So sehen Sieger aus: Jana Köhler (links) und Julia Sude können ihr Glück nicht fassen Foto: sae

28Aug2010

Nicht zu fassen: Jana Köhler und Julia Sude sind Deutscher Meister

Als der Ball neben sie in den Sand plumpste, schaute Julia Sude ungläubig zur Seite. Erst zum Spielgerät, das tatsächlich neben der Linie gelandet war, dann zu ihrer Partnerin Jana Köhler, die das, was da gerade passiert war, auch nicht fassen konnte. War das tatsächlich möglich? Ja, es war möglich. Der Aufschlag von Sara Goller war im Seitenaus gelandet, Julia Sude und Jana Köhler hatten das Finale um die Deutsche Meisterschaft gewonnen und damit für eine absolute Sensation gesorgt. Nicht Sara Goller und Laura Ludwig, die vor Wochenfrist ohne Satzverlust die Europameisterschaft gewonnen und auch in Timmendorfer Strand das Geschehen nach Belieben dominiert hatten, sondern die krassen Außenseiter dürfen sich Deutscher Meister 2010 nennen. Das 2:1 (19:21, 23:21, 15:13) war ein spektakuläres Spiel, das niemand so schnell vergessen wird, der dabei gewesen ist.

Es war eine dieser Geschichten, die der Sport von Zeit zu Zeit schreibt, wenn er gut aufgelegt ist und sich dazu durchringt, ein spektakuläres Drehbuch aus dem Hut zu zaubern. Eines, das den Stoff für Legendenbildung in sich trägt. Im Wembley der Beachvolleyballer rieben sich 6000 Zuschauer auf dem prall gefüllten Center Court am Ostseestrand die Augen. Es war schlicht und ergreifend unfassbar, was sie da erlebten: Goller/Ludwig, die weder bei der EM noch im Verlauf der nationalen Titelkämpfe auch nur einen Satz abgegeben hatten, führten im zweiten Durchgang mit 20:18, sie mussten nur noch einen einzigen Ballwechsel für sich entscheiden. Es gelang nicht, und damit kippte ein Spiel, das eigentlich längst entschieden war. Hernach zeigte Laura Ludwig in der Niederlage Größe: „Jana und Julia haben ein riesen Turnier gespielt. Hut ab. Auch wenn ich es hasse, hier verloren zu haben. Wir wollten diesen Titel unbedingt.“

Jana Köhler und Julia Sude rafften sich am Ostseestrand zu einer unglaublichen Energieleistung auf und zeigten das Spiel ihres Lebens. Julia Sude, Tochter von Mr. Volleyball Burkhard Sude, brillierte mit zahlreichen Blockaktionen und Jana Köhler demonstrierte, dass sie in der Abwehr mit einer begnadeten Schnelligkeit gesegnet ist. Beide Athletinnen bilden erst seit dieser Saison ein Team, nun krönten sie ihre erste gemeinsame Saison durch ein spektakuläres Glanzstück.

Allerdings wurde es zum Ende des dritten Durchgangs noch einmal eng, als Goller/Ludwig beim Stande von 10:14 drei Matchbälle abwehrten, bevor Sara Goller der entscheidende Fehler unterlief. Danach sanken Julia Sude und Jana Köhler auf die Knie und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Als die Tränen des Glücks getrocknet waren, sagte Jana Köhler: „Hätte mir das einer vor einem Jahr gesagt, hätte ich geantwortet. ,Ja klar, ich träume auch gerne.’“

Damals laborierte die Berlinerin, die für den Hamburger SV an den Start geht, an einem Kreuzbandriss und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Nun darf sie sich als Deutsche Meisterin feiern lassen und zudem mit ihrer Partnerin 10.000 Euro Prämie auf der Habenseite verbuchen. „Heute“, sagte Julia Sude mit einem breiten Grinsen, „können wir allen einen ausgeben. Wir haben jetzt ja ein bisschen Geld.“  

Von:  fex

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