Lukas Kampa kann auch mit den Armen abwehren… Foto: CEV

23Sep2013

Männer-EM: Von Kopf bis Fuß auf Siege eingestellt

Volleyball mit einem Händchen und klugem Kopf zu spielen ist eine Grundvoraussetzung, um Erfolg zu haben. Dass mitunter auch eine artistische Einlage per Fuß notwendig ist, um den Gegner in die Knie zu zwingen, kommt eher selten vor. Umso mehr fiel es im letzten Vorrundenspiel der Deutschen gegen Tschechien ins Gewicht, als Zuspieler Lukas Kampa sich eilenden Schrittes Richtung Anschreibertisch auf die Reise machen musste, um den Ball nach einer verunglückten Abwehraktion per Fuß zurück in die eigene Spielfeldhälfte zu bringen. Es hat geklappt, am Ende ging der Punkt an die DVV-Auswahl. Es wird eben gekämpft, bis der letzte Punkt gemacht ist, so sieht es Bundestrainer Vital Heynen gern.

Blöd war nur, dass vor dem Anschreibertisch jene jungen Mädchen oder Jungen sitzen, die, so heißt es im DVL-Wiki, „in den Spielpausen mit großen Wischergeräten das Spielfeld großflächig reinigen, sie sind zwischen den Ballwechseln zur Stelle, um mit Wischtüchern feuchte Stellen auf der Spielfläche zu trocknen.” Eine junge Dame hatte das Pech, von Kampas Fuß an der linken Stirnseite voll getroffen zu werden, konnte man auch gut in TV-Bildern erkennen. Tapfer hielt sie durch bis zum Spielende, was zum Glück bald nahte. Lukas Kampa, Fan des VfL Bochum, was vielleicht seine Neigung zum Fußball erklärt, hatte sich sofort entschuldigt, nicht nur das, gleich nach dem Match ging er zu ihr, schenkte ihr ein Deutschland-Shirt und ließ sich mit ihr fotografieren, während sie sich einen dicken Eisbeutel an die Stirn hält.

Kleine Aktion mit großer Wirkung, die den Willen der deutschen Mannschaft unterstrich. Nach den Siegen gegen Russland und Bulgarien sollte Platz eins der Vorrunde her und Tschechien auf gar keinen Fall zum Stolperstein werden. „Ich mag solche Matches nicht, in denen der Gegner alles oder nichts spielen kann, weil er nichts zu verlieren hat”, sagte Jochen Schöps, der wieder mal wegen seiner Bauchmuskelverletzung verletzt hinter dem Spielfeld Platz nehmen musste. Wo es auch gefährlich zugeht, wie eine Anekdote aus dem Bulgarien-Spiel zeigt. Endphase in Satz eins, mehrere Satzbälle für Bulgarien, einer war gerade mal wieder verschenkt worden, da krachte zwei Plätze neben Schöps ein Stuhl zusammen: Ljubomir Ganev, 47, 2,10 Meter groß, einst Weltklasseangreifer, mehrfacher bulgarischer Meister, Nationalspieler, Italien-Profi, Delegationschef der Bulgaren bei der EM, hatte sich lautstark aufgeregt, war aufgesprungen, haute mit der Faust auf den Tisch und als er sich mit seinen geschätzten 180 Kilo wieder auf den Stuhl fallen ließ, krachte der zusammen. Wie ein Käfer auf dem Rücken liegend dauerte es eine Weile, bis Ganev wieder aufgestanden war. Genutzt hat der Einsatz nichts, die Deutschen gewannen den Satz. Gekämpft wird eben bis zum Schluss.

Am Tag nach der Entscheidung in der Vorrunde ist nun Zeit, Wunden zu pflegen und die Regeneration in den Vordergrund zu schieben. Georg Grozer wünscht sich nichts mehr als ein heißes Bad in einer Wanne, nur gibt es die nicht in den Zimmern des Hotels Nadmorski. Und ein kaltes Bad in der Ostsee ist keine echte Entschädigung.

Am Morgen hat ein kleiner Teil des Teams eine leichte Trainingseinheit eingeschoben. Erst am späten Nachmittag gibt es wieder ein Date für alle gemeinsam, dann geht es zum ersten Training in die Ergo-Arena in Danzig, wo am Dienstag die Play-offs und am Mittwoch die Viertelfinals ausgetragen werden. Ursprünglich war ein Umzug in ein anderes Hotel in Sopot geplant, der bleibt nun erspart, stattdessen gibt es eine längere Busfahrt zur neuen Spielstätte.

Am Dienstag werden alle gespannt den Ausgang des Play-off-Spiels zwischen Bulgarien und Polen verfolgen, bei dem der Viertelfinalgegner Deutschlands ermittelt wird. Und am Mittwoch heißt es wieder: Kampf bis zum letzten Punkt.

Wie den Frauen: Dort wurde auch erst nach dem EM-Finale in Berlin bekannt, dass  Diagonalangreiferin Margareta Kozuch bereits im Halbfinale gegen Belgien bei einer Abwehraktion der kleine Finger der rechten Hand weggeknickt war. Vor dem Endspiel hatte man ihr den Finger betäubt, jetzt muss sie trotzdem eine mehrwöchige Pause einlegen. 

 

 

 

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