Gruppenbild der Spieler des VfB Friedrichshafen und des Unified Teams

03Nov2010

VfB Friedrichshafen: Vorbild sein – soziale Verantwortung leben

Sportlich führte am VfB Friedrichshafen in den vergangenen Jahren kaum ein Weg vorbei. Der Deutsche Meister aber ist nicht nur auf dem Spielfeld top: Die Häfler engagieren sich auch abseits der Volleyballhalle. Eines von mehreren Projekten ist die bereits seit neun Jahren bestehende Kooperation mit dem Unified Team, in dem Menschen mit geistigem und körperlichem Handicap gemeinsam mit Nicht-Behinderten Volleyball spielen. Die Botschaft dieser Aktion ist Grund genug, den VfB Friedrichshafen im Rahmen der DVL-Imagekampagne „Echte Menschen. Echte Stars” als ersten „Star des Monats ” im November zu präsentieren: „Hier zeigen sich Profis als echte Stars zum Anfassen”, sagt DVL-Geschäftsführer Thorsten Endres, „und damit passen sie ideal ins Portfolio unserer Kampagne.” Das Engagement in einem spannenden Projekt biete eine soziale und regionale Verankerung, so Endres, „von der alle profitieren, das Unified Team, wie die Volleyballer.”
 
Um kurz vor neun Uhr steigt die Spannung in der Wilhelmsdorfer Riedhalle spürbar an. Fast 40 Athleten, Partner und Betreuer des Unified Teams haben sich versammelt und fiebern den nächsten Stunden entgegen. Dann endlich sind sie da – Joao José, Frederic Winters, Christian Fromm, Milos Vemic, Oliver Venno, Jeroen Trommel und Adrian Gontariu, die Volleyballstars vom VfB Friedrichshafen. Gleich sieben von ihnen sind gekommen, um dem Unified Team noch vor Saisonbeginn einen Besuch abzustatten.
 
„Es ist super, dass der VfB so etwas macht”, sagt Christopher Grüninger. „Die großen Spieler live zu erleben und mit ihnen zu trainieren, ist etwas Besonderes.” Volleyball ist seit Jahren die große Leidenschaft des 19-Jährigen. In Wilhelmsdorf ist er Spieler des Unified Teams, in dem Menschen mit geistigem und auch körperlichem Handicap gemeinsam mit Nicht-Behinderten, so genannten Partnern, Volleyball spielen. Und das mit viel Erfolg: Bei den Special Olympics 2007 in Shanghai (China) schaffte es die Mannschaft bis ins Halbfinale, 2003 in Dublin (Irland) gewann sie sogar die Goldmedaille.
 
Seit neun Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem VfB Friedrichshafen und dem Unified Team. Entstanden ist sie, als Häfler Volleyballer bei der TSG Wilhelmsdorf ihren Zivildienst leisteten und dabei Arbeit und Leistungssport bestens miteinander verbinden konnten. Urs Günthör oder Matthias Kolley waren damals dabei, aber auch Sebastian Schwarz, der gerade erst mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft spielte und seit Saisonbeginn in Italien schmettert. „Als die Jungs bei uns waren, war es schon super”, erzählt Michael Stäbler, Trainer des Unified Teams und Chef der Behinderten-Sportabteilung der TSG. „Dass einige so prominente Spieler geworden sind, macht uns auch ein bisschen stolz.”
 
Mindestens ein Mal pro Saison schauen die VfB-Profis in Wilhelmsdorf vorbei und verraten Tricks und Kniffe des Volleyballspiels. Genauso regelmäßig finden die Gegenbesuche bei den VfB-Heimspielen in der ZF Arena statt. In der vergangenen Saison agierten die Volleyballer vom Unified Team sogar als Ballroller und Wischer, wie beim Heimspiel gegen den EnBW TV Rottenburg. Gleiches ist auch in der neuen Spielzeit geplant.
 
