In Berlin wird wieder die Post abgehen. Foto: www.foto-herfet.de

18Apr2013

Anpfiff zum Play-off-Finale – Bundestrainer Heynen im Interview

Berlin will den Meistertitel mit aller Macht verteidigen, Friedrichshafen giert nach der Rückkehr auf den Volleyballthron. An diesem Sonntag treffen die Konkurrenten um 15 Uhr (ab 14.50 Uhr komplett auf www.DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz) im Berliner Volleyballtempel Max-Schmeling-Halle im ersten von maximal fünf Spielen aufeinander. Der DVL-Presseservice hat vor dem Klassiker mit Bundestrainer Vital Heynen über Berlins Heimvorteil, Friedrichshafens Strategie, das Niveau in der Liga und potenzielle Nationalspieler aus der Bundesliga gesprochen.

Herr Heynen, am Sonntag startet das Play-off-Finale zwischen BR Volleys und dem VfB Friedrichshafen. Was versprechen Sie sich von dieser Finalserie?
Oft ist das volleyballerische Niveau am Ende einer Saison nicht so gut. Die Mannschaften sind müde. In diesem Finale zwischen Berlin und Friedrichshafen wird das anders sein, denke ich.

Warum?
Friedrichshafen hat die gesamte Hauptrunde hinweg nicht überzeugend gespielt. Aber es sieht danach aus, dass der VfB den Schwung und das Teamgefühl wiedergefunden hat. Sie haben in den Play-offs überzeugend gespielt. Im Halbfinale habe ich das beste Niveau der gesamten Saison gesehen. Berlin war gut in der Champions League und hat danach ziemlich viel Pause gehabt, was gut für deren Regeneration war. Die Pre-Play-offs bewirken, dass die Spitzenteams sich besser vorbereiten können auf die Play-offs. Ich erwarte also nicht nur ein ganz knappes Duell, sondern auch, dass das Niveau hoch ist.

Sehen Sie bei einem Team einen Vorteil?
Es ist unmöglich vorherzusehen, wer Favorit ist. Berlin war das gesamte Jahr über die beste Mannschaft. Friedrichshafen ist das Team, das in den letzten Wochen in Tritt gekommen ist.

Ist das Duell dieser beiden Topklubs im Finale das Beste, was dem deutschen Volleyball passieren kann?
Nicht zwangsläufig. Sportlich war Generali Haching die gesamte Saison hinweg das zweitbeste Team. Ich finde auch interessant, was Bühl macht. Es müssen also nicht zwangsläufig Berlin und Friedrichshafen im Finale sein, um den deutschen Volleyball voranzubringen. Aber natürlich ist es insbesondere in Berlin bewundernswert, wie viele Zuschauer in die Max-Schmeling-Halle kommen. Ich hoffe, dass es wieder einen neuen Zuschauerrekord gibt. Beim dritten Play-off-Spiel werde ich mit der gesamten Nationalmannschaft vor Ort sein.

Welche Besonderheiten gibt es aus spielerischer oder taktischer Sicht, wenn Berlin und Friedrichshafen aufeinandertreffen?
Friedrichshafen kann durch den Einkauf von Valentin Bratoev wieder mehr auf den Aufschlag setzen; er hat eine unglaublich gute Sprungaufgabe. Friedrichshafen setzt mehr als Berlin auf den Service. Die große Frage ist, kann Friedrichshafen in Berlin gewinnen? Können Sie ihren gefährlichen Aufschlag auch in fremder Halle durchbringen? Die Spiele in der Max-Schmeling-Halle sind für mich daher die interessantesten.

Berlin hat als Hauptrundenerster einen Heimvorteil, ein mögliches Entscheidungsspiel fände im Volleyballtempel Max-Schmling-Halle statt. Ein Pfund für die Berliner?
Berlin hat einen klaren Heimvorteil. Selbst wenn sie nicht so gut spielen, gewinnen sie normalerweise zuhause. Wir haben im vergangenen Jahr mit der Nationalmannschaft selbst in Berlin gespielt und selbst ein richtiges Heimspiel-Gefühl aufgebaut. Selbst das europäische Topteam Zenit Kazan hatte es in der Champions League schwer in dieser Arena. Das muss Friedrichshafen irgendwie brechen. Sie müssen nicht nur gleich stark, sondern klar besser sein, um in Berlin zu gewinnen. Sonst werden die BR Volleys wieder Meister.

