Wiesbadens Spielführerin Regina Burchardt greift an. Foto: VC Wiesbaden/Detlef Gottwald

09Feb2012

1. Liga Frauen: Suhl nach elf Sätzen im EC weiter – Im Interview: Regina Burchardt (Wiesbaden)

Diese Auswärtsreise war für die Stuttgarterinnen wohl die kurioseste ihrer Karriere. Weil der Vorraum der Halle im italienischen Urbino unter Wasser stand, spielte die Mannschaft von Trainer Jan Lindenmair im Viertelfinal-Rückspiel des CEV-Cups vor leeren Rängen. Dass Stuttgart gegen das italienische Topteam stark mithielt und sich trotz der 1:3 (25:23, 21:25, 14:25, 19:25)-Niederlage und des damit verbundenen Ausscheidens über einen Satzgewinn freuen durfte, geriet angesichts der Umstände beinahe zur Nebensache.

Eine beeindruckende Leistung auf internationalem Parkett lieferte auch der VfB Suhl ab, der beim Schweizer Klub Volley Köniz mit 3:2 (25:17, 25:17, 19:25, 24:26, 15:12) gewann. Die Thüringerinnen kämpften sich nach der Maximalanzahl von zehn Sätzen nach Hin- und Rückspiel durch den Sieg im entscheidenden Golden Set mit 15:11 ins Viertelfinale.

Am Wochenende erwartet die Mannschaft von Trainer Felix Koslowski mit dem Zurich Team VCO Berlin eine voraussichtlich leichtere Aufgabe. Dazu stehen fünf Spieltage vor dem Abschluss der Hauptrunde gleich drei Topspiele an. VT Aurubis Hamburg will sich gegen Champions-League-Achtelfinalist Dresdner SC nach der 2:3-Pleite beim Köpenicker SC rehabilitieren. Der viertplatzierte USC Münster empfängt Tabellenführer Rote Raben Vilsbiburg. Und der VC Wiesbaden, der am vergangenen Wochenende beim 3:1 gegen Münster einen Befreiungsschlag feierte, hat den Ligadritten Schweriner SC zu Gast in der Sporthalle am 2. Ring. Im Interview spricht Wiesbadens Spielführerin Regina Burchardt über die Ausgeglichenheit der Liga, die Entwicklung zur Führungsspielerin, ihren Olympia-Traum und die Chancen gegen Schwerin.

Frau Burchardt, der VC Wiesbaden hat den Sieg gegen Münster am vergangenen Wochenende gemeinsam mit den Fans regelrecht frenetisch gefeiert. Weshalb nimmt dieser Erfolg für Sie offenbar eine besondere Rolle ein?
Der Hauptgrund war: Wir haben gegen ein Team gewonnen, das in der Tabelle vor uns steht. Es war zwar in jedem Satz sehr eng – speziell im vierten Satz, wo die Nerven bei allen blank lagen. Aber dennoch war das ein sehr souveränes, stabiles Spiel von uns.

Sie absolvieren neben dem Volleyball eine Fernausbildung zur Personal Trainerin und Psychologischen Beraterin. Welche psychologische Bedeutung kann der Sieg für den Rest der Hauptrunde haben?
Es war zunächst wichtig, dass wir durch den Sieg einen Tabellenplatz gut gemacht haben. Und was noch wichtiger ist: Das war ein mannschaftlicher Erfolg, der uns Kraft gibt für unser Ziel, in die Play-offs zu kommen. Die Tabelle ist brutal eng – ohne Frage war das ein bedeutsames Spiel auf unserem Weg.

Streben Sie nun für den Rest der Hauptrunde nach Rang fünf, um im Play-off-Viertelfinale nicht gleich gegen die Topteams aus Vilsbiburg, Dresden oder Schwerin antreten zu müssen?
Das haben wir so noch nicht besprochen. Generell schauen wir eher nach oben, als dass wir uns in Richtung Rang acht orientieren. Doch ich denke, es ist in diesem Jahr möglich, jeden zu schlagen. Auch das Spiel gegen Münster war auf gleicher Augenhöhe – es hätte genauso gut andersherum ausgehen können. Der Unterschied war wohl, dass wir speziell im knappen vierten Satz den Sieg mehr wollten.

Sie haben vor der Saison das Ziel Play-off-Halbfinale ausgegeben. Trauen Sie Ihrem Team auch zu, sich im Viertelfinale gegen eines der Top-Drei-Teams durchzusetzen?
Ich persönlich sehe es eher als Vorteil, wenn wir am Ende der Hauptrunde auf Platz fünf bis acht landen, weil wir dann in den Play-offs das erste Heimspiel haben. Wir sind nicht die einzige Mannschaft, die sich zuhause wohler fühlt als auswärts. Wenn das erste Spiel in der eigenen Halle stattfindet, hat man aus meiner Sicht einen klaren Vorteil.

