Läuft für die beiden: Clemens Wickler (rechts) und Julius Thole erleben derzeit die aufregendsten Wochen ihrer Karriere

01Sep2018

Beach-DM: Thole/Wickler souverän - Bieneck/Schneider treffen im Frauenfinale auf Behrens/Ittlinger

Clemens Wickler ist Vollprofi, da muss er Prioritäten setzen: Nachmittags um halb vier sollte der Abwehrspieler auf dem Center Court am Ostseestrand als Beachvolleyballer des Jahres geehrt werden, doch auf diesen Termin mochte sich der 23-Jährige nicht einlassen. Eine halbe Stunde vor seinem Viertelfinale bei den Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften in Timmendorfer Strand befindet sich Wickler längst im Tunnel, da hat er keinen Kopf dafür, sich von 6000 Zuschauern feiern zu lassen.

Das Zeremoniell fand trotzdem statt – nach dem Spiel, das Wickler mit seinem Partner Julius Thole mit 2:0 (21:18, 21:18) gegen Sven Winter und Alexander Walkenhorst gewann. Es läuft also für den Nationalspieler, der nicht nur im heutigen Halbfinale (heute um neun Uhr gegen Nils Ehlers und Lars Flüggen) steht, sondern auch noch zum ersten Mal in seiner Karriere zum beliebtesten Beachvolleyballer des Landes gewählt wurde. Bei den Frauen feierte Chantal Laboureur, die bei den Titelkämpfen verletzt zuschauen muss, ebenfalls ihre Premiere als Beachvolleyballerin des Jahres.

Clemens Wickler und Julius Thole (21) erleben derzeit irre Wochen, die mit Abstand aufregendste Zeit ihrer noch jungen Karriere. Vor Wochen rutschten sie beim World Tour Final in Hamburg lediglich mit Hilfe einer Wild Card ins Feld der weltbesten Teams, drehten dort jedoch dann so spektakulär auf, dass sie seitdem nicht mehr nur Insidern ein Begriff sind.

„Es war das geilste Turnier meines Lebens“, sagt Wickler, „wir wussten, dass wir auch gegen Teams dieses Kalibers bestehen können. Aber dass wir das mit einer solchen Konstanz schaffen, hat uns dann schon überrascht.“ Neu war vor allem das enorme Medien- und Faninteresse, Thole/Wickler lösten in der Hansestadt einen regelrechten Boom aus. „Das war unglaublich“, sagt Blockspieler Thole, „auf mich ist in wenigen Tagen mehr eingeprasselt als in meiner ganzen Karriere zuvor.“ Besuche in der Mixed Zone, die länger dauern als das Spiel selbst, Autogrammwünsche auf den Hüten jugendlicher Besucher – das alles sind neue Erfahrungen für ein Team, das in der Welt ganz vorne mitspielen will.

Doch zunächst geht es an diesem Wochenende darum, auf nationalem Terrain Geschichte zu schreiben: Clemens Wickler kann im Frühling seiner Karriere bereits seine dritte Deutsche Meisterschaft Meister feiern – und das mit drei unterschiedlichen Partnern. Das ist in der 27-jährigen Geschichte der Titelkämpfe zuvor lediglich Andreas Scheuerpflug gelungen. Doch das interessiert Wickler allenfalls am Rande, der es nicht als „sonderlich erstrebenswert“ erachtet, „ständig die Partner zu wechseln“. Am liebsten würde er mit Thole eine Ära begründen und viele Trophäen mit ein und demselben Partner einstreichen. „Mal schauen, wie gut wir uns vertragen.“ Das breite Grinsen beider Partner dokumentiert, dass die Chemie zur Zeit ziemlich gut sein muss.

Im Turnier der Frauen stehen die Teams fest, die heute um 12.15 Uhr (live auf Pro Sieben Maxx) bestreiten. Das Nationalteam Victoria Bieneck und Isabel Schneider trifft auf Kim Behrens und Sandra Ittlinger, die im Halbfinale das Überraschungsteam Leonie Körzinger und Julia Sude mit 2:0 (21:15, 21:17) bezwangen. Sie spielen in Timmendorfer Strand nur deshalb zusammen, weil ihre Partnerinnen Kira Walkenhorst und Chantal Laboureur passen mussten. Es war reiner Zufall, dass beide Spielerinnen zusammenfanden: Am Mittwoch war Sude in Hamburg im Universitätsklinikum, wo die Verletzung ihrer Partnerin genauer untersucht wurde. Dort traf sie die am Rücken verletzte Walkenhorst, spontan entstand im Krankenhaus der Plan vom Interimsduo mit der jungen Blockspezialistin Körtzinger. Es wurde eine nicht zu erwartende Erfolgsgeschichte, der Siegeszug des Zufallsteams endete erst im Halbfinale.

Von:  fex

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