Unverkennbar: Felix Fischer mit seinem Markenzeichen, einem Stirnband. Foto: www.foto-herfet.de

20Mar2012

Nervenkitzel vor dem Klassiker – Im Interview: Felix Fischer (Berlin)

Er ist Berlins Identifikationsfigur Nummer eins: Das Berliner Eigengewächs Felix Fischer steht mit einem Jahr Unterbrechung seit 2003 für den Hauptstadtklub am Netz. Nun trifft er mit den BR Volleys in den Play-off-Halbfinals in der Neuauflage des Vorjahresfinales auf den Deutschen Meister VfB Friedrichshafen; im zweiten Semifinale nach dem Modus „best of five” stehen sich  Generali Haching und der Moerser SC gegenüber. Vor der ersten Begegnung mit dem scheinbar übermächtigen Seriensieger Friedrichshafen spricht Fischer über sein Markenzeichen, das gigantische Mittelblockerduell gegen den Ex-Teamkollegen Marcus Böhme und das Erfolgsrezept gegen den VfB.

Herr Fischer, Ihr Markenzeichen ist ein schwarzes Stirnband. Was hat es damit eigentlich auf sich?
Das war anfangs nur ein Gag. Als der Kanadier Mark Dodds 2007 das erste Mal zu uns wechselte, trug der ein Stirnband. Wir haben uns tierisch lustig darüber gemacht und haben es ihm aus Jux nachgemacht. Irgendwann kam ich dann in die Wechseljahre (lacht) und muss wegen einer Eigenschweißallergie ein Stirnband tragen. Wenn ich ohne spiele und Schweiß in die Augen bekomme, bin ich fast blind und meine Haut rötet sich. Aus dem Witz ist also ein Muss geworden.

Unschöne Geschichte, doch in der Liga macht Sie das Band zur Marke.
Die Fans wundern sich schon, weshalb ich auf den Autogrammkarten und Mannschaftsfotos kein Stirnband trage. Bevor ich unterschreiben durfte, hat mir ein Fan neulich ein Stirnband auf die Autogrammkarte gemalt.

Wie viele Stirnbänder besitzen Sie denn? Und: haben Sie sich schon ein spezielles für die Halbfinalduelle gegen Friedrichshafen zurechtgelegt?
Ich habe insgesamt etwa zehn Stück. Für diese Saison habe ich mir fünf, sechs neue gekauft, weil die nicht sehr lange halten. In den Topspielen trage ich meist die neueren, die noch am besten aussehen.

Nach dem Finale im vergangenen Jahr treffen Sie nun in dieser Saison bereits im Halbfinale auf den VfB Friedrichshafen. Wie empfinden Sie diesen Liga-Klassiker?
Ich spüre da keine besondere Rivalität auf dem Spielfeld, für mich ist das ein ganz normales Spiel. Man geht Friedrichshafen natürlich gern so lange wie möglich aus dem Weg, weil sie in jedem Jahr ein starkes Team beisammen haben. Aber wenn man Deutscher Meister werden will, dann muss man jeden schlagen können. Wir werden uns darauf mit Videoanalyse etc. vorbereiten, wie auf jeden anderen Gegner auch.

Was wollen Sie besser machen als im vergangenen Jahr, als Sie dem VfB im Finale glatt in drei Spielen unterlagen?
Es lag ja in der Vergangenheit meist nicht daran, dass wir die Spiele verloren haben, weil wir schlecht vorbereitet waren. Wir haben einfach in bestimmten Spielsituationen nicht so reagiert, wie wir uns das erhofft haben. Wir müssen Fehler abhaken, uns auf das Spiel konzentrieren und nicht so lange an vergangene Bälle denken. Darauf müssen wir uns gerade gegen Friedrichshafen besser einstellen. Die sind gut, die machen wenig Fehler – da muss man cool und locker bleiben und die Anspannung in Konzentration umwandeln. Wenn wir das tun, was wir besprochen haben, wird es auch klappen.

Im Fußball spricht man dem FC Bayern München ein Bayern-Gen zu, Friedrichshafen hat durch die Serienerfolge eine ähnliche Siegermentalität entwickelt.
So kann man das gut beschreiben. Wir müssen uns darauf einstellen, vier, fünf Spiele mental stark zu sein, voll durchziehen und dann kann man auch gegen Friedrichshafen gewinnen.

