Das Double für Niroomand: Erst sicherten sich die von ihm verehrten Fußballer aus Dortmund die Schale, dann das Team aus Berlin

23Apr2012

Kaweh Niroomand: "Wir haben Volleyball wiederbelebt"

Kaweh Niroomand (59) ist seit 1991 Manager der BR Volleys. Der gebürtige Iraner hat bei vier Meistertiteln die Fäden gezogen und trägt die Verantwortung für den Erfolg des Volleyballstandortes Berlin. Für Niroomand ging ein Traum in Erfüllung, als zunächst sein Lieblings-Fuballklub Borussia Dortmund Deutscher Meister wurde und sich tags darauf die BR Volleys den Titel griff.

Herr Niroomand, am Samstag hat der BVB die Meisterschaft im Fußball entschieden, am Sonntag zogen die BR Volleys nach. Ein grandioseres Wochenende kann es kaum geben.
So etwas passiert einmal in 50 Jahren! Ich habe am Samstag gezittert, dass Dortmund den Titel klar macht. Und wir haben das dann am Tag darauf gemacht.

Welche Parallelen sehen Sie zwischen den Dortmundern und Ihrem Team?
Eine Parallele ist die Zielstrebigkeit, ein Ziel vor Augen zu haben und es nie aus den Augen zu verlieren. Das zeichnet unsere Mannschaft aus. Trotz der ganzen Verletzungen, die wir hatten, und durch die wir nur enger zusammengerückt sind. Ein ähnliches Phänomen konnte man bei Dortmund auch beobachten: Die Freude am Spiel gepaart mit Zielstrebigkeit führt am Ende zum Erfolg.

Jürgen Klopp hat den Begriff „Gier” in die Sportsprache integriert, auch Trainer Mark Lebedew hat sein Team dazu erzogen, nie aufzugeben. Sein Anteil am Erfolg ist gerade vor dem Hintergrund des tragischen Schicksalsschlages für ihn und seine Frau (Lebedews Tochter Anna starb im Oktober 2011 kurz nach der Geburt, Anm.d.Red.) enorm.
Mark Lebedew ist ein Volleyballverrückter. Er hat diesen persönlichen Schicksalsschlag, nie zu einem Problem für die Mannschaft werden lassen. Ich weiß, wie schwer das für ihn war. Mark lebt 26 Stunden am Tag für Volleyball, in dieser Hinsicht ist er mit Jürgen Klopp zu vergleichen.

Und noch eine Parallele: Sowohl der BVB als auch die BR Volleys haben sich gegen den jeweiligen Branchenkrösus durchgesetzt. Ist es eine Genugtuung, den VfB Friedrichshafen ausgebremst zu haben?
Ganz ehrlich?

Bitte!
Genugtuung hege ich überhaupt nicht, weil ich hohen Respekt vor der dem habe, was in Friedrichshafen über Jahre geschaffen wurde. Bei aller Konkurrenz – das müssen wir oder andere erstmal nachmachen. Aber für den Volleyball insgesamt ist die neue Konstellation gut. Durch das, was uns in den letzten Wochen gelungen ist, haben wir die Sportart Volleyball in Deutschland wiederbelebt. Wenn alle gemeinsam nachhaltig daran arbeiten, haben die Klubs, die Liga und die Nationalmannschaft die Chance, Volleyball in Deutschland dort zu positionieren, wo wir ihn in Berlin bereits haben. Die Tatsache, dass wir Friedrichshafen geschlagen haben, hat dieses Momentum gefördert.

Sie hoffen, dass die Begeisterung anhält?
Wir haben in den vergangenen Wochen eine unglaubliche Aufmerksamkeit erreicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Volleyball jemals eine solche überregionale Präsenz in den Medien hatte. Das ist ein Schwung, den wir nutzen müssen. Da gibt es vor allem zwei große Aufgaben. Wir müssen sehen, dass wir die Thematik Reichweite lösen, also TV- oder Internetstream-Angebote schaffen. Und wir müssen die Wirtschaftskraft der Liga insgesamt steigern. Wir können nicht in einer Liga bestehen, wo ausschließlich Haching, Friedrichshafen und wir gegeneinander spielen. Die anderen müssen mitwachsen.

Was bedeutet der Meistertitel strategisch für die BR Volleys?
Man muss sich immer neue Ziele setzen. Aber bevor wir die Klappe allzu weit aufreißen und große Ankündigungen machen, müssen wir die Entwicklung hier in Berlin erst einmal konsolidieren. Die muss nachhaltig werden. Und dann müssen wir sehen, wie wir den nächsten Zug setzen, um europäisch voranzukommen.

Im Fußball diskutiert man darüber, ob Dortmund die Vorherrschaft des FC Bayern nachhaltig gefährden kann. Planen auch Sie die mittelfristige Machtübernahme?
Ich glaube, dass Friedrichshafen uns und den anderen Klubs in vielen Bereichen noch weit voraus ist. Wir haben mit der Schmeling-Halle und der Sportstadt Berlin  gewisse Vorteile auf unserer Seite. Aber den sportlichen und wirtschaftlichen Vorsprung von Friedrichshafen kann man nicht von heute auf morgen aufholen. Uns ist der Meistertitel jetzt einmal gelungen, nun muss es weiter spannend bleiben. Es ist schön für den Volleyball, wenn mehrere den Anspruch haben, Deutscher Meister zu werden. Aber nochmal: Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern gemeinsam daran, Volleyball voranzubringen.

Von:  dvl

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