Gegen Brink/Reckermann feierten David Klemperer (links) und Eric Koreng ihren letzten Sieg und wurden in Berlin Fünfte. Foto: FIVB

17Jul2012

David Klemperer beendet seine Karriere

Irgendwann war der Moment da. Jetzt, beim Beachvolleyball Grand Slam auf der Berliner Waldbühne. Es war eines dieser typischen Kampfspiele vom Duo David Klemperer und Eric Koreng. Sie hatten noch einmal die deutschen Europameister Brink/Reckermann besiegt, spielten jetzt gegen die US-Boys Gibb/Rosenthal am Limit. „Ein schönes Spiel. So soll mein Abschied aussehen“, dachte sich David Klemperer. Mehr als zehn Jahre lang war der 32-Jährige eine der besonderen Persönlichkeiten im deutschen Beachvolleyball. Doch jetzt, das gab der Olympia-Fünfte von Peking und deutsche Meister von 2008 heute bekannt, ist nach insgesamt zwölf internationalen Medaillen (neun als Team „Klempeng“ an der Seite von Eric Koreng) Schluss.

David, wann hast Du endgültig den Entschluss gefasst, Dich vom Leben im und mit dem Sand zu verabschieden?
Natürlich spielte der Gedanke seit dem Grand Slam in Rom und der verpassten Olympia-Qualifikation in meinem Kopf eine Rolle. In Berlin nach dem tollen Match habe ich dann gedacht ,So würde ich selbst das Drehbuch für mein Karriereende schreiben’ und habe Eric dann gleich auf dem Feld in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich nach diesem Spiel aufhören möchte.

Wären nicht die deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand auch ein würdiger Rahmen für den letzten gemeinsamen Auftritt gewesen?
Wir hatten in der Tat die feste Absprache, die Saison gemeinsam bis Timmendorf zu spielen. Aber ich habe mich irgendwie als Getriebener der Situation gefühlt. Wir haben den Status als Nationalteam verloren, nach dieser Saison wäre auch noch die Förderung durch die Bundeswehr weggefallen. Ich wollte das Heft gern selbst wieder in die Hand nehmen, entscheide gern selbst über meine nächsten Schritte. Körperliche Probleme waren sicher auch ein Teilaspekt, ich hatte immer wieder Schwierigkeiten mit Schulter und Knien. Es fühlt sich einfach richtig an, mich jetzt auf mein neues Leben vorzubereiten. Nach zwölf Jahren Beach-Leben brauche ich dafür einfach ein bisschen mehr Zeit, und in Berlin konnte ich mich mit einer guten Leistung von den wichtigsten Menschen verabschieden. Natürlich stehen wir noch bereit und halten uns fit, um im Notfall für London nachzurücken, sollte ein Team ausfallen. Außerdem stehe ich Eric auch zur Verfügung in Timmendorf, wenn er tatsächlich keine adäquate Lösung findet. Davon gehe ich aber nicht aus.

Wie wird dieses neue Leben aussehen?
Ich habe mein BWL-Studium an der Kieler Uni beendet und werde mich auf Jobsuche zum 1. Oktober begeben. Ein kleines Polster hat man in der aktiven Zeit schon angesammelt, aber ganz so lange sollte es nicht dauern, bis ich etwas Ordentliches gefunden habe. Ich will jetzt meine Optionen ausloten. Mit Anfang 30 kann man auch nicht mehr nur für das Erlebnis Beachvolleyball spielen. Da hat auch meine Freundin Ina ein Wörtchen mitzureden.

Schwingt auch eine Portion Frustration beim Abschied mit?
Ich habe meine generelle Frustration über den Sozial-Darwinismus im Sport schon vorher geäußert. Grundsätzlich gehört der eben dazu. Aber wir gehören zu den Top 16 der Welt, haben uns theoretisch noch einmal für Olympia qualifiziert, sind aber als drittes deutsches Team nicht mehr förderungswürdig. In Deutschland ist es an vielen Stellen leider so, dass schwarz-weiß gedacht wird. Es gibt Eins oder Null. Ich will nicht leugnen, dass mich der Abschied auch melancholisch macht.

Woran denkst Du besonders gern zurück und was wirst Du besonders vermissen?
Die vier Jahre von 2007 bis 2010 waren für Eric und mich wirklich toll. 2007 das Finale von Berlin mit Erics Kollaps, dann 2008 der DM-Titel und Olympia als ,Once in a lifetime experience’ und schließlich 2009 das WM-Halbfinale in Stavanger und an gleicher Stelle die Goldmedaille beim Grand Slam 2010. Ich habe viele tolle Menschen auf der Tour getroffen. Und auch wenn der Sport sehr schnelllebig ist, wird zum Beispiel Eric immer ein Teil meines Lebens bleiben. Andererseits ist es auch positiv, dass ich für Freunde und Familie jetzt verfügbarer sein werde.

Wirst Du den Beachvolleyball-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen verfolgen?
Ehrlich gesagt weiß ich das noch nicht. Vielleicht funktioniert das jetzt nach dem Rücktritt besser. Hätte ich noch weitergemacht, wäre der Schmerz womöglich zu groß gewesen.

(Interview: Tamo Schwarz)

David Klemperer: 1999 sorgt der gebürtige Kieler zum ersten Mal für Aufsehen, wird U19-Vize-Europameister (mit Niklas Rademacher) und ein Jahr später U23-Europameister (mit Jonas Reckermann). Es folgen insgesamt neun Medaillen auf der World Tour (1x Gold/5x Silber/3x Bronze), darunter mit Eric Koreng als Team „Klempeng“ der Gewinn der Sieger-Schwerter 2010 in Stavanger, DM-Gold 2008 in Timmendorfer Strand, EM-Bronze 2007 in Valencia sowie als Highlights Platz vier bei der WM 2009 in Stavanger und Platz fünf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking.

Das sagt Eric Koreng:
„Ich war sehr überrascht vom Zeitpunkt und musste erst einmal schlucken. Ich denke, dass es ein mutiger Schritt ist, den ich gut verstehen kann, auch wenn ich die Saison gern mit David in Timmendorf zuende gebracht hätte. Ich werde auf jeden Fall weitermachen und in Kiel bleiben, werde die Situation mit unserem Trainer Gerald Maronde und dem Verband besprechen. Mit David in Peking ins Stadion einzulaufen und mit ihm in Stavanger die Schwerter zu gewinnen, waren wirklich coole Momente. David hat mir den Weg gezeigt, als Beachvolleyballer klarzukommen. Davon werde ich viel in die nächsten vier Jahre mitnehmen. Seine planerische Sicherheit, sein Organisationstalent, seine Pünktlichkeit haben uns auch als Team ausgemacht. Ich bin gespannt, wer jetzt an seine Stelle treten wird, aber auf jeden Fall hat David einiges vorgelegt.

Von:  Celebration Promotion

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