Jean-Pierre Staelens gibt dem Hamburger Team Anweisungen

24Feb2011

Interview mit Jean-Pierre Staelens (Hamburg): Komplimente an die Liga

Herr Staelens, Hamburg wollte unter die ersten Vier, liegt aber nur auf Platz acht. Damit können Sie nicht zufrieden sein?
Unglücklich bin ich nicht. Ich denke, es ist ein Kompliment für die Liga, dass so viele gute Teams nicht besser da stehen können, weil ja nur vier Plätze zur Teilnahme an den Play-offs berechtigen. Das wird sich erst nächste Saison ändern, wenn acht Teams indie Play-offs kommen. Deshalb sind wir jetzt aber nicht unzufrieden. Wir haben schon sehr gute Spiele gehabt, aber auch einige unglücklich verloren, wie beim 2:3 zuhause gegen Sinsheim. Ich kenne auch keine Liga in Europa, wo die Nummer eins verpflichtet ist, die Nummer zehn ernst zu nehmen, weil sonst eine Niederlage droht. Das spricht für die Qualität der Liga.

Zuletzt gab es zwei Niederlagen gegen Schwerin und gegen Dresden.
Beide sind uns auch in diesem Augenblick klar überlegen, da gibt es nichts zu beschönigen. Dafür müssen wir uns auch nicht schämen. Es gibt einen deutlichen qualitativen Abstand und unsere einzige Aufgabe war es, den Zuschauern trotzdem guten Volleyball zu bieten. Leider ist uns kein Satzgewinn gelungen, und wir haben uns nicht gut genug verkauft.

Liegt es nur an der individuellen Qualität?
Volleyball ist ein Teamsport. Wenn es nicht in allen Elementen stimmt, wird es schwer. Der beste Angriff nützt nichts, wenn die Annahme nicht kommt. In Schwerin spielt mit Patricia Thormann eine der erfahrensten und besten Spielerinnen, die seit Urzeiten dabei ist. Auf unserer Seite spielt Saskia Radzuweit in ihrer ersten Saison Außen-Annahme und ist erst 19 Jahre alt. Beide trennen Erfahrungswelten.

Hamburgs Ansprüche sind stets hoch. Ist ein Play-off-Platz zu hoch?
Nein, auf keinen Fall. Ich bin immer noch überzeugt, dass wir was erreichen können. Wenn wir ab jetzt alles gewinnen, können wir Vierter werden. Das klingt utopisch, aber die Motivation ist immer da. Das Wort „Aufgeben” steht nicht in meinem Wörterbuch, das kannte ich als Spieler nicht und auch nicht als Trainer. Das gebe ich an die Spielerinnen immer so weiter, die sich dadurch verbessern können.

Auf einen Abstiegsplatz hin sind es aber auch nur sechs Punkte.
Das Glas ist immer entweder halb voll oder halb leer. Schon als ich den Terminplan sah, wusste ich, dass es schwer wird. Fünf Spieltage hintereinander treten wir gegen die ersten Fünf der letzten Saison an. Nach Dresden und Schwerin kommen jetzt Stuttgart, Vilsbiburg, Wiesbaden und dazwischen Potsdam als Gegner. Das kann man mit ein bisschen Pech alles verlieren. Aber danach können wir sicher wieder punkten.

Es ist zu lesen, dass der Vertrag mit Ihnen bis 2013 verlängert werden soll. Das klingt nach einem langfristigen Aufbau.
Wir arbeiten daran und müssen auch im Umfeld einiges aufbauen. Hamburg ist eine tolle Stadt, das ist auch ein Lockmittel. Aber wir haben keine Stützpunkte wie Dresden, Schwerin oder Vilsbiburg. Zu uns kommen noch nicht die deutschen Nachwuchsspielerinnen. Das kann ich auch verstehen, weil sie bei den Stützpunkten ihre Karriere anders planen können. Also müssen wir im Ausland suchen, aber da gibt es auch nicht immer gute Qualität. Wir müssen uns auf jeden Fall verstärken, wenn wir besser werden wollen. Auch ohne Olympiastützpunkt können wir mit einem guten Konzept Talente entwickeln. Wer Deutscher Meister werden will, muss erst einmal Meister im Büro werden. Dann klappt das auch.

Nächster Gegner ist Stuttgart, die kurz vor dem Pokalfinale am 6. März stehen. Macht es das leichter für Ihr Team?
Ich denke nicht. Sie haben mit Jan Lindenmair einen guten Trainer und zuletzt Suhl geschlagen. Da wird der Adrenalinspiegel schon jetzt hoch sein. Wahrscheinlich wollen sie sich gegen uns die nächste Motivationsspritze abholen. Ich hoffe auf ein gutes Spiel. Es wird schwer, sie zu schlagen, aber wir haben eine realistische Chance.
 

 

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