Maria Antonelli spielt in Hamburg per Wild Card. Foto: FIVB

02Jun2016

Wild Card trotz Dopingverdacht: Antonelli darf in Hamburg spielen

Der Fall der brasilianischen Beachvolleyballerin Maria Antonelli, die unter Dopingverdacht steht, sorgt auch im Vorfeld des Turniers der Major Series in Hamburg für Ärger. Über den Weltverband hat Antonelli mit ihrer Partnerin Liliane Maestrini eine Wild Card für das Turnier bekommen. Dabei ist bis heute nicht hinreichend geklärt, ob sie nun Doperin ist oder nicht.

Die brasilianische Behörde für Dopingkontrollen (ABCD) und der brasilianische Verband (CBV) hatten bestätigt, dass Anfang März bei Maria Antonelli ein verbotenes Präparat nachgewiesen worden war. Im Urin der 32-Jährigen wurde das Präparat Hydrochlorothiazid (HCT) gefunden. Es gehört zu den sogenannten Diuretika. Das sind entwässernde Mittel, die dem Körper helfen, Flüssigkeit zu verlieren. HCT wird oft zur Verschleierung von Dopingmitteln benutzt und steht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur. Antonelli hat eine B-Probe beantragt, die auch stattgefunden hat, aber im Ergebnis nicht anders ausgefallen ist als der erste Test. Darüber berichten Medien in Brasilien, aber auch darüber, dass das „Volleyball Supreme Tribunal of Sports Justice”, genannt STJD, eine Art Oberster Gerichtshof für Sport in Brasilien, Antonelli freigesprochen hat.

Während der Untersuchungen war die Weltmeisterschafts-Dritte von 2015 (Bronze im Spiel gegen Holtwick/Semmler) für 30 Tage gesperrt und ist auch seit den Vitoria Open Ende März nicht mehr bei einem internationalen Turnier angetreten. Nun darf sie mit ausdrücklicher Genehmigung des Weltverbandes in Hamburg im 32er-Hauptfeld spielen.

Auf eine Anfrage des Volleyball Magazins teilte FIVB-Pressesprecher Richard Baker mit: „Bevor die positiven Tests auf Hydrochlorothiazid stattgefunden hatten, war Antonellis Team eine Wild Card für Hamburg zugesagt worden. Als die Testergebnisse vorlagen, wurde sie wieder eingezogen, solange das Untersuchungsergebnis der STJD nicht bekannt war. Das STJD hat jetzt festgestellt, dass kein Vergehen vorliegt und die Sanktionen gegen Antonelli aufgehoben sind.” Dem Weltverband lägen alle Dokumente vor, schreibt Baker und man werde über die eigenen Schiedsgerichtsinstanzen die nächsten Schritte prüfen. „Die FIVB hat eine Null-Toleranz gegenüber Dopingvergehen und sieht sich verpflichtet, saubere Athleten zu schützen.”

Mit ähnlich klingenden Worten reagierte die FIVB auch in einem Antwortbrief an den finnischen Verbandspräsidenten, der sich über die Vergabe der Wild Card an Antonelli/Maestrini wundert und Klarheit gefordert hat.

Üblicherweise wird eine der beiden Wild Cards an den ausrichtenden Verband vergeben. Für Hamburg ging eine an Chantal Laboureur und Julia Sude. Für die zweite Wild Card machen Ausrichter und Promoter einen Vorschlag, dem die FIVB in den meisten Fällen zustimmt. „Wir hatten die Tschechinnen Slukova/Hermannova als Vorschlag eingereicht”, sagt Vizepräsident Andreas Künkler, der im DVV für den Bereich Beach verantwortlich ist. Die FIVB, dessen Präsident Ary Graca und Generaldirektor Fabio Azevedo Brasilianer sind, wollte aber lieber einem brasilianischen Team den Start ermöglichen. Künkler: „Wir haben daraufhin gegenüber der FIVB ein Statement im Sinne eines sauberen Sports abgegeben, weil wir eine Spielerin, die unter Dopingverdacht steht, nicht mit einer Wild Card versorgen wollten.”

Eine Antwort blieb aus, dafür landete beim DVV nur eine Kopie des Schreibens an die Finnen. Die Antwort auf die Frage, wieso es nach zwei gleichen Ergebnissen nach A- und B-Probe keine Sanktionen gibt, ist ebenso unbeantwortet.

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