Hans-Dieter Gerriets (Duisburg) beim ersten Play-off-Finale in Berlin. Foto: www.foto-herfet.de

25Jun2013

Fall Moculescu: Gerriets wartet auf Entschuldigung

Die Meisterschaft der Männer ist seit dem 5. Mai entschieden. Die BR Volleys gewannen das vierte Play-off-Finale beim VfB Friedrichshafen mit 3:2 und verteidigten ihren Titel. Im Anschluss gab es jedoch viel Ärger, weil VfB-Trainer Stelian Moculescu das Schiedsgericht beschimpfte und beleidigte, wofür er letztlich von der Spruchkammer Süd des DVV zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro verurteilt wurde.

Das volleyball-magazin hat in seinen letzten beiden Ausgaben über den Fall berichtet, nun meldete sich der betroffene Schiedsrichter Hans-Dieter Gerriets aus Duisburg zu Wort: „Das eigentliche Thema müsste doch sein, dürfen sich prominente Protagonisten unseres Sports bei einem Spiel gegenüber dem Schiedsgericht mehr herausnehmen als jene, die keinen großen (Volleyball-)Namen haben?” Gerriets hat angeregt, die Spitzenschiedsrichter bei der Frauen-EM im September für ein Wochenende zusammenzuziehen, um sie weiterzubilden: „Weniger in Dingen wie pure Regelkunde, sondern mehr in Richtung psychologischer Aspekte des Spiels, aber auch, um die Kollegen auf eine einheitliche Vorgehensweise bei ungewöhnlichen Situationen zu normieren.”

Zu den Geschehnissen bei den Play-off-Finals schreibt der Schiedsrichter: „Man kann zu der Qualität der Spielleitung vom vierten Finalspiel natürlich geteilter Meinung sein, wobei mir allerdings von objektiven Beobachtern nur Positives berichtet wurde. Was aber gar nicht geht, sind die Unterstellungen, Verleumdungen und ehrverletzenden Äußerungen durch den Friedrichshafener Trainer nach dem Spiel. Gleichfalls erstaunlich ist das Kurzzeitgedächtnis des Spielers Max Gunthör und des Geschäftsführers Haucke, die persönlich nach dem ersten Finalspiel in Berlin sich bei mir noch für die gute Spielleitung bedankten, dann aber nach Spiel vier in den allgemeinen Chor der despektierlichen Äußerungen einstimmten. Wäre es auch nur zum Anschein einer problematischen Spielleitung im ersten Spiel gekommen, wäre ich sicher nicht ein weiteres Mal in den Finals angesetzt worden. Einerseits war das Verhalten des Trainers unglaublich und beschämend, er hat sich meiner Meinung nach selbst diskreditiert und geschadet hat, andererseits wurden Behauptungen aufgestellt, die noch immer im Raum stehen und dringend einer Korrektur  bedürfen.”

In der Meldung zu dem Urteilsspruch am 17. Juni stand, „Moculescu habe die Handlungen und Äußerungen eingeräumt und sich beim Schiedsrichter hierfür entschuldigt.” Gerriets sieht das anders: „Am 16. Mai, elf Tage nach dem Spiel und nachdem das Verfahren bei der Spruchkammer eingeleitet wurde, bekam ich eine E-Mail von Herrn Moculescu, bestehend aus circa 60 Worten, die ein Entschuldigungsversuch sein soll.” In einem Antwortbrief setzt sich Gerriets mit dem Innenverhältnis Trainer-Schiedsrichter und den Behauptungen Moculescus auseinander.

Dort ist zu lesen: „Die von Ihnen gemachten Aussagen zu meinen generellen Schiedsrichterleistungen in Spielen des VfB der Vergangenheit sind im Kern völlig haltlos und beschädigen die Integrität meiner Person massiv … Sie setzten die Legende in die Welt, von mir mit Karten regelmäßig bedacht zu werden. Ich weiß nicht, mit welchen Schiedsrichterkollegen Sie mich verwechseln, aber es ist nachweisbar, dass ich mindestens in den letzten sechs Jahren (ältere Aufzeichnungen gibt es nicht) vor dem 05.05.2013 nur eine gelbe Karte gegen den VfB (für den Spieler Idi) gezeigt habe. Gleichfalls kann belegt werden, dass in den elf Spielen der vergangenen neun Jahre vor dieser Saison der VfB unter meiner Beteiligung (1. oder 2. SR) immer gewonnen hat und keineswegs durch mich auf die Verliererstraße geriet, wie es durch Ihre Äußerungen den Anschein erweckt. Bei einer Begegnung zwischen Haching und Friedrichshafen war ich nachweislich in den letzten sechs Jahren nicht beteiligt. Im verlorenen Viertelfinale gegen Düren war ich 2. Schiedsrichter, und sowohl in den Augen des damaligen DVV-Beobachters als auch im Pressespiegel zu diesem Spiel ist ein Manko allein dem Spielvermögen des VfB und nicht dem Schiedsgericht anzulasten. Völlig entgeistert musste ich aber zur Kenntnis nehmen, dass ich aus Ihrer Sicht nun auch für das erste verlorene Finalspiel verantwortlich sei. Gerade zu diesem Spiel ist mir noch die sportlich faire Verabschiedung Ihres Teams am Netz in Erinnerung, wo sich eine Reihe von VfB-Spielern ausdrücklich für die gute Schiedsrichterleistung bedankte und sogar später Ihr Geschäftsführer Hauck persönlich zu mir kam und das gleiche tat.”

Eine Reaktion auf dieses Schreiben, so Gerriets, habe er bis zum 24. Juni nicht erhalten. Die Urteilsbegründung der Spruchkammer Süd kennt er nicht, er habe „das milde Urteil nur aus der Presse erfahren”: „Mich wundert, dass die weiteren beleidigenden Äußerungen nach der roten Karte, nicht in das Strafmaß eingeflossen sind. Nach der Siegerehrung (und abgeschlossenem Spielbericht) gingen die Beleidigungen ja weiter, die folgerichtig als Disqualifikation einzustufen gewesen wären. Als Betroffener wurde ich von der Spruchkammer übrigens nicht direkt gehört, ich darf vermuten, dass lediglich mein gesonderter Spielbericht seitens der DVL eingesandt wurde.”

Um die Dinge endgültig auszuräumen, ist Gerriets jederzeit gesprächsbereit, betont aber Moculescu gegenüber auch: „Vor dem Hintergrund Ihrer publicity-wirksamen Äußerungen zu meiner Person halte ich es für angebracht und sportlich fair, sich in der Öffentlichkeit zu entschuldigen sowie die Vorwürfe zurückzunehmen und den Sachverhalt richtig zu stellen.”

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