Schwerstarbeit: Russlands Männer feierten sich und ihren Trainer Alekno

12Aug2012

Olympia: Russlands Männer holen Gold - nach 32 Jahren Pause

Kaum zu glauben, Russlands Männer warten seit nunmehr 32 Jahren auf einen olympischen Triumph, den letzten gab es 1980 bei den Heimspielen in Moskau, damals noch als UdSSR. Nun ist es vorbei, die große Volleyball-Nation darf wieder die Krone tragen. Vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Earls Court gewannen die Männer von Trainer Vladimir Alekno das mitreißende Finale gegen Brasilien mit 3:2 (19:25, 20:25, 29:27, 25:22, 15:9) und entschieden einen Krimi für sich, bei dem sie schon mit 0:2-Sätzen hinten gelegen und im dritten Durchgang zwei Matchbälle gegen sich hatten. Es ist der vierte olympische Triumph der russischen Männer, damit übernehmen sie wieder die alleinige Führung vor den USA (drei Titel) und Brasilien (zwei).

Lange Zeit sah es so aus, als würden die Brasilianer als klarer Sieger vom Feld gehen. Der unglaublichen Power in den Aufschlägen und in den Angriffsaktionen hatten die Russen zunächst nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen und gerieten schnell klar in Rückstand. Die Brasilianer wirbelten, die Russen schauten meistens hinterher. Gerade einmal zwei Blockpunkte verbuchten sie bis zur Mitte des zweiten Satzes, so wirkungslos ist die gefürchtete russische Mauer schon lange nicht mehr geblieben.

Dieses brasilianische Team, in dem der jüngste Akteur 26 Jahre alt ist, und drei Spieler jenseits der 36 sind, wird in dieser Besetzung nicht mehr weiter spielen. Für ihren letzten großen Auftritt hatte sie sich noch einmal einen unvergesslichen Auftritt vorgenommen, und das wurde es auch. Angeführt vom unermüdlichen Spielmacher Bruno Rezende, Sohn des Trainers Berndinho, zog das Team in gelb seine Offensivshow ab. Allerdings wurde das Spiel – wie schon gestern das Finale der Frauen – vom unschönen Gehabe der brasilianischen Fans begleitet, die jeden Aufschlag der gegnerischen Spieler mit gnadenlosen Buh-Rufen und Pfiffen begleiteten.

Das war völlig unnötig, denn auf dem Feld schaffte es die Mannschaft, die Dinge mit sportlichen Mitteln zu regeln. Brasilien zeigte den Spirit, der nötig ist, um über sich hinaus zu wachsen. Als Dante Amaral den längsten und schönsten Ballwechsel zum 20:17 mit einem krachenden Schmetterball verwandelte, war klar, dass auch Satz Nummer zwei an Brasilien gehen würde.

Richtig umkämpft war die bis dahin einseitige Partie erstmalig im dritten Satz, im dem sich die Russen zu steigern wussten. Nun wurde es zu einem hochklassigen Schlagabtausch auf gleicher Augenhöhe, bei dem die Brasilianer das Ziel schon vor Augen hatten. Doch sie vergaben zwei Matchbälle, Russland nutzte seinen dritten und schaffte den Anschluss.

Russland witterte Morgenluft und setzte nach, vor allem der 2,18-Meter-Riese Dmitriy Muserskiy setzte sich nun immer besser in Szene und punktete regelmäßig. Bernadinho brachte seinen alternden Kapitän und Superstar Giba (35) ins Spiel, doch auch das half nichts. Russland glich aus, der fünfte Satz musste die Entscheidung über den Olympiasieg bringen.

Wahnsinn, das Team von Trainer Vladimir Alekno hatte ein Spiel gedreht, das fast schon verloren war. Und es legte nach: Im entscheidenden Satz gingen die Russen mit 6:3 in Führung, Bernadinho nahm eine Auszeit und sprach beschwörend auf seine Spieler ein. Zu spät, Russlands Maschine lief und war nun nicht mehr aufzuhalten. Spätestens, als Libero Alexey Obmochaev eine fantastische Abwehr direkt im gegnerischen Feld versenkte, war die Gegenwehr gebrochen. Den dritten Matchball verwandelte Muserskiy – wer sonst? – mit seinem 31. Punkt. Russland ist wieder ganz oben, das Warten hat ein Ende.

Von:  fex

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