„Volleyball ist für unsere Schüler ein sehr guter Sport. Der Aktionsrahmen ist klar begrenzt und gut kontrollierbar”, sagt Stäbler. „Es ist verblüffend, mit welcher Begeisterung und Konzentration sie bei der Sache sind, wenn der VfB da ist.“ Mittlerweile läuft das Training auf vollen Touren. Christian Fromm hat das Aufwärmen geleitet. Auf drei Spielfeldern wird sich gemeinsam mit den Profis eingespielt, ehe es zum Einschlagen ans Netz und schließlich für die Aufschläge hinter die Grundlinie geht. Dann kommt der Höhepunkt: das gemeinsame Spiel mit den VfB-Stars.
 
Alle sind mit Feuereifer dabei. Auch Jeroen Trommel, der im Sommer nach Friedrichshafen wechselte und im September Vater einer Tochter wurde. „Ich fand es schon immer toll, mit Kindern und Jugendlichen Volleyball zu spielen“, sagt der Niederländer. „Seit aber meine Tochter Ellis Jae auf der Welt ist, hat sich meine Sicht noch einmal verändert. Mir ist bewusst, wie wertvoll es ist, gesund zu sein. Und dass wir als Sportler etwas von dem zurückgeben sollten, was wir an Unterstützung erfahren.”

Das Training ist beendet, der Besuch in Wilhelmsdorf aber noch lange nicht. Per Kleinbus und Auto geht es direkt weiter zur Haslachmühle, der Schule der Athleten im Unified-Team. In der Redaktion der Schülerzeitung darf jeder Volleyball-Profi ausgefragt werden. Außerdem werden in einem Fotostudio die Gebärden zum Thema Volleyball aufgenommen und einige dabei sogar neu entwickelt. In Kooperation mit der „Behindertenhilfe der Zieglerschen”, dem Träger der Haslachmühle, soll ein Poster entstehen, das auch anderen Mannschaften mit behinderten Mitspielern helfen soll, sich auf dem Spielfeld verständigen zu können.

„Natürlich gibt es viele Zeichen, die verwendet werden”, sagt Stäbler. „Die Gebärdensprache für Volleyball ist jedoch noch nie dokumentiert worden.” Äußerst kreativ gingen José & Co. zu Werke und posieren nicht nur für die Zeichen „VfB Friedrichshafen”, sondern auch für „Aufschlag”, „Zuspiel”, „Angriff”, „Kapitän”, „Fans” und vieles andere mehr. „Es tut gut, mal aus unserer Volleyballwelt herauszukommen und zu sehen, wie das Leben auch verlaufen kann”, sagt Joao José, der mittlerweile schon ein guter Bekannter in der Haslachmühle ist. Vier oder fünf Mal bereits war er hier: „Es ist großartig zu sehen, wie begeistert alle bei der Sache sind.”
 
„Wir sind stolz, dass es diese für alle wertvolle Kooperation gibt und wie sie mit Leben gefüllt wird”, sagt Michael Stäbler. „Für uns ist es sensationell, dass wir die Stars persönlich erleben und mit ihnen trainieren dürfen. Und die Spieler bekommen dabei eine andere Sicht auf ihr Leben.”
 
Den Volleyballern vom VfB Friedrichshafen liegt die Partnerschaft mit dem Unified Team sehr am Herzen. Allerdings ist dies bei weitem nicht das einzige soziale Engagement des Deutschen Meisters. Schon im zweiten Jahr setzt sich der Verein auch gegen Gewalt und für Zivilcourage ein und tritt als prominentes Zugpferd der Gewaltpräventionswochen in Friedrichshafen und Umgebung auf.  Die Meisterspieler sind Stars zum Anfassen und Vorbilder, die durch ihre Sportart Tugenden wie Teamgeist und Fairness transportieren. „Unsere Spieler haben Vorbildfunktion und wir eine große soziale Verantwortung”, sagt Jürgen Hauke, Geschäftsführer der VfB Friedrichshafen Volleyball GmbH. „Beiden Aufgaben stellen wir uns nicht nur – wir leben sie.”

Weitere Fotos sind zu finden unter: www.volleyball-bundesliga.de/echtestarsvfb

Mehr Informationen rund um die Kampagne finden Sie unter www.echte-stars.de.

Von:  DVL/cku

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