Voller Einsatz auf vielen Hochzeiten: Kerstin Tzscherlich (Dresdner SC). Foto: Norbert Windecker/Dresdner SC

22Jan2010

Kerstin Tzscherlich: „lch will jetzt gewinnen”

Der Dresdner SC steht am 7. März zum dritten Mal im GERRY WEBER STADION in Halle/Westfalen im DVV-Pokalfinale. 2007 (gegen Schwerin) und 2009 (gegen Vilsbiburg) gingen die Finals jeweils verloren, mit dabei war auch „Urgestein” und Nationalmannschafts-Libero Kerstin Tzscherlich. Im Interview verrät die 31-Jährige warum Dresden 2010 das Finale gegen den VfB Suhl gewinnt.
 
Am 24. Januar steht der DVL Allstar Day in Dresden an, ein willkommenes Event für Sie?
„Ich sehe das eher als Spaß. Es ist eher für die Zuschauer ein Genuss, weil sie die besten Spielerinnen und Spieler der Liga sehen. Ob ich spielen kann, weiß ich allerdings noch nicht. Ich bekam gestern zwei Weisheitszähne gezogen.”

Momentan geht es Schlag auf Schlag für den DSC: Bundesliga, Europapokal, Allstar Day und DVV-Pokal. Wo nehmen Sie die Kraft her, alle paar Tage auf höchstem Niveau zu spielen?
„Ganz ohne Training geht es nicht. Momentan sind es sehr viele Spiele in Folge. Für die Weiterentwicklung sind auch die internationalen Partien gut. Aber gerade für die Jüngeren ist gutes Training wichtig, nur Spielerfahrung macht es nicht.”
 
Im Challenge Cup treffen Sie im Achtelfinale auf Khabarovsk aus Russland, in der Liga Sechster und im DVV-Pokal im Finale. Wie fällt Ihr bisheriges Saisonfazit aus?
„Im Europapokal waren die Erfolge bei den bisherigen Gegnern zu erwarten. Mit der russischen Mannschaft dürfte das anders aussehen, die sind Favorit. Zum nationalen Bereich: Mit einem Spiel können wir die ganze Saison retten. Die Meisterschaft ist nach dem 2:3 gegen am Mittwoch nahezu unmöglich, was nicht bedeutet, dass wir uns aufgeben. Wir können das Ganze jetzt lockerer angehen.”
 
Der DSC ist ein Zuschauermagnet und ein echtes Aushängeschild der Stadt. Woran machen Sie das fest?
„Zum einen sind wir die einzige Erstligamannschaft in Dresden, zum anderen spielen wir teilweise guten Volleyball. Und sobald jemand neue Zuschauer in die Halle bringt, sind die sehr begeistert. Es spricht sich rum, so dass der Zuschauerkreis immer größer wird.”
 
Auch der oberste Sportherr Deutschlands, Innenminister Thomas de Maizière, schaut oft bei Ihren Heimspielen vorbei. Hat er sich schon mal bei der Mannschaft vorgestellt?
„Er stellt sich nicht jedes Jahr neu vor. Ich habe ihn erstmals vor fünf Jahren bei unserer Abschlussfeier gesehen, auch wenn das sicherlich nicht sein erster Besuch war. Das macht er sicher nicht aus beruflichen Gründen. Ich denke, er guckt einfach gern Volleyball und ist ein Fan von uns.”
 
Sie sind in der Nationalspielerin mit 313 Einsätzen die aktuelle Rekordnationalspielerin. Was motiviert Sie, was sind Ihre Ziele?
„Die Mannschaft. Es macht Riesenspaß, auch das Trainergespann ist toll. Auch wenn das Team super jung ist und ich super alt, kann man den Jüngeren etwas zeigen und sie weiterentwickeln. 2010 ist die Weltmeisterschaft im Fokus, zudem die Grand Prix Qualifikation, die wichtig ist in Hinsicht auf die Olympia-Qualifikation 2012 ist. London ist mein Ziel, auch wenn ich nicht jünger werde. Aber als Libero kann man auch länger spielen, und ich fühle mich noch fit.”
 
