Gelassen und zuversichtlich: Berlins Trainer Mark Lebedew freut sich auf den Showdown im Titelrennen Foto: Herfet

19Apr2012

Mark Lebedew: Es wird einen würdigen Meister geben

Ob Mark Lebedew (44) ein Ritual vor so wichtigen Spielen wie dem entscheidenden fünften Finalmatch um die Deutsche Meisterschaft gegen Generali Haching habe, wollte der TV-Reporter wissen. Schmunzelnd entgegnete Berlins Chefcoach nach dem 3:0-Erfolg am Dienstag, dass er noch nie ein so wichtiges Match bestritten habe und er sich erst ein geeignetes Ritual ausdenken müsse.

Wie für ganz Volleyball-Deutschland ist die Begegnung in der Generali-Sportarena am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) auch für den Trainer der Berlin Recycling Volleys etwas ganz Besonderes. 2:2 steht es in der Finalserie nach dem Modus "best of five", nun muss das letzte Spiel über die Vergabe des Meistertitels entscheiden – lange war der Titelkampf nicht mehr so spannend.

Wie bereits das vierte, wird auch das fünfte Finalmatch um die Deutsche Meisterschaft live im Internet zu sehen sein. Nach der Übertragung durch Berlin Recycling am Dienstag, stellt Generali Haching ebenfalls eine Live-TV-Übertragung auf die Beine. Auf welcher Plattform der Showdown im Meisterkampf zu sehen sein wird, ist noch offen. Sobald die Details feststehen, wird Generali Haching das auf www.volleyball-bundesliga.de und www.generali-haching.de verbreiten.

Herr Lebedew, die Kulisse in der Berliner Max-Schmeling-Halle war im vierten Finalspiel erneut genauso atemberaubend wie das Spiel ihrer Mannschaft. Was hat sie mehr fasziniert?
Beides. Es ist immer wieder ein cooles Ding, dass wir die Berliner in Bewegung bringen können, in die Halle zu kommen. Das spricht für die hervorragenden Leistungen der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle und das attraktive Spiel der Mannschaft. Wir geben einfach nie auf, weder in einem Spiel, noch in einer Serie.

In den Finalspielen waren Ballwechsel auf europäischem Topniveau dabei – wie beurteilen Sie die Finalserie?
Auf unserer Seite war das Niveau am Dienstag auf höchster Klasse. Haching hat etwas unter seinen Möglichkeiten gespielt, auch, weil wir sie nicht haben zur Entfaltung kommen lassen. In den Finalspielen wird super Volleyball geboten. Wir haben so viele erfahrene Leute, Olympia-Teilnehmer und Nationalspieler, und beide Teams sind am Ende einer sehr langen Saison hervorragend eingespielt. Da wird um jeden Ball gekämpft.

Hat Sie am meisten die Leistung Ihres Libero Martin Krystof beeindruckt. Mit der Abwehrleistung war ich am Dienstag besonders zufrieden. Martin hat die gesamten Play-offs hinweg auf hohem Niveau gespielt. Aber die Abwehrleistung ist auch vom Block abhängig. Wir haben gut und diszipliniert geblockt und wenn das funktioniert, ist es einfacher, in der Abwehr zu spielen.

Wie nah kommt die Mannschaft Ihrer Wunschvorstellung vom perfekten Spiel?
Das perfekte Spiel läuft ständig in meinem Kopf ab. Teilweise erreichen wir das für zwei, drei Minuten am Stück. Aber insgesamt perfekt zu spielen, ist unmöglich. Aktuell ist es wichtig, je nach Situation mal schön zu spielen, mal konzentriert, mal konsequent, und das tun wir. Ich glaube nicht, dass das Spiel am Sonntag besonders schön wird. Es geht um alles, und wie man aus dem Fußball weiß, sind die wichtigsten Spiele oft nicht die schönsten. Aber die Qualität wird auf beiden Seiten hoch sein.

Sie sind ein Typ mit Visionen, haben unter anderem einen eigenen Blog, in dem Sie sich Gedanken über Volleyball machen. Was beschäftigt Sie derzeit?
Das perfekte Spiel beschäftigt mich seit Jahren. Da ändert sich von Saison zu Saison nicht so viel daran. Was sich ändert, sind die Trainingsmethoden, um sich diesem Punkt anzunähern. Ich denke da von Woche zu Woche, Tag zu Tag an neue Dinge.

Können Sie Ihre Philosophie als Trainer in wenigen Worten beschreiben?
Volleyball ist ein Mannschaftssport, und es muss alles zusammenpassen. Es geht nicht nur um einzelne Elemente, es geht darum, alles zusammenzufassen. Manche Teams haben Stärken in Aufschlag, Block oder Abwehr, aber letztlich muss alles ineinandergreifen, damit man ein gewisses Leistungslevel erreicht. Wie der Block mit der Abwehr funktioniert, wie das Zuspiel mit den Angreifern harmoniert, wie die Leute miteinander umgehen – alles muss passen.

Gibt es eine Botschaft, die Sie Ihrem Team in dieser Saison zentral vermittelt haben? 
Ich habe vor allem in der zweiten Saisonhälfte viel mehr Wert auf den Aufschlag gelegt und auch das Aufschlagtraining geändert. Das hat sich gelohnt. Wir haben im Service viel Druck entwickeln und uns Chancen erarbeiten können.

Das Umfeld in Berlin giert nach dem Meistertitel. Müssen Sie die Mannschaft eher beruhigen oder putschen?
Am Sonntag 100 Prozent da zu sein, wird kein Problem sein. Aber noch sind alle ruhig, einige Spieler planen, wie ihre Familien nach Haching kommen können und so weiter. Wenn wir in den nächsten Tagen im Training sind, kann ich steuern, wer etwas heißer oder ruhiger sein muss.

Haben Sie sich inzwischen ein Ritual für die Finalpartie überlegt?
Ich glaube nicht, dass ich etwas anders machen werde als sonst. Erst vergangene Woche habe ich mir eine Finalfrisur zugelegt. Aber mal schauen, was die Woche noch bringt.

Weshalb wird Berlin Deutscher Meister?
Weil wir das letzte Spiel gewinnen! Aber das wird nicht leicht: Die Mannschaften sind fast gleich stark, am Sonntag kann also alles passieren. Beide Mannschaften haben es verdient, Deutscher Meister zu werden. Egal ob Berlin oder Haching, es wird einen würdigen Meister geben.

Von:  dvl

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