Irre Kulisse: Fans aus Polen und Deutschland feierten in Berlin ein Volleyball-Fest

08Jan2016

Olympia-Quali Männer: Deutschland gewinnt gegen Polen und trifft am Samstag auf Russland

„Ja ist denn Berlin jetzt in Polen?“, fragte der Journalist und blickte ungläubig in die Runde. Keine Angst, am Status der deutschen Hauptstadt hat sich nichts geändert, und doch war das Bild auf den Rängen der Max-Schmeling-Halle im Stadtteil Prenzlauer Berg gewöhnungsbedürftig: Tausende Fans in rot und weiß säumten die Plätze und sorgten für tosende Stimmung. Volleyball ist in Polen Volkssport, der Weg von der Grenze überschaubar, da liegt ein Kurzurlaub ins Nachbarland auf der Hand.

Acht Nationen kämpfen derzeit um die Berechtigung, im Sommer bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten zu dürfen, nur der Sieger erhält ein Ticket, der Zweite und Dritte erhalten im Mai immerhin noch eine zweite Chance bei einem Turnier in Japan. Weltmeister Polen gehört zu den Topfavoriten und hatte das Halbfinale ebenso vorzeitig erreicht wie das Team von Gastgeber Deutschland.

Der 3:2 (21:25, 25:17, 25:22, 20:25, 15:10)-Sieg vor 7500 Zuschauern wird dem Team von Bundestrainer Vital Heynen noch mehr Rückenwind geben, morgen (16.30 Uhr) geht der Kampf um die Startberechtigung an der Copacabana weiter, dann wartet mit Olympiasieger Russland die nächste Herkulesaufgabe. Gegen die im ersten Satz wie entfesselt aufspielenden Polen war vom ersten Ballwechsel an klar, dass dieser Gegner in dieser Verfassung schwerlich zu schlagen sein würde. Die Ausnahmetechniker brachten die Annahme dermaßen sicher zu ihrem Regisseur Gregorz Lomacz, dass dem Zuspieler bei der Passverteilung alle Optionen offenstanden.

Die Folge war eine solche Variabilität im Angriff, dass der deutsche Block komplett wirkungslos blieb. Zudem konnte sich Georg Grozer im Angriff nicht so eindrucksvoll in Szene setzen, wie ihm das bei den Siegen über Belgien und Serbien gelungen war. Ganze zwei Punkte in einem Satz, da ist der deutsche Star im Normalfall ganz andere Quoten gewohnt.

Auf einem solch unglaublichen Niveau konnten die Polen kaum weiterspielen, und tatsächlich kamen die Deutschen nun besser ins Spiel, was auch daran lag, dass Heynen drei frische Spieler brachte. Zudem griff der Block nun wesentlich entschlossener zu und sorgte für ein zusätzliches Plus. Nach einer knappen Stunde war der Satzausgleich geschafft, die Begegnung war wieder ausgeglichen.

Auch die Polen wechselten fleißig durch, eine Maßnahme, die nur allzu verständlich erscheint, schließlich warten die wirklich wichtigen Herausforderungen im Rennen um das Olympiaticket am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag. Die Herausforderung lautete also, erfolgreich zu agieren und dabei trotzdem nach Möglichkeit Kraft zu sparen. Ein echter Balanceakt, den die Deutschen am Ende einen Tick besser beherrschten, weil sie mit ihrer Zweitbesetzung mehr Leidenschaft ins Spiel brachten. 

Wobei es nicht allen gefiel, dass die Begegnung über die volle Distanz von fünf Sätzen ging: „Ich glaube, keiner wollte hier fünf Sätze spielen, sagte Außenangreifer Denis Kaliberda, „es hat sich halt so ergeben.“ Dem knappen Sieg konnte der Italien-Profi in jedem Fall positive Seiten abgewinnen: „Ein Riesen-Kompliment an die Spieler, die sonst nicht so häufig zum Einsatz kommen“, sagte er: „Da hat sich gezeigt, dass wir eine komplette Mannschaft sind. Aber das haben wir auch schon vorher gewusst.“

 

Von:  fex

volleyball magazin - inhalt und probelesen
Wir auf Facebook
VM Probeheft
philippka shop
Leistungsreserve Athletiktraining
DVD • funktionelles Athletiktraining