Tolle Aktion von Hachings Libero Sebastian Prüsener. Foto: www.generali-haching.de

08Apr2012

Hachings erster Schritt Richtung Meisterschale nach 3:0 gegen BR Volleys

„Es war eine perfekte Atmosphäre, und eine super Leistung des gesamten Teams. Jeder hat geholfen, Fehler des anderen zu korrigieren. Wir haben zwei Sätze dominiert, im dritten hat Berlin gezeigt, dass sie zu recht im Finale stehen. Wir haben aus den Fehlern des Pokalfinales gelernt und mit viel Biss trainiert.” Zufriedener konnte Mihai Paduretu, Trainer von Generali Haching, nach dem ersten von maximal fünf möglichen Play-off-Finals nicht sein. Sein Team hatte am Samstag in einer ausverkauften Halle vor 1512 Zuschauern eine Glanzvorstellung gegen die Berlin Recycling Volleys geliefert. Vor dem zweiten Spiel am Dienstag ab 19.30 Uhr in der Berliner Max-Schmeling-Halle demonstrierte Haching, was zuletzt die Berliner ausgezeichnet hatte: Es war eine eindrucksvolle Mannschaftsleistung. Die brauchen auch nun die Mannen von BR-Coach Mark Lebedew. So wie im Halbfinale gegen den Titelverteidiger VfB Friedrichshafen.

Da standen sie wie eine Wand, undurchdringlich, ein Hindernis, an dem keiner vorbei kam. Tomas Kmet und Felix Fischer hingen einen halben Meter über dem Boden, die Arme hoch gereckt, dann blockten sie den Ball. Und in der Schmeling-Halle schrieen sich 7700 Zuschauer die Seele aus dem Leib. Die mittlere Sensation war perfekt, die BR Volleys hatten in dieser Sekunde den Serienmeister aus dem Play-off-Halbfinale gekegelt. Die Berliner hatten das dritte Spiel gegen die Schwaben innerhalb weniger Tage gewonnen. VfB-Trainer Stelian Moculescu war fassungslos, Berlin stand im Finale gegen Haching.

Eine andere Szene in der Max-Schmeling-Halle, ein paar Wochen früher. Volleys-Manager Kaweh Niroomand murmelte mit versteinertem Gesicht: „So darf man sich nicht präsentieren.” Das hatten die Zuschauer auch gedacht, nachdem die Volleys gerade 1:3 gegen Moers verloren hatten. Es war das letzte Spiel der Normalrunde, es ging sportlich um nichts mehr. Aber es ging um die Ehre.

Was ist passiert zwischen diesen Szenen? Warum drehen die Volleys auf einmal so auf? Weil sie den Teamgeist entdeckt haben, das ist die einfache Antwort.

Diese Berliner Mannschaft tritt mit einem Gefühl der Zusammengehörigkeit auf, das dieser Truppe lange niemand zugetraut hatte. Es ist, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Schon der erste Heimsieg gegen den VfB Friedrichshafen war ein eindrucksvoller Beweis dieses Teamgeistes. Der Serienmeister vom Bodensee hatte den ersten Satz nach einem Rückstand noch gewonnen und den zweiten gegen die wie gelähmt wirkenden Berliner natürlich auch. Und dann? „Dann hätten wir normalerweise den dritten Satz auch abgegeben”, sagte Niroomand später. Aber die Volleys sicherten sich diesen dritten Satz, sie sicherten sich den Sieg. „Das schaffst Du nur, wenn Du als Mannschaft funktionierst”, sagte Niroomand. „Wir haben endlich diese Angst vor der Unbesiegbarkeit des VfB abgelegt.”

