Ehrung durch den DVL-Vorsitzenden Michael Evers vor dem ersten Play-off-Finalspiel gegen Dresden: Patricia Thormann, Schweriner SC, ist MVP der Saison 2010/2011 (Foto: Dietmar Albrecht)

19May2011

Patricia Thormann (Schwerin) ist MVP der Saison 2010/2011

Die Saison der Frauen-Bundesliga ist noch nicht abgeschlossen, doch ein Ergebnis hat bereits amtlichen Charakter. Patricia Thormann, Diagonalangreiferin des Schweriner SC, liegt im Ranking der Most Valuable Player uneinholbar auf Platz eins. Mit zehn Gold- und zwei Silbermedaillen hat sie eine klar bessere Ausbeute als die hinter ihr liegenden Sherline Holness (1. VC Wiesbaden) und Natalia Korobkova (Rote Raben Vilsbiburg) mit jeweils sieben Gold- und zwei Silbermedaillen. Im ersten Play-off-Finalspiel am Mittwochabend gegen den Dresdner SC, das mit einem 3:2 für Schwerin endete, erfüllte sich sogar ihr Wunsch, den sie wenige Stunden vor Spielbeginn geäußert hatte: „Wär ja nicht schlecht, heute noch eine weitere Medaille zu gewinnen.” Es hat geklappt, es war ihre zehnte Goldmedaille.

Die Bildergalerie ist zu finden unter
http://www.volleyball-bundesliga.de/echtestarsthormann
 
Das komplette MVP-Ranking unter
http://www.volleyball-bundesliga.de/1blfmvp

Hinweis: In der Juni-Ausgabe des volleyball-magazins (Erscheinungstermin 26. Mai) werden die Ranglisten des deutschen Volleyballs veröffentlicht, in denen natürlich auch Patricia Thormann auftaucht. 

Nach jedem Spiel in der 1. Bundesliga wurden in dieser Saison erstmals die MVP beider Mannschaften mit einer DVL-Medaille ausgezeichnet. Gewählt haben jeweils die Trainer der Teams. Der MVP der Gewinnermannschaft erhielt eine goldene Medaille, der des Verliererteams eine silberne. Die Auszeichnung für Patricia Thormann fand am Mittwochabend unmittelbar vor dem ersten Play-off-Finalspiel gegen den Dresdner SC statt. Michael Evers, Vorsitzender der Deutschen Volleyball-Liga, nahm die Ehrung vor und überreichte Patricia Thormann eine gläserne MVP-Trophäe. Zudem gab es Küsschen und Blumen von Schwerins Trainer Tore Aleksandersen und auch von Dresdens Coach Alexander Waibl.
 
Thormanns Reaktion auf die Glückwünsche war typisch für die 31-Jährige. Sie stellte sich mit den Präsenten auf die Spielfeldmitte, klatschte sich kurz mit der Mannschaft ab und von nun an war der Focus nur noch auf das Spielgeschehen ausgerichtet. „Patti steht nie gern im Vordergrund, sie ist ein Teamplayer und dazu noch sehr bescheiden”, sagt Michael Evers, der in Personalunion auch Manager des Schweriner Sportclubs ist und Patricia Thormann seit ihren ersten Tagen im Verein kennt. 1991 kam sie zum SSC, der 1995 seine erste Deutsche Meisterschaft nach der Wende feierte. Ein Jahr später stieg Patricia Thormann in den Bundesligakader auf und ist seither nicht mehr aus dem Team wegzudenken. Mehr noch: Mit sechs Meistertiteln und drei Pokalsiegen ist sie die erfolgreichste Bundesligaspielerin seit der ersten gesamtdeutschen Saison 1991/92. Typisch Thormann ist auch diese Antwort: „Das wusste ich gar nicht.” Aber es tut gut, es zu wissen: „Allein die Auszeichnung als MVP macht mich schon sehr stolz, und dass ich auch noch die meisten Titel haben soll, ist ja auch nicht schlecht.” Wahrlich nicht.
 
Dass sie sich das Prädikat „besonders wertvoll” verdient hat, liegt auch an ihrer Vielseitigkeit. Eigentlich ist sie Mittelblockerin, verletzungsbedingte Umstellungen im Team sorgten allerdings für die Versetzung auf die Position als Diagonalspielerin. „Die Umstellung hat gut geklappt, da kann ich schön viele Punkte machen.”
 
Entscheidend für die tolle Karriere, so Evers, sind auch immer ihre Bereitschaft und ihr Wille gewesen: „Patti führt täglich einen Kampf an zwei Fronten. Zum einen den gegen ihre Zuckerkrankheit, zum anderen den Kampf um den Erfolg im Spitzensport.” Mitte der neunziger Jahre hatte Patricia Thormann erfahren, dass sie an Diabetes erkrankt ist. Sie hat gelernt, damit umzugehen. In jedem Training, nach jedem Satz misst sie ihre Werte, manchmal spielt sie mit einer Insulinpumpe. Im Team wissen sie alle um die Situation, nach außen hin macht sie kein Aufsehen darum. „Das wäre auch nicht Pattis Art”, sagt Evers. Für ihn steht Patricia Thormann in einer Reihe mit den ganz großen Schweriner Stars wie „Dörte Techel, Ute Steppin und Sylvia Roll”: „Sie spielt seit Jahren überragend und ist ein Vorbild, sportlich wie menschlich.”
 
Für Tore Aleksandersen ist sie „der letzte Mohikaner, mit dem ich seit meinem ersten Jahr hier in Schwerin arbeiten darf.” Der Norweger schätzt ihre Art: „Patti ist nie laut oder muss schreien, um sich Respekt zu holen. Sie zeigt ihre Qualitäten durch Leistung und Engagement auf dem Feld und erwirbt sich so ihre Autorität.” Und sie ist eine treue Seele: Geboren und aufgewachsen in Schwerin, vielen noch bekannt unter ihrem Mädchennamen Patricia Wolf, ist sie auch volleyballerisch verwurzelt mit der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Es ist kaum vorstellbar, dass sie mal zu einem anderen Verein gehen wird.
 
Ihre Zukunft nach der Saison ist noch ungewiss: „Mit 31 muss man ja mal langsam an die Gesundheit und die Zeit nach dem Leistungssport denken”, sagt sie. Mittlerweile arbeitet sie als Bürokauffrau bei einem Sponsor der Volleyballerinnen. Denkbar wäre für sie auch ein Engagement im Verein. Doch erst einmal gibt es ein anderes naheliegendes Ziel und das kann sie schon am 21. Mai realisieren: Meistertitel Nummer sieben für Patricia Thormann, der achte für ihren Klub und vielleicht vergrößert sich ja auch noch die Sammlung der MVP-Medaillen um ein goldenes Exemplar.

Von:  DVL

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