Die Jugend drängt: Lisa Thomsen (Schweriner SC) oder Lenka Dürr (Rote Raben Vilsbiburg) wollen auch der Auswahl-Libero sein.
„Die brauchen noch ein wenig Erfahrung. Lenka ist noch sehr jung und hat im letzten Jahr erstmals A-Nationalmannschaft gespielt. Es war nicht einfach für sie, weil sie beispielsweise bei der EM hinter mir stand und oft zugucken musste. Lisa ist auf jeden Fall ein Mannschaftstyp, der das Team vorwärts bringt.”
 
Seit 1991 baggern Sie für den Dresdner SC. In dieser Zeit gab es einige interessante Angebote, auch aus dem Ausland. Reizt Sie das noch?
„Der Zug ist abgefahren. Ich hatte zwei Mal ernsthaft überlegt, als ich jeweils Angebote aus dem Ausland hatte. Mit 23 war ich zu unentschlossen, und mit 28 fand ich es zu spät. Ein Wechsel innerhalb Deutschlands stand nie zur Debatte.
 
Kommen wir zum DVV-Pokalfinale. Zwei Mal haben Sie mit Dresden im GERRY WEBER STADION verloren. Warum klappte es im dritten Anlauf?
„Man ist ja ein bisschen abergläubisch. Die ersten zwei Partien haben wir in rot gespielt, jetzt werden wir in blau antreten. Zudem fährt mein Papa dieses Mal mit, der zuvor nicht dabei war. Der größte Teil der Mannschaft war 2009 dabei, und es ist schon frustrierend, wenn man im Halbfinale eine Klassemannschaft rausschmeißt, dann eine Torschlusspanik bekommt und einfach „verkackt”. Daraus müssen wir einfach lernen. Für mich wird es auch nicht mehr so viele Finals geben, deswegen will ich jetzt einfach mal gewinnen. Zumal wir auch international spielen wollen und das wird über die Meisterschaft nichts.”
 
Warum konnte Suhl das Liga-Hinspiel in Dresden mit 1:3 gewinnen?
„Weil wir richtig schlecht waren, und das gibt mir auch Hoffnung. So werden wir nicht nochmals spielen. Suhl ist auch schlagbar, auch wenn uns ihr ungewöhnlicher Stil nicht unbedingt liegt. Wenn wir gut gespielt und verloren hätten, dann wäre ich nicht so optimistisch.”
 
Was ist der Schlüssel zum Erfolg gegen Suhl?
„Unsere Stärke ist eigentlich der Aufschlag, womit man bei Suhl Schwierigkeiten hervorrufen kann. Der Angriffsaufbau muss natürlich ohnehin stehen. Wenn das funktioniert, ist das keine Garantie zum Sieg, aber wir sind dann sicherer in unseren Aktionen.”
 
In den beiden Finalspielen in Halle/Westfalen zeigte sich Ihre Mannschaft hypernervös und konnte nicht die Normalform erreichen. Warum war das so, warum ist es beim dritten Mal nicht so?
„Bis zum 2:3 gegen Vilsbiburg hätte ich gesagt, dass wir uns weiterentwickelt haben… Aber trotz dieser Niederlage glaube ich: Wir können das!”
 
2009 ergriff Ihr damaliger Trainer Arnd Ludwig spezielle Vorbereitungsmaßnahmen, indem er ein Training unter erhöhtem Geräuschpegel durchführte. Wird es Ähnliches auch unter Ihrem neuen Trainer Alexander Waibl geben?
„Bis zum 7. März sind es noch anderthalb Monate, deshalb ist das Pokalfinale noch kein Thema im Training. Wenn sich unser Trainer darüber Gedanken gemacht hat, hat er uns diese noch nicht mitgeteilt. Jetzt kommen erst mal die Russland-Spiele im Challenge Cup, dann das Pokalfinale.”

Von:  DVL/weg

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