Und dann der 3:1-Sieg in Friedrichshafen, der erste Erfolg der Volleys seit fünf Jahren am Bodensee. „Unser Team ist im Moment stärker als zu jedem anderen Zeitpunkt in der bisherigen Saison”, sagte danach Trainer Mark Lebedew. Am beeindruckendsten eine Szene, als Diagonalangreifer Urpo Sivula nach einem fast unmöglichen Ball hechtete, ihn zurück brachte, und der angeschlagene Paul Carroll, der eigentlich nur wegen des Blocks auf dem Feld stand, den Ball fast maßgerecht (!) auf Björn Höhne zuspielte, der dann aus dem Hinterfeld punktete. Scott Touzinsky, der US-Olympiasieger, der Außenangreifer, sagte: „Wir gewinnen als Team, wir verlieren als Team.” Es klingt wie ein lapidarer Spruch, aber diesen Spruch leben alle im Team. Touzinsky ganz besonders. Er hatte sich in Friedrichshafen am Knie verletzt, aber drei Tage später, vor 7700 Zuschauern in der Schmeling-Halle, spielte er mit einem Meniskusanriss im linken Knie. Er schmiss sich nach jedem Ball, er hechtete auch noch nach den unmöglichsten Bällen. „Ich wollte für das Team da sein und ihm so viele zweite Chancen wie möglich herausholen”, sagte der 29-Jährige.

In diesem Spiel verletzte sich auch Urpo Sivula. Der Finne erlitt einen Außen- und Innenbandriss im linken Sprunggelenk. Er musste im ersten Satz raus, aber zwei Stunden später feierte er, auf Krücken gestützt, mit den anderen den 3:1-Sieg über Friedrichshafen und demonstrierte damit, wie sehr er sich als Teil dieses Teams versteht. „Ich werde in dieser Phase alles geben, um meine Teamkollegen zumindest mental zu unterstützen”, sagte der 24-Jährige. Er meinte die Finalspiele gegen Haching.

Genau so soll es sein, sagt Manager Niroomand. Diesen Teamgeist hatte er sich erhofft. Und um diesen Teamgeist hatte er gekämpft. Nach dem enttäuschenden Moers-Spiel hatte er die Mannschaft in einen Besprechungsraum zusammengeholt und eine Ansprache gehalten. Im Raum waren auch die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Die Spieler sollten verstehen, dass es hier um ein Projekt geht, dass sie hier auch für andere zu kämpfen hätten, darunter für mehrere tausend Zuschauer.  In der Sportschule Kienbaum hatte Niroomand vor den Play-offs ein Trainingslager organisiert. „Ich werde Euch keinen Entertainer mitgeben”, hatte er den Spielern gesagt, „ihr müsst euch selber als Mannschaft finden.”

Und so spielten die Volleys Karten, gingen gemeinsam in die Sauna, quatschten und formierten sich zunehmend als Team. Die Volleys-Fans spürten natürlich, dass sich nun eine Mannschaft präsentierte, dass nun in der Schmeling-Halle jeder für den anderen mitarbeitete und deshalb spektakuläre Szenen zustanden kamen. Und diesen Einsatz belohnten sie in der Schmeling-Halle mit grandioser Party-Atmosphäre. „Die Stimmung gegen Friedrichshafen war gigantisch”, sagte Sivula. „Es wäre toll, wenn das Finale ähnlich sein würde.” Felix Fischer würde die ganzen Fans ja am liebsten zum Freibier einladen, so euphorisch beschreibt er die Szenerie. „Die Stimmung bei den letzten Spielen lässt sich kaum beschreiben, das war der Wahnsinn. Ich hoffe, dass die Fans auch im Finale die Halle in einen Hexenkessel verwandeln können.”

Am Dienstagabend erhält er die Antwort. Dann muss Haching in Berlin antreten. Und ein Sieg der Heimmannschaft ist dringend notwendig, um den Kampf um die Meisterschaft offen zu halten. Und Niroomand setzt ganz darauf, dass die Atmosphäre in der Halle seine Mannschaft puschen wird. „Ich habe schon vor diesem Spiel gesagt, dass für mich die Partie am Dienstag das A und O ist”, sagt der Manager. „Ich fühle mich bestätigt.”

Ergebnis vom 7. April
1. Liga Männer – Play-off-Finals
Spiel 1:

Generali Haching – Berlin Recycling Volleys 3:0 (25:17, 25:19, 20:27)

Die nächsten Termine:
Spiel 2:

10.04.2012 19:30 Berlin Recycling Volleys – Generali Haching (Max-Schmeling-Halle)
Spiel 3:

14.04.2012 19:30 Generali Haching – Berlin Recycling Volleys (GENERALI Sportarena)
Spiel 4:

17.04.2012 19:30 Berlin Recycling Volleys – Generali Haching (Max-Schmeling-Halle)
Spiel 5:

22.04.2012 16:00 Generali Haching – Berlin Recycling Volleys (GENERALI Sportarena)

Von:  DVL

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