Sie spielen im Mittelblock im direkten Duell gegen Ihren langjährigen Teamkollegen Marcus Böhme am Netz. Wie schwer wird das gegen „Gigante”, den 2,10-Meter-Mann?
Wir haben uns schon gegenseitig die Bälle um die Ohren gehauen und uns gegenseitig geblockt. Durch seine Größe hat Marcus schon einen Vorteil - ihn zu blocken, ist nicht einfach. Da muss man schon kleine Raffinessen auspacken – einfach nur hochspringen, bringt da nichts, weil er eine extreme Abschlaghöhe hat. Eine Taktik ist, den Aufschlag so zu gestalten, dass die VfB-Mittelblocker im Angriff nicht so eingesetzt werden können. Und dann gibt’s noch so kleine Tricks: später springen oder auch mal anders greifen.

Ist es gegen ihn auch besonders schwierig, sich im Angriff durchzusetzen?
Wenn er mitspringt auf jeden Fall. Wir müssen mit Schnelligkeit und Explosivität versuchen, an ihm vorbei zu schlagen. Und wenn er mitspringt und zu spät dran ist, hat er ein Problem.

Sie haben 2009 beide den damaligen SCC Berlin verlassen. Er in Richtung Bodensee, Sie nach Paris. Sind Sie ein wenig neidisch, dass er jetzt beim VfB die Titel hamstert, während Sie wieder in Berlin sind?
Neidisch bin ich überhaupt nicht. Er hat in Friedrichshafen mehr Perspektive gesehen als in Berlin, und ich bin nach Paris gewechselt, weil ich gern mal ins Ausland wollte. Dann wollte mich Berlin zurück – weshalb sollte ich jetzt woanders hin schielen, wo ich vielleicht mehr Erfolg habe oder mehr Geld verdiene, wenn ich mich hier wohl fühle? Das Umfeld ist perfekt. Ich bin ein Berliner Junge, bin hier groß geworden und glücklich in dieser Stadt.

War dieser Wechsel von der französischen zurück in die deutsche Hauptstadt ein Neustart für Sie, auch als Verantwortungsträger, Identifikationsfigur und Führungsspieler?
Natürlich. Wenn man zurückgeht, kann man ja nicht wissen, ob alles wieder so funktioniert wie früher. Aber das hat gut geklappt. Klar war der Erfolg noch nicht so da, wie wir uns das erhofft haben. Aber ich denke mit Geduld und Ruhe, können wir auch wieder einen Meistertitel holen.

Bereits in diesem Jahr?
Wir sind auf jeden Fall heiß und stärker denn je, weil wir lange gebraucht haben, um uns zu finden. Mittlerweile haben wir uns gefunden und gute Spiele geliefert in den vergangenen Wochen. Von daher gehen wir sehr positiv gestimmt in die Halbfinalserie.

Die nächsten Termine
Bundesliga Männer (Play-off-Halbfinals)
Spiel 1
21.03. 19:30 Generali Haching – Moerser SC (Generali Sportarena)
21.03. 20:00 VfB Friedrichshafen – BR Volleys (ZF Arena)
Spiel 2:
25.03. 16:00 Uhr BR Volleys - VfB Friedrichshafen (Max-Schmeling-Halle)
25.03. 18:00 Uhr Moerser SC - Generali Haching (RWE-Sporthalle)
Spiel 3:
28.03. 19:30 Uhr Generali Haching - Moerser SC (Generali Sportarena)
28.03. 20:00 Uhr VfB Friedrichshafen - BR Volleys (ZF Arena)
Mögliches Spiel 4:
31.03. 19:30 Uhr Moerser SC - Generali Haching (RWE-Sporthalle)
01.04. 16:00 Uhr BR Volleys - VfB Friedrichshafen (Max-Schmeling-Halle)
Mögliches Spiel 5:
04.04. 19:30 Uhr Generali Haching - Moerser SC (Generali Sportarena)
04.04. 20:00 Uhr VfB Friedrichshafen - BR Volleys (ZF Arena)

Von:  DVL

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