Schule oder Volleyball – die Qual der Wahl wird schwieriger. Foto: Conny Kurth

18Apr2011

Schule contra Verein – Zerreißprobe zu Lasten der Kids

Die G8 genannte Verkürzung der Schulzeit von neun auf acht Jahre auf dem Gymnasium und Ganztagsschulen sind eine Gefahr für den Vereinssport.
Der Grund: Jugendliche haben weniger Zeit, sich ihren Hobbys zu widmen. 

Wolfgang Schütz sah das Dilemma schon vor Jahren kommen, als beschlossen wurde, die Verweildauer auf Gymnasien von neun auf acht Jahre zu beschränken: „Durch Ganztagsschulen und G8 wird sich unsere Vereinslandschaft massiv verändern. Den Vereinssport, wie wir ihn seit Jahrzehnten kennen, wird es auf Sicht nicht mehr geben.” Schütz steckt mitten im Thema. Seit zehn Jahren ist der 52-Jährige als Verbandstrainer für den Westdeutschen Volleyball-Verband (WVV) tätig. Zuletzt wurde er mit Michael Mallick (Baden-Württemberg) als Nachwuchstrainer des Jahres ausgezeichnet. 

Die Zukunft der Arbeit von Schütz und Mallick ist jedoch ungewiss. „Ganztagsschulen sind eine Gefahr für die Vereine”, sagt Mallick, der beobachtet hat: „Vielerorts wird das wegen allgemeiner Ratlosigkeit verdrängt.”

In einer Umfrage, die das volleyball-magazin für die Mai-Ausgabe durchgeführt hat, bestätigen viele Experten diese Meinung. Gerd Rauch, Landestrainer im Saarland, der sich beim TV Bliesen engagiert, ist der Überzeugung: „Ganztagsschulen und G8 führen dazu, dass die Kids neben der Schule nur noch wenig Zeit haben, sofern ihnen das Lernen nicht leicht fällt”. Immer häufiger gibt es Absagen. Benjamin Corts, Gymnasiallehrer und Projektleiter Talentförderung Volleyball an der Elly-Heuss-Schule in Wiesbaden, bekommt Rückmeldungen von Eltern, „die bei ihren Kindern nur noch ein Hobby fördern”.

Ein Lösungsansatz könnte im Ausbau von Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen liegen. „Die Schulen müssen wollen, die Vereine müssen es können”, sagt Hans Schlecht, Sportlehrer, pädagogischer Mitarbeiter der Bezirksregierung Arnsberg und Vizepräsident im WVV. Er kennt die Befindlichkeiten im Schul- und Vereinsalltag, und deshalb weiß er: „Alle sind dankbar für Hilfestellungen.” Für die Bezirksregierung Arnsberg hat deshalb eine Kommission ein Modell für die Praxis zur Intensivierung der Zusammen­arbeit zwischen Schule und Verein erarbeitet, in dem mög­liche Kooperationswege skizziert werden, wie im PDF als Download nachzulesen ist.

Wie sieht es in Ihrem Verein aus? Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht, wie sie in diesem Artikel im vm thematisiert werden? Welche Lösungsvorschläge haben Sie entwickelt? Für Rückmeldungen sind wir dankbar. Schreiben Sie uns an die Mailadresse vm(at)philippka.de.

 

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