Bei den Finalisten stehen mit Felix Fischer, Ruben Schott und Björn Höhne bei Berlin sowie Sebastian Krause beim VfB Friedrichshafen aktuell nur vier Spieler im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Ein Problem für Sie?
Für mich ist das weniger ein Problem. Aber es ist für die Ausstrahlung des deutschen Volleyballs wichtig, dass möglichst viele deutsche Spieler in den Topteams spielen. Da war die Rückkehr von Robert Kromm nach Berlin ein Schritt.

Wie beurteilen Sie das Niveau der Bundesliga in dieser Saison generell?
Ich sehe weiter einen Trend nach oben. Das Niveau steigt nicht superschnell, aber stetig. Es ist allerdings die Frage, ob das auch mit den deutschen Spielern zu tun hat. Aber die Akteure, die eingekauft werden, werden immer besser und besser. Es war früher unmöglich, Spieler aus Italien nach Deutschland zu holen. In diesem Jahr hat allein Haching mit Snippe, Raymaekers und Shumov drei Spieler aus der italienischen Liga geholt.

Beim DVV-Pokalfinale haben Sie angemahnt, dass in der Liga generell zu wenig deutsche Spieler auf dem Feld stehen.
Wir haben beim Verband darüber gesprochen, was zu tun ist, dass wieder mehr deutsche Spieler auf dem Feld stehen. In diesem Jahr haben etwa 50 Prozent Ausländer in der Bundesliga gespielt. Ich habe nichts dagegen, ich bin ja als Belgier selbst Ausländer. Aber wir müssen uns die Frage stellen: Was machen wir falsch, dass man 50 Prozent Ausländer holen muss? Ausländische Spieler, die dieser Liga einen Mehrwert bringen, fördern das Niveau. Das Problem ist, dass auch Spieler geholt werden, die nicht besser sind, sondern die Deutschen nur ersetzen. Verband, Liga und Vereine müssen sich also fragen, was können wir tun, um Schritt für Schritt wieder mehr deutsche Spieler aufs Feld zu bekommen?

Sie setzen in diesem Sommer in der Nationalmannschaft auf viele junge und eher unbekannte deutsche Spieler.
Ich hoffe, dass sich diese jungen Spieler wie auf einem Podium präsentieren können. Ich weiß, dass es nicht mit allen jungen Spielern funktionieren wird. Aber wenn man zehn, zwölf neue Leute dazuholt und sich davon vier oder fünf glänzend entwickeln, haben wir etwas getan. Dann haben wir diese Spieler in den Fokus der großen Teams gerückt. Wir gehen zwar im Jahr nach Olympia das Risiko ein, dass wir ab und zu verlieren, aber zumindest versuchen wir, neue Leute in das Team zu integrieren. Ein Versuch ist das auf alle Fälle wert, das wird auch für mich spannend.
   
Die kommenden Begegnungen
Play-off-Finale, 1. Liga Männer (Modus: „best of five”)
Spiel 1:
21.04. | 15:00 | BR Volleys – VfB Friedrichshafen | Max-Schmeling-Halle (ab 14:50 komplett auf DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz)
Spiel 2:
28.04. | 18:00 | VfB Friedrichshafen – Berlin Recycling Volleys | ZF Arena (ab 17:50 komplett auf DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz)
Spiel 3:
02.05. | 19:30 | Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen | Max-Schmeling-Halle (ab 19:20 komplett auf DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz)
Mögliches Spiel 4:
05.05. | 18:00 | VfB Friedrichshafen – Berlin Recycling Volleys | ZF Arena (ab 17:50 komplett auf DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz)
Mögliches Spiel 5:
08.05. | 19:30 | Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen | Max-Schmeling-Halle (ab 19:20 komplett auf DVL-live.tv und www.rbb-online.de/sportplatz)

Von:  DVL

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