So sehen Sieger aus: Berlin feierte den sechsten Pokalsieg seiner Vereinsgeschichte Foto: Conny Kurth

26Feb2023

DVV-Pokal: Berlin kann doch Pokal

Als die Spieler der Finalisten aus Düren und Berlin unter großem Getöse und dem Abrennen von Pyrotechnik vorgestellt wurden, rannte Björn Andrae nicht wie seine Kollegen voller Adrenalin auf das Spielfeld, sondern betrat die Mannheimer Arena gemessenen Schrittes. So wie es sich für einen Akteur geziemt, der mit 41 Jahren ein für aktive Volleyballer nahezu biblischen Alter erreicht hat, und dessen Haare mittlerweile schon leicht angegraut sind.

Hätte der 280-malige Nationalspieler, der sein Geld über weite Strecken seiner bemerkenswerten Karriere im Ausland verdiente, 20 Jahre nach seinem letzten Triumph mit dem VfB Friedrichshafen erneut den Pokal in die Höhe gereckt, es wäre die Geschichte des Finaltags gewesen. „Der alte Mann und das Netz“, so oder ähnlich hätte der passende Titel für  das Drehbuch zum späten Triumph lauten können. Doch im Sport ist es nun mal wie im wahren Leben: Nicht alle Träume gehen in Erfüllung.

Am Ende gewannen die favorisierten BR Volleys das Kräftemessen gegen die SWD Powervolleys Düren vor 9175 Besuchern mit 3:1 (22:25, 25:17, 25:15, 25:18) und sicherten sich damit den sechsten Pokalsieg ihrer Vereinsgeschichte. Dagegen müssen die Rheinländer weiter auf den ersten Titel ihrer Klubhistorie warten. Nach drei zweiten Plätzen in der Meisterschaft und mittlerweile sechs Niederlagen im Pokalfinale bleibt das hässliche Attribut Vize damit an den Dürenern kleben.

Dabei sah es zu Beginn durchaus so aus, als könnte die ewige Sehnsucht in der Kurpfalz endlich gestillt werden. Düren erwischte in Mannheim den besseren Start und beeindruckte seinen Gegner aus der Hauptstadt mit starken Aufschlägen und aggressivem Blockspiel. Doch nach dem ersten Satz kippte das Spielgeschehen immer mehr in die Richtung der Mannschaft des französischen Trainers Cedric Enard, die das Blatt angeführt vom starken Spielmacher Johannes Tille mit einer beeindruckenden Teamleistung wendete.

Je länger die Begegnung dauerte, desto frappierender wurde die Überlegenheit des Champions-League-Viertelfinalisten. Den Matchball verwandelte der Tscheche Marek Sotola mit einem krachenden Servicewinner. Wirklich überraschend kam dieses Ende nicht, keine zwei Minuten nach dem Spielende trugen Spieler, Betreuer und Trainer bereits die passenden Sieger-T-Shirts.

Der Erfolg verdiente nicht nur deshalb das Prädikat „besonders wertvoll“, weil der Pokal für den Dauermeister bislang kein Lieblingswettbewerb war, sondern auch, weil die Berliner mit dem Amerikaner Benjamin Patch und dem Russen Sergej Grankin die bestimmenden Figuren der Bundesliga verloren haben. Die Folge ist ein Systemwechsel weg vom Heldenvolleyball hin zum Kollektiv, um so den gravierenden Qualitätsverlust zu kompensieren. Das gelang in Mannheim eindrucksvoll, wie Anton Brehme betonte: „Dieses Jahr ist unser Motto Teamleistung“, sagte der baumlange Mittelblocker nach dem Matchball: „Da darf jeder was reinwerfen.“

Von:  fex

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