Abgeblockt: Friedrichshhafen scheiterte in Berlin, der Deutsche Meister wird in diesem Jahr nicht vom Bodensee kommen

02Apr2012

Welch ein Spektakel: Berlin schaltet Friedrichshafen aus

Vital Heynen war auch noch anderthalb Stunden nach dem Abpfiff schwer beeindruckt. „Es war eine unglaubliche Atmosphäre heute”, sagte der neue Trainer der deutschen Männer-Nationalmannschaft. Noch bevor der Belgier über die Bedeutung des denkwürdigen 3:1 (17:25, 25:22, 25:22, 25:22)-Halbfinalsieges der BR Volleys über Serienmeister Friedrichshafen sprechen wollte, war es Heynen ein Bedürfnis, das zu betonen. „Solche Spiele sind wichtig für den deutschen Volleyball.”

7042 Zuschauer hatten die Berliner Max-Schmeling-Halle im vierten Spiel der Halbfinal-Play-offs zwischen Friedrichshafen und BR Volleys zum Hexenkessel gemacht. Mihai Paduretu, Trainer von Berlins Finalgegner Generali Haching, war ebenfalls baff: „Ich bin beeindruckt von der Kulisse”, sagte Paduretu. Und René Hecht, Rekordnationalspieler und Präsident des Volleyball-Verbandes Berlin sagte: „Das war heute schon imposant, da war richtig Dampf auf dem Kessel. Das war Werbung für den Volleyballsport und die BR Volleys.” Zwar gelang es den Berlinern nicht ganz, den Liga-Zuschauerrekord zu knacken; am 1. Februar 2009 hatten 7700 Fans den Volleyballtempel Schmeling-Halle gefüllt. Dennoch wird dieses Spiel in die Volleyballgeschichte eingehen.

Nicht nur wegen der berauschenden Kulisse. Auch die Bedeutung dieses Sieges der Berliner ist epochal. Der Finaleinzug und der damit verbundene Sturz von Serienmeister Friedrichshafen bedeutet für den deutschen Volleyball nichts weniger als eine Revolution. Erstmals seit acht Jahren steht der VfB Friedrichshafen nicht im Finale um die Deutsche Meisterschaft, erstmals seit acht Jahren wird der Deutsche Meister nicht vom Bodensee kommen.

Entwaffnend ehrlich sagte Bundestrainer Heynen: „Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber es ist gut, dass Friedrichshafen Konkurrenz bekommt. Und für die Berliner ist der Finaleinzug eine Bestätigung für die hervorragende Arbeit, die dort geleistet wird.” René Hecht sprach von einem „Riesending für den Berliner Volleyball” und sagte mit Blick auf den ausgeschiedenen Branchenkrösus: „In Friedrichshafen ist man sicherlicht not amused, aber Konkurrenz belebt eben das Geschäft.” Der Klassiker zwischen dem Hauptstadtklub und dem Verein von Bodensee tue dem deutschen Volleyball gut, sagt Hecht. „Diese Auseinandersetzung ist letztlich für beide Mannschaften lukrativ.”

Mihai Paduretu mochte sich über die Deutung dieses Sieges der Berliner noch keine Gedanken machen. „Über einen Machtwechsel reden wir dann, wenn die Finalserie vorbei ist, wir ein paar Tage durchgeatmet haben und die Saison analysieren.” Er hat zunächst die Vison, den ersten Meistertitel nach Unterhaching zu holen. „Eigentlich ist mir egal, ob wir gegen Friedrichshafen, Berlin oder Moers spielen. Wir freuen uns jetzt erstmal auf die Finalserie und hoffen auf große Aufmerksamkeit der Zuschauer und in den Medien.” Denn während in Berlin Tausende die Halle füllen, kamen zu Hachings Heimspielen zuletzt nur ein paar hundert Fans.

In den Play-off-Finalspielen nach dem Modus „best of five”, die am Karsamstag in Haching beginnen, geht es nicht nur um die Deutsche Meistzerschaft, sondern auch um die Teilnahme an der Champions League. Durch das Aus im Semifinale ist Friedrichshafen erstmals seit Jahren nicht für die europäische Königsklasse qualifiziert und kann höchstens auf eine der vier Wildcards des europäischen Verbandes hoffen. 

„Ich kann noch gar nicht realisieren, dass wir jetzt wirklich raus sind“, sagte Friedirchshafens Mittelblocker Böhme und fügte selbstkritisch hinzu. „Ich weiß nicht, ob wir in der Halbfinalserie alles rausgeholt haben. An manchen Stellen hätten wir sicher besser spielen können.“

Von:  dvl

volleyball magazin - inhalt und probelesen
Wir auf Facebook
VM Probeheft
philippka shop
Leistungsreserve Athletiktraining
DVD • funktionelles Athletiktraining