Wiesbaden hat im Sommer viele neue Spielerinnen geholt und mit Andreas Vollmer auch einen neuen Trainer. Ist die aktuelle Form ein Ergebnis eines Entwicklungsprozesses beim VC Wiesbaden?
Ich denke schon. Wir haben zu Beginn des Jahres gegen Dresden und Hamburg zwei schmerzliche 2:3-Niederlagen hinnehmen müssen. Das waren zwar gute Spiele, aber da ist noch kein Sieg herausgesprungen. Dass es jetzt gegen eines der oberen Teams zu zwei Punkten gereicht hat, ist für uns eine sehr positive Entwicklung.

Sie persönlich haben mit der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im Herbst einen großen Erfolg gefeiert. Mit ein paar Monaten Abstand: Wie hat Sie der Silbermedaillengewinn als Volleyballerin geprägt?
Ich war ja zuvor eine Weile nicht in der Nationalmannschaft dabei und deshalb war es schon unglaublich, überhaupt im Kader zu sein. Ich denke, dass ich meine Aufgabe im Sommer gut gemeistert habe und ich bin dem Bundestrainer (Giovanni Guidetti, Anm. d. Red.) sehr dankbar für sein Vertrauen. Mich hat der Sommer als Volleyballerin unglaublich gestärkt. Ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und mein Wunsch, zu den Olympischen Spielen nach London zu fahren, ist realistisch. Ob es dann wirklich dazu kommt, wir uns qualifizieren und ob ich überhaupt noch dabei bin, wird man im Sommer sehen. Aber die Erfahrungen mit dem Nationalteam waren super, das kann man auch immer mit in den Verein nehmen.

Sie sind seit dieser Saison Spielführerin in Wiesbaden und übernehmen auch auf dem Spielfeld mehr Verantwortung. Fühlen Sie sich als Spielerpersönlichkeit gereift?
Ganz klar. Aber ich bin ja nicht zum ersten Mal Kapitän oder Führungsspielerin. Das liegt einfach in meinem Naturell. Ich versuche der Mannschaft mit meiner Erfahrung zu helfen. Ich bin eine Kämpferin und in engen Spielen bin ich schon eine, die sich zutraut, den entscheidenden Ball zu verwandeln. Das funktioniert nicht immer, aber am letzten Wochenende hat’s geklappt, den letzten Punkt zu machen. Wenn mir meine Mannschaft vertraut, mache ich das gern.

Gehen Sie ganz aktiv auf Ihre Zuspielerin zu, um den entscheidenden Pass zu fordern oder geschieht das intuitiv?
Ein bisschen von beidem. Die Zuspielerin merkt ja, wer gut drauf ist. Ich hatte gegen Münster seit langem mal wieder ein sehr gutes Spiel und das hat auch unsere Stellerin Lucia Kaiser gespürt. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich ihr gesagt habe: Gib mir den Ball. Vielleicht habe ich das zwei Bälle vorher gesagt und es hat erst bei dem Punkt zum 30:28 geklappt.

Am Samstag spielen Sie gegen Schwerin, einen potenziellen Play-off-Gegner im Viertelfinale. Mit welchem Gefühl gehen Sie nach der Trainingswoche in die Partie?
Das Spiel ist absolut offen. Wenn wir daran anknüpfen können, was wir gegen Münster gezeigt haben, dann wird es Schwerin nicht einfach haben, gegen uns zu gewinnen. Unser Publikum hat im vergangenen Spiel einen Emotionsschub bekommen, es werden wieder mehr Leute in die Halle kommen. Und wir sind mit dem Sieg im Rücken auch positiver im Kopf gestimmt. Es wird ein interessantes Spiel - wenn die Möglichkeit da ist, die Partie zu gewinnen, dann holen wir uns den Sieg auch.

Ergebnisse vom 08. Februar
CEV-Cup (Viertelfinal-Rückspiel)
Robur Tiboni Urbino/ITA – Smart Allianz Stuttgart 3:1 (23:25, 25:21, 25:14, 25:19)

Challenge Cup (Achtelfinal-Rückspiel)
Volley Köniz/SUI – VfB Suhl 2:3 (17:25, 17:25, 25:19, 26:24, 12:15), Golden Set: 11:15

Die nächsten Termine
Champions League (Achtelfinal-Rückspiel)
Dinamo Kazan/RUS – Dresdner SC

1. Liga Frauen
11.02. 18:00 VT Aurubis Hamburg – Dresdner SC (CU Arena)
11.02. 18:30 SC Potsdam – Smart Allianz Stuttgart (MBS-Arena Potsdam)
11.02. 19:00 VC Wiesbaden – Schweriner SC (Sporthalle am 2. Ring)
11.02. 19:00 envacom volleys sinsheim – Köpenicker SC Berlin (Messehalle 6)
11.02. 19:30 TSV Bayer 04 Leverkusen – Alemannia Aachen (Smidt ARENA)
11.02. 19:30 VfB Suhl – Zurich Team VCO Berlin (Sporthalle Wolfsgrube)
12.02. 14:30 USC Münster – Rote Raben Vilsbiburg (Sporthalle Berg Fidel)

Von:  DVL

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