08Mar2016

Beach: In Rio startet die Generalprobe für Olympia

Wenn sich ab Mitte der Woche die Weltelite der Beachvolleyballer an der berühmten Copacabana versammelt, um den Sand nach Preisgeldern und enorm wertvollen Ranglisten umzugraben, wird das ein in jeder Hinsicht prickelndes Ereignis. Und das nicht nur, weil an gleicher Stelle in wenigen Monaten das olympische Turnier stattfindet. Dazu kommt auch noch, dass die Legende Emanuel Rego vor heimischer Kulisse seine Abschiedsvorstellung gibt, was das Turnier zu einem selbst für brasilianische Verhältnisse hochemotionalen Ereignis macht. Der begnadete Abwehrspieler hat in seiner Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Drei Mal Weltmeister, Olympia-Bronze und Silber sowie als Krönung der Olympiasieg 2004 in Athen. Dieser Mann, so schien es, kann die Gesetzmäßigkeiten des Sports außer Kraft setzen. Doch nun ist mit 42 Jahren Schluss, es werden mit Sicherheit viele Tränen fließen, wenn der letzte Vorhang fällt.

Auch für die deutschen Teilnehmer wird das Turnier in Rio de Janeiro keines wie jedes andere. Schließlich geht es für die besten Teams des Landes langsam aber sicher auf die Zielgerade des Marathons Olympia-Qualifikation. Seit mehr als einem Jahr werden Punkte angehäuft, um beim Festakt unter den fünf Ringen dabei sein zu können. Jedes Land darf maximal zwei Duos pro Geschlecht nach Brasilien schicken. Da beim Grand Slam in Rio für das Siegerteam nicht nur 57.000 Dollar, sondern auch noch 800 Ranglistenpunkte vergeben werden, lohnt es sich hier besonders, sich ins Zeug zu legen.

Bei den Männern haben sich Markus Böckermann und Lars Flüggen nach ihrer tollen Saison 2015, in der sie unter anderem Turniersiege in Fuzhou (China) und Doha (Katar) einfuhren, als neue Nummer eins in Deutschland etabliert. Das Duo aus Hamburg liegt mit 4150 Punkten als Zwölfter des Olympia-Rankings klar auf Rio-Kurs. Nicht perfekt lief es dagegen im letzten Jahr für Jonathan Erdmann und Kay Matysik aus Berlin, die bislang lediglich 3300 Punkte sammeln konnten und sich strecken müssen, um in Rio dabei zu sein. Allerdings haben die WM-Dritten von 2014 erst neun Ergebnisse verzeichnet. Da die besten zwölf Resultate in die Wertung kommen, ist noch viel Luft nach oben. Nur Außenseiterchancen werden Sebastian Fuchs und Stefan Windscheif eingeräumt, die sich erst im Herbst letzten Jahres als Team zusammengetan haben und nun das Feld von hinten aufrollen wollen.

Überaus spannend ist die Ausgangslage bei den deutschen Frauen, bei denen die Europameisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst als Ranglistendritte (5500 Punkte) ihr Rio-Ticket sicher haben. Dahinter rangeln sich drei Duos um den zweiten Startplatz, die so eng beieinanderliegen, dass es schon hellseherische Fähigkeiten oder profundes Expertenwissen wie von Buchmachern benötigt, um eine seriöse Vorhersage zu wagen, wer sich beim Qualifikationsschluss im Juni als Nummer zwei durchsetzt. Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Seaside Beach Club Essen), Chantal Laboureur/Julia Sude (MTV Stuttgart/VfB Friedrichshafen) und Karla Borger/Britta Büthe (MTV Stuttgart) werden sich ein heißes Rennen liefern.

Derzeit haben die WM-Vierten Holtwick/Semmler mit 4170 Punkten die Nase vorn, doch das kann sich jede Woche ändern, weil Laboureur/Sude (3910 Punkte) den Routiniers im Nacken sitzen. Die WM-Zweiten von 2014, Borger/Büthe, haben zwar erst 3660 Zähler auf dem Konto, doch aufgrund einer langwierigen Verletzung von Karla Borger haben sie erst zehn Turniere absolviert, können sich also noch zwei Resultate mehr gutschreiben lassen als die Konkurrenz.

Wie auch immer man die Lage betrachtet, es wird mit Sicherheit ein ganz enges Rennen, das bis zum letzten Ballwechsel anhalten wird. „Alle drei Teams haben das Zeug, es zu schaffen“, sagt Katrin Holtwick: „Einerseits ist es natürlich schön, dass Deutschland so stark ist, andererseits will jedes Team unbedingt dabei sein. Ich glaube, wir nehmen es alle sportlich, auch wenn Olympia natürlich etwas Besonderes ist.“