Traurige Miene zum bösen Spiel: Maggi Kozuch muss den Traum von Rio ad acta legen. Foto: CEV

07Jan2016

Olympia-Quali: Abschied vom Rio-Traum für die DVV-Frauen

Das letzte Fünkchen Hoffnung ist verglommen. Wie schon 2008 in Peking und 2012 in London finden auch die Olympischen Spiele im Sommer in Rio de Janeiro ohne die deutsche Frauen-Nationalmannschaft statt. Beim europäischen Qualifikationsturnier in Ankara zogen die Niederländerinnen am letzten Spieltag der schweren Vorrundengruppe A durch ein 3:0 (25:19, 25:17, 25:23) gegen das punktlose Schlusslicht Kroatien in der Tabelle an der DVV-Auswahl vorbei und sicherten sich mit sieben Zählern als Spitzenreiter neben den zweitplatzierten Türkinnen (6 Punkte) ein Halbfinalticket. Den Deutschen, die ebenfalls zwei Siege aufweisen, bleibt durch das knappe 3:2 zum Auftakt gegen die vom ehemaligen deutschen Nationaltrainer Giovanni Guidetti trainierten Holländerinnen mit fünf Punkten nur Rang drei.

Bundestrainer Felix Koslowski sah sich mit seinem Stab die schmerzhafte Entscheidung in der Baskent Volleyball Hall an, seine Spielerinnen zogen es vor, im Hotel zu bleiben. Schon am Abend zuvor hatten sie, angesichts des durch den klaren 3:0-Sieg der Niederländerinnen über die Türkei sehr wahrscheinlich gewordenen Ausscheidens im Kampf um die Olympiatickets versucht, mit der großen Enttäuschung fertig zu werden. Dabei bewiesen sie auch in dieser traurigen Stunde die mannschaftliche Geschlossenheit, die sie während der Turniertage auszeichnete.

"Wir sind alle emotional sehr angeschlagen", erklärte Kapitänin Margareta Kozuch. "Wir haben uns mehr erhofft und eine gute Vorrunde gespielt. Dass das nun so ausgeht und man gewisse Dinge nicht kontrollieren kann, den Spielmodus nicht ändern kann, ist ein harter Brocken. Es ist schwierig, das zu verkraften."

Libero Lisa Thomsen fand deutliche Worte: „Wir hätten den Einzug ins Halbfinale absolut verdient gehabt. Darauf bin ich sehr stolz. Und gerade deshalb fühlen wir uns jetzt ja auch um eine große Chance betrogen. Wir haben zum Auftakt dank einer starken Leistung die Niederländerinnen mit 3:2 geschlagen und dann gegen die Türkinnen mit 1:3 verloren. Bis dahin lief alles noch normal. Dann aber hat die Türkei unfassbar deutlich mit 0:3 gegen die Niederlande verloren und dabei nicht immer mit ihren besten Leuten gespielt. Das hatte einen richtig bitteren Beigeschmack. Ich will zwar auch weiterhin an einen fairen Volleyball-Sport glauben, doch offensichtlich war, dass die Türkinnen sicher nicht alles getan haben, um dieses Spiel zu gewinnen.“ Selbst die türkische Presse sprach von der „Schande von Ankara“.

Nachdem die drei Tage hintereinander geforderten deutschen Spielerinnen am Mittwochnachmittag bereits ihre dritte Partie hinter sich hatten, mussten danach die Niederländerinnen gegen die Türkei erst zum zweiten Mal antreten. Am Tag zuvor hatten sei frei gehabt, die Gastgeberinnen waren beim Aufeinandertreffen schon für das Halbfinale qualifiziert.

Bereits am Freitag fliegt die DVV-Delegation nun über Istanbul nach Hause. Es ist eine traurige Rückkehr, nachdem alle Beteiligten so viel investiert und selbst die Weihnachtsfeiertage und Silvester mit der Vorbereitung verbracht hatten. Auf ihre Leistung, so Koslowski, dürften seine Spielerinnen trotzdem stolz sein.

Weitere Stimmen
Felix Koslowski: „Am Ende war es die erwartet enge Gruppe. Mit Sicherheit waren die Favoriten im Vorfeld auch die Niederlande und die Türkei als EM-Finalist und -Halbfinalist, Letztere plus dem Heimspielrecht. Wir haben uns sehr gut geschlagen. Wir haben wie die Türkei und Holland zwei Spiele gewonnen, aber eines davon nur mit 3:2, so fehlt uns der eine Punkt, um in die nächste Runde zu gehen. Das ist natürlich bitter. Wir sind todtraurig. Wir sind den Traum von Rio vor 14 Tagen angegangen. Wir haben unsere Aufgabe erledigt, unser Schlüsselspiel gegen Holland mit 3:2 gewonnen, das gegen Kroatien sehr souverän gelöst. Aber der Turniermodus lässt leider zu, dass die Türkei das Spiel gegen Holland weglassen kann. Dementsprechend sind wir jetzt ausgeschieden.“

Christiane Fürst: „Wir können trotzdem stolz auf uns sein, weil wir vor allem im ersten Spiel gezeigt haben, dass wir das Turnier jetzt unberechtigterweise so früh verlassen müssen. Die Mannschaft hat alles gegeben, was wir geben konnten. Schade, dass gegen die Türkei ein bisschen Luft rausging. Es ist ein Gefühl zwischen Zufriedenheit, dass man eigentlich eine gute Leistung gebracht hat, und Enttäuschung, dass es doch nicht gereicht hat, wenigstens die Chance zu wahren weiterzukommen.“

Michael Evers (DVV-Vizepräsident): „Vorher wäre man davon ausgegangen, dass zwei Siege reichen, um eine Runde weiter zu kommen. Die Mannschaft kann sich überhaupt keinen Vorwurf machen. Sie hat in allen drei Spielen eine gute Leistung gezeigt und alles aus sich herausgeholt. Bei so einem Turnier kommt es auf Kleinigkeiten an, die Teams sind von der Leistung her so eng beieinander. Unsere Mannschaft ist wirklich als Mannschaft aufgetreten!“

Die Tabelle Gruppe A
1. NED - 2:1-Siege - 7 Punkte - 8:3-Sätze
2. TUR - 2:1-Siege - 6 Punkte - 6:4-Sätze
3. GER - 2:1-Siege - 5 Punkte - 7:5-Sätze
4. CRO - 0:3-Siege - 0 Punkte 0:9-Sätze

Alle Infos zu GOlympia in Ankara

(Katja Sturm/TvH)

Von:  DVV

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