Robert Kromm mit Sohn Henry (links) und Fan. Foto: www.foto-herfet.de

04Dec2012

Champions League: BR Volleys erwarten Novosibirsk

Der 4. Dezember ist für die BR Volleys in jeder Hinsicht ein besonderer Tag. Am 60. Geburtstag von Manager Kaweh Niroomand (Anm.der Red.: Herzlichen Glückwunsch!) trifft der Deutsche Meister in der Max-Schmeling-Halle auf das europäische Spitzenteam Lokomotiv Novosibirsk aus Russland. Für die Berliner ist es das letzte Heimspiel der Vorrunde in der 2013 CEV Volleyball Champions League. Die Partie wird live übertragen beim RBB, dem offiziellen Medienpartner der Berliner für die Champions League, und bei Laola1.tv.

In der Berliner Morgenpost ist vor dem Spiel ein interessanter Artikel erschienen:

Wenn der Priester mit Weihwasser spritzt

Volleyball in Russland steht für erstklassigen Sport und schnellen Reichtum. Der Berliner Kromm hat dort Kurioses erlebt

Nein, kleinlich sind diese Gäste gewiss nicht. Schon am Sonntag traf die Delegation des russischen Volleyball-Pokalsiegers Lokomotiv Novosibirsk in Berlin ein. Zwei Übernachtungen plus Vollverpflegung bekommen sie von den BR Volleys gestellt, gegen die sie heute (19.30 Uhr, Schmeling-Halle) in der Champions League antreten. So war es vereinbart und so haben sie es umgekehrt vor drei Wochen bei den Berlinern auch gemacht. Jetzt ist es eben eine Nacht mehr, macht nichts, bezahlen sie ja selbst. Auch dass die Reisegruppe mit 21 Personen recht groß ist und zum Spiel heute neun weitere hinzukommen - geschenkt. Am Sonntag musste auf die Schnelle noch ein Fitnessstudio für die Mannschaft gebucht werden. Die Gastgeber konnten so rasch keinen Teambus besorgen, na und? Ein halbes Dutzend Taxen tut's doch auch. "Bei denen", hat Volleys-Manager Matthias Klee gleich gemerkt, "spielt Geld keine Rolle."

Weil das andere auch schon gemerkt haben, zog und zieht es viele Topspieler nach Russland in die Superliga. Drei deutsche Nationalspieler sind dort derzeit unterwegs: Georg Grozer, Lukas Kampa (beide Belogorie Belgorod) und Björn Andrae (Kuzbass Kemerovo). Ihr Kollege Jochen Schöps bezog fünf Jahre sein Gehalt in der Nähe von Moskau bei Iskra Odintsovo. Es wird behauptet, er sei jetzt Volleyball-Millionär. "Volleyball in Russland ist eine andere Dimension", sagt Thorsten Endres, Direktor des europäischen Verbandes CEV. Die Russen sind Olympiasieger, waren 2011 Weltliga-Gewinner. Titelverteidiger in der Champions League ist Zenit Kasan. Niemand kennt genaue Budgetzahlen, auch die CEV nicht. Finanziell wird vieles spontan geregelt. In den Vereinen, schildert Endres, "stehen Mäzene aus Industrie und Wirtschaft dahinter, die finanzieren, was gerade gebraucht wird". Was im Übrigen nicht nur im Volleyball so ist.

Gehalt hat sich verdoppelt

Einer, der es auch einmal mit dem schnellen Reichtum probieren wollte, ist Robert Kromm, lange Zeit in Italien aktiv, seit dieser Saison Star der BR Volleys. Sechs Jahre südlich der Alpen riefen bei ihm nach einer beruflichen Veränderung. Man muss dazu sagen: Italien gilt als das Land, wo im Volleyball Milch und Honig fließen. "In Russland", gibt er jedoch freimütig zu, "hat mein Gehalt sich verdoppelt." Niemand spricht gern über seinen Kontostand, auch Kromm nicht, aber man darf wohl davon ausgehen, dass er ein bisschen was beiseite legen konnte.

Es war auch eine Art Schmerzensgeld. Denn wirklich wohl gefühlt hat sich der lange Berliner nicht in Russland. Wenig emotional ging es in den Hallen zu, ein fanatisches Publikum wie in der Schmeling-Halle war undenkbar. Der Austausch mit den fast ausschließlich Russisch sprechenden Mitspielern und Trainern war quasi unmöglich. Alle waren richtige Stars und benahmen sich auch so. Dafür hat er kuriose, unvergessliche Dinge erlebt. Einmal, nach drei Niederlagen seines Teams von Ural Ufa, bespritzte ein murmelnder Priester im Beisein des Vereinspräsidenten die Spieler mit Weihwasser, um sie wieder auf Siegkurs zu bringen. Das fand Kromm befremdlich, aber er akzeptierte die religiösen Gefühle der anderen.

Weniger Verständnis hatte er, als einmal der Rückflug von einem Turnier in Surgut/Sibirien nach Ufa anstand. Es stürmte und schneite. Und der Pilot war betrunken. Geflogen ist er die Maschine dennoch. Kromm stand Todesängste aus und sagte sich: "Alles Geld wiegt das nicht auf." Nach einem Jahr kehrte er nach Italien zurück. Nicht viel später stürzte in Russland ein Flieger mit der Eishockeymannschaft von Jaroslavl ab, mit dem Deutschen Robert Dietrich an Bord. Nur ein Flugbegleiter überlebte. Klar, was Kromm empfand, als er davon hörte.

Aber Erinnerungen und Reichtum hin und her: Heute glaubt er trotzdem an eine Chance für sein Team. "Auf jeden Fall", sagt er, auch das 1:3 im Hinspiel zeigte, dass Novosibirsk nicht unbezwingbar ist. Schließlich haben jetzt die Russen den Jetlag in den Knochen, die sechs Stunden Zeitverschiebung. Obwohl: Die Anreise einen Tag früher könnte da geholfen haben. Vielleicht sind die Russen nicht einfach nur reich, sondern auch schlau.

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