Heiß auf das Pokalfinale: Jan Umlauft (evivo Düren). Foto: Guido Jansen

17Feb2010

Jan Umlauft: „Wir müssen Vollgas geben”

Er gilt als einer der Leistungsträger im Team des Pokalfinalisten evivo Düren und soll dafür sorgen, dass endlich der erste Titelgewinn in der Vereinsgeschichte gelingt: Kapitän Jan Umlauft (23) ist nach einem Jahr in Montpellier/Frankreich zurück im Rheinland und will die närrischen Tage mit Erfolgen in Meisterschaft und Pokal verlängern. Wie der Außenangreifer die Chancen gegen Generali Haching im Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinale am 7. März im GERRY WEBER STADION in Halle/Westfalen einschätzt und was er sonst noch in seiner sportlichen Karriere plant, verrät er im Interview.
 
Als Mathematik-Student können Sie doch sicherlich logisch argumentieren, wie die Chancen im Finale zwischen Generali Haching und evivo Düren stehen, oder?
„Nein, kann ich nicht. Weil die Situation für beide Teams und alle Spieler in so einem Stadion zu spielen etwas ganz Besonderes ist. Dort gelten eigene Regeln.”
 
Haching ist Titelverteidiger, Düren hat das Bundesligaspiel in Haching 3:2 gewonnen. Was wiegt schwerer?
„Beides ist etwas länger her, und man kann das nicht vergleichen. Die Teams sind ausgeglichen gut, alles, was vorher war, hat wenig Einfluss auf das Finale. Das ist etwas völlig Neues.”
 
Am 20. Februar, also zwei Wochen vor dem Pokalfinale, kommt es in Düren zum Rückspiel in der Liga. Packt der Sieger einige Prozentpunkte drauf und geht als Favorit ins Finale?
„Es ist schwer zu sagen. Wenn man das vorherige Spiel gewonnen hat, geht man vielleicht mit etwas gestärktem Selbstbewusstsein in das Finale. Aber man darf es nicht überbewerten. Wenn zwei Teams so ähnlich stark sind, ist es nämlich doppelt schwer, zweimal in Folge zu gewinnen.”
 
Unzweifelhaft dürfte sein, dass mehr Dürener als Hachinger Fans im GERRY WEBER STADION sind. Was gibt es aus dem Fanlager zu berichten?
„Ich weiß, dass der Verein 1000 Karten gesichert hat, und es noch einige gibt. Aber es geht wohl dem Ende zu. Es wird auf jeden Fall einen roten Pulk geben.”
 
Wie sehr hilft einem das auf dem Feld, wenn solch eine rote Wand hinter einem steht?
„Das ist schon etwas Besonderes. Der Großteil der Fans in Halle ist sicherlich neutral, und deswegen ist es wunderbar, wenn ein so großer Anteil für uns ist. Ich hoffe, das macht die Runde und pflanzt sich fort. Das macht auf jeden Fall etwas aus.”
 
2008 hat Düren mit einem bärenstarken Jan Umlauft das Finale gegen Friedrichshafen 2:3 verloren. Erinnern Sie sich noch?
„Ja, sehr gut sogar. Auch wenn wir das Spiel verloren haben, das gesamte Event und der knapp gewonnene vierte Satz sind mir in Erinnerung geblieben. Die Enttäuschung an die Niederlage ist bereits versunken, die Stimmung und das gute Spiel sind präsent.”
 
Wie süß schmeckte die Rache, der überraschende Halbfinalerfolg gegen Friedrichshafen, über die beste deutsche Mannschaft?
„Ich würde nicht Rache oder Revanche sagen, dafür ist das Finale zulange her. Im Halbfinale habe ich bis zum letzten Punkt nicht damit gerechnet, es war einfach eine riesige Überraschung. Die zwei Minuten nach dem Matchball weiß ich nicht mehr – die Freude ist regelrecht explodiert.”
 
Düren ist in der Saison 2009/10 eine total umgekrempelte Mannschaft mit vielen Neuzugängen. Nach einem holprigen Start hat sich das Team gefangen und als aktueller Dritter etabliert. Was sind die Stärken?
„Das wichtigste ist, dass wir eine sehr gute Mannschaftsstruktur aus jungen, motivierten und erfahrenen, älteren Spielern haben. In den Phasen, in denen es zu ruhig ist, sind die Jungen da und pushen das Team. In den Phasen, wenn Unruhe oder Aufregung herrscht, springen die Alten in die Bresche. Das macht uns stark und bringt uns durch viele schwierige Phasen. Und dann haben wir das Glück, dass wir Christian Dünnes (Diagonalangreifer, Anm. d. Red.) haben, der eine super Saison spielt.”
 
Gibt es auch Schwächen?
„Ja, schon. Aber die muss Haching ja nicht wissen. Wir sind nicht die stabilste Mannschaft in der Annahme, und wir sind kein Team, das sein Spiel so runterspult. Wir müssen uns immer neu beweisen und reinkämpfen. Wir sind sehr emotional – das ist Stärke und Schwäche zugleich, denn wenn wir keine Stimmung haben, spielen wir sehr schlecht. Wir müssen jedes Spiel Vollgas geben, was auch anstrengend ist - dann wird es aber etwas.”
 
Sie sind nach einem Jahr Auslands-Aufenthalt in Montpellier in Frankreich nach Düren zurückgekommen, und führen das Team als Kapitän aufs Feld. Hat Sie das Jahr im Ausland sportlich und persönlich weiter gebracht?
 
„Auf jeden Fall. Nicht groß im technischen Bereich, sondern insgesamt. Ich bin gelassener gegenüber Fehlern geworden, stabiler in meinem Spiel. Und persönlich natürlich auch. Ich habe französisch gelernt, war auf mich allein gestellt und musste mir erst mal einen Namen machen.”
 
Auch Bundestrainer Raúl Lozano sind ihre starken Leistungen in Liga und Pokal nicht verborgen geblieben. Sie wurden in einen ersten Kaderkreis berufen. Was haben Sie noch für sportliche Ziele?
„Ich will versuchen, so weit zu kommen wie es geht. Das Ganze möchte ich im gewissen Maße mit der Universität verbinden, auch wenn mir bewusst ist, dass man nicht beides gleichzeitig voll machen kann. Ich will schauen, was geht. Open end.”
 
Letzte Frage: Haching hat im vergangenen Jahr seinen ersten Titel in der Vereinsgeschichte gewonnen, nachdem zuvor im Halbfinale Friedrichshafen geschlagen wurde. Düren hat in diesem Jahr gegen Friedrichshafen gewonnen und ist noch ohne Titel. Ist der Pokalsieg nicht eine logische Folge?
„Dem muss ich beipflichten, da kann ich keinen logischen Fehler finden.”

Von:  DVL/weg

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