Gute Freunde: Willi Lemke (links) und Thomas Krohne, gemeinsam in Teheran. Foto: Klaus Wegener

16Jul2013

Interview mit Willi Lemke: „Ich will dem Präsident dienen”

Auf die letzte Minute tauchten vor dem ersten Spiel in der Azadi Hall Willi Lemke und Thomas Krohne auf. Es war gerade noch Zeit, den UN-Sonderberater für Sport und Frieden und den DVV-Präsidenten hinunter aufs Spielfeld zu lotsen, wo sie mit aufs Teamfoto sollten. Die hektische Aktion war typisch, das Trio (DVV-Vizepräsident Michael Evers war auch mit dabei) hatte während der Tage in Teheran jede Menge Termine, insbesondere Lemke hatte viel zu erledigen. Das 0:3 musste er leider mit anschauen: „Tut mir leid, ich habe dem Team kein Glück gebracht.” Kurz nach dem Match trat er seinen Rückflug an. Zeit für ein Interview mit VM-Chefredakteur Klaus Wegener fand er dennoch.

Hinweis: In der August-Ausgabe des volleyball-magazins, die am 18. Juli erscheint, lesen Sie in der Reportage „Ein Volk liebt Volleyball”, mit welcher Leidenschaft die Iraner ihre Idole unterstützen.

Herr Lemke, wie kam es zu Ihrer Reise mit den DVV-Männern in den Iran?
Ich bin mit Thomas Krohne schon sehr lang befreundet. Er hat mich um Rat rund um die Iran-Reise gefragt, als es hier vor Monaten größere Spannungen gab. Durch meine Kanäle über das Auswärtige Amt und die Botschaft konnte ich mich informieren, damit die Volleyballer wissen, dass sie sich sicher fühlen können.

Es ist nicht ihr erster Termin bei den Volleyballern. Im September haben Sie bereits vor dem FIVB-Kongress gesprochen.
Die UN hat einen Kooperationsvertrag mit der FIVB. Der damalige Präsident Wei aus China hatte gleich nach meiner Berufung den Kontakt zu mir gesucht. Die FIVB hilft, unsere Milleniums-Entwicklungsziele zu verfolgen, wie der Kampf gegen den Hunger oder der um die geschlechtliche Gleichberechtigung in der Welt. Das Weltligaspiel ist der Anlass, aber nicht die Ursache meines Besuchs hier in Teheran.

Wie war Ihr erster Eindruck?
Wir wurden am Flughafen sehr herzlich empfangen, das gibt es in dieser Form sehr selten.

Kurz darauf startete Ihr vollgepacktes Programm. Was muss man sich darunter vorstellen?
Ich habe viele Kontakte zu Konfliktstaaten und versuche immer in kleinen Schritten auf die Menschen zu zugehen, um den Sport für den Frieden zu nutzen. Das ist eine Zielsetzung der Vereinten Nationen. Mit Genehmigung des UN-Generalskretärs war ich zuvor ein paar Tage in Nordkorea, jetzt bin ich hier in offizieller Mission als Sonderberater. Das Land steht unter Sanktionen, aber ich will den Sport als Kommunikationsmedium nutzen.

Gibt es Themen, die hier im Iran besonders wichtig sind?
In Berlin hatte ich Gelegenheit den iranischen Sportminister kennenzulernen, dem ich gesagt habe, was ich gern sehen möchte. Ich möchte erfahren, welche Chancen zum Beispiel die iranischen Frauen im Sport haben. Ich will nicht nur reden, sondern Sportprojekte sehen, beispielsweise auch zum Behindertensport, der hier eine große Rolle spielt. Ich versuche immer mit Leuten in Kontakt zu kommen, die mir Einblick in das wahre Leben ermöglichen.

Auch für die Spieler war es eine kleine Abenteuerreise, bis auf Jochen Schöps und Marcus Böhme war noch keiner im Iran. Hätten die sich gezielt vorbereiten sollen?
Wenn der Trainer sagt, wir machen ein Programm wie der UN-Sonderberater, dann hätte er seinen Job verfehlt. Der hat die Aufgabe, das Team zum Sieg zu führen und darauf hat sich auch jeder Spieler zu fokussieren. Wenn wir hier mit Werder Bremen aufgelaufen wären, hätten sich auch die meisten Spieler nicht für die politischen Themen oder eine Fortbildungsstunde interessiert, das ist doch normal. 

Was haben Sie denn schon im Volleyball gesehen?
Früher war ich ein paar Mal beim Bremen Frauen-Nationen-Turnier. Beachvolleyball in London hat mich begeistert, da habe ich nur das erste Spiel von Brink/Reckermann nicht gesehen. Und bei den Kuba-Spielen in Bremen war ich auch, die waren ja eine große Nummer.

Wird man Sie jetzt öfter bei den Volleyballern antreffen?
Ich kann nicht überall hingehen, weil zu viele Sportverbände erwarten, dass ich komme.

Beim Verbandstag in Rostock wurden Sie in das neue Beratergremium berufen. Wie stellen Sie sich die Mitarbeit vor?
Es war von vornherein so abgesprochen, dass ich nicht immer dabei sein kann. Ich habe mich aufstellen lassen, um dem Präsident zu dienen. Ich bin sehr gut vernetzt, so wie es auch Thomas Krohne ist. Aber beide Netzwerke zusammen ergeben mehr Möglichkeiten. Ich möchte ihn beraten, auch wenn es um Sponsoren geht. Wir können uns sicher wunderbar ergänzen.

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