. Die Zusammenarbeit ist von Vertrauen geprägt. René Hecht hat die Präsidentschaft in schwierigen Zeiten übernommen, die Landesverbände wieder enger zusammengeführt und notwendige sowie wegweisende Strukturveränderungen angestoßen.

Herr Schiemenz, was ist aus Sicht der Landesverbände notwendig, damit der DVV wieder kontinuierlicher und zielgerichteter an der Entwicklung des Volleyballsports arbeiten kann als aktuell?
Volker Schiemenz: Wir – DVV, Volleyball-Bundesliga und Landesverbände – haben das gemeinsame Ziel den Volleyballsport voranzubringen und wir alle müssen unsere Aufgaben bestmöglich erfüllen, um dieses Ziel zu erreichen. Die eingeleiteten Strukturveränderungen im DVV bieten die Chance bisherige und neue Themenfelder gut in den Arbeitsalltag zu integrieren. Im Fokus stehen die Olympiaqualifikation im Leistungssport sowie die Zukunftsprojekte Digitalisierung, Nachwuchsleistungssport und Sportentwicklung. Aber es ist auch notwendig weiterhin verwaltende, alltägliche Arbeitsprozesse im DVV und der Zusammenarbeit zu modernisieren. In enger Zusammenarbeit, intensiver Abstimmung und mit steigenden Mitgliederzahlen in Deutschland sind wir gemeinsam auf einem guten Weg der Erneuerung, an dem wir festhalten. 

Von:  Ullrich Kroemer

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