Derzeit gut dabei: Chantal Laboureur (Foto) und Partnerin Julia Sude

19Jun2015

Startplätze auf der World Tour: Eine Wissenschaft für sich

In der kommenden Ausgabe des Volleyball Magazins, die am 25. Juni erscheint, berichten wir im Rahmen unserer Vorschau auf die WM in den Niederlanden über den Stand bei der Olympia-Qualifikation der Beachvolleyballer. Raimund Wenning, der bis Jahresbeginn beim DVV als Beach-Koordinator angestellt war und mittlerweile beim Olympiastützpunkt in Stuttgart arbeitet, listet für unsere Leser detailliert auf, wie sich das Rennen um die Startplätze in Rio entwickelt. In Stuttgart betreut er das Projekt „Internationale Spielbeobachtung/-analyse”. Darüber hinaus ist er für die Agentur „SchwabenSport Marketing” ebenfalls in diversen Sportprojekten tätig.

Wenning hat auch dokumentiert, wie sich das komplizierte Prozedere mit der Zulassung zu Turnieren der World Tour gestaltet. Er schreibt:

Trotz einzelnen Bemühungen zur Vereinfachung des Turniersystems seitens der FIVB ist besonders die Zulassung mit Einteilung in Hauptfeld, Qualifikation und Country Quota sowie verschiedenen Ranglisten und Punkteberechnungen nach wie vor sehr komplex und erzeugt bei Spielern, Trainern, Journalisten und Fans regelmäßig Rückfragen. Dies ist ein Versuch, das komplexe System, so verständlich wie möglich zu erläutern:

Bei den FIVB-Turnieren (Major Series, Grand Slam und Open) starten in der Regel 56 Teams. 32 Teams ermitteln in der Qualifikation in zwei Single-Elimination-Runden acht Teams, die mit den 24 direkt gesetzten Teams das 32er Hauptfeld komplettieren.

Die Zulassung zum Turnier für diese insgesamt 56 Startplätze (darunter zwei Mal Hauptfeld- plus zwei Mal Qualifikation-Wild-Card und mindestens zwei Spots für das Gastgeberland) erfolgt über das National Federations (NF) Entry Ranking, also über ein Verbandsranking. Hier sichern die FIVB Entry Points von dem deutschen Spieler eins und Spieler zwei (unabhängig, ob sie als Team auflaufen oder nicht) dem DVV den ersten Startplatz im Turnier, dem Spieler drei und vier den zweiten Startplatz, dem Spieler fünf und sechs den dritten Startplatz und dem Spieler sieben und acht den vierten Startplatz. Aktuell hat Deutschland die vier Startplätze pro Nation (von 56 Startplätzen) pro Geschlecht sehr gut abgesichert:
NF-Ranking Frauen: 7, 12, 15, 17, 35, 50, 55
NF-Ranking Männer: 6, 18, 29, 32, 36, 42, 51

Die Einteilung in Hauptfeld und Qualifikation erfolgt dann über die individuellen Entry Points aller 56 Teams im Turnier (Ausnahme Wild Cards und Host Country) mit der Confirmed List 21 Tage vor Turnierbeginn. Das bedeutet:

Werden unsere vier besten Frauenteams gemeldet, starten aktuell die drei am höchsten notierten Teams mit den meisten Entry Points im Hauptfeld. Das vierte Team muss in jedem Fall in die Qualifikation (auch wenn es genügend Entry Points für das Hauptfeld hätte).

Werden unsere besten vier Männerteams gemeldet, reicht es aktuell in der Regel nur für zwei Teams mit genügend Entry Points für den direkten Sprung ins Hauptfeld. Die Teams drei und vier müssen aufgrund nicht ausreichender Entry Points in die Qualifikation.

Werden alle Teams mit wenigen Entry Points gemeldet (zum Beispiel Teams neun bis zwölf), kann es sein, dass alle vier Teams aufgrund ihrer wenigen Entry Points in der Qualifikation antreten müssen.

Der Country Quota ist eine Vorab-Qualifikation innerhalb der nationalen Verbände und wird fällig, wenn mehr Teams gemeldet werden, als Startplätze zur Verfügung stehen (maximal vier). Das Kompetenzteam des DVV hat den Country Quota aktuell auf ein Spiel pro Team begrenzt. Das bedeutet:

Sind drei Teams im Hauptfeld (wie aktuell bei den Frauen), spielen Team vier und Team fünf im Country Quota Spiel um einen Platz in der Qualifikation.

Sind zwei Teams im Hauptfeld (wie bei den Männern), spielen die Teams drei und sechs sowie vier und fünf jeweils ein Country-Quota-Spiel um insgesamt zwei Plätze in der Qualifikation.

Die Setzung in der Qualifikation sowie im Country Quota erfolgen ebenfalls über die individuellen Entry Points, allerdings in diesem Fall zum Zeitpunkt des Technical Meetings.

Die FIVB Entry Points ergeben sich aus den besten sechs Turnierergebnissen der letzten acht gespielten Turniere innerhalb von 365 Tagen. Sie sind der beste Maßstab für das aktuelle Leistungsniveau mit Bereinigung von zwei schlechten Ergebnissen. Die Entry Points sind auf der FIVB Website im Technical Ranking (Teams/Player) zu finden. Allerdings ist zu bedenken, dass dieses Technical Ranking viele alte Teamkonstellationen beinhaltet, die nicht mehr aktuell sind.

Von:  Raimund Wenning

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