Meine Güte, wo soll das noch hinführen? Nach der mitreißenden Vorstellung gegen die Weltmeister von 2013, Brouwer/Meeusen aus den Niederlanden, legten Julius Thole und Clemens Wickler im Stadion am Rothebaum gleich die nächste Gala hin: Die Hamburger schlugen die Brasilianer Alison Cerrutti und Alvaro Filho mit 2:0 (21:14, 21:15) und zeigten dabei vom ersten Ballwechsel an eine Leistung ohne Fehl und Tadel. Konstanter und dominanter kann man auf diesem Niveau kaum agieren, das galt sowohl für die Abwehrleistung von Clemens Wickler, als auch für die Block-Performance von Julius Thole, dem in seiner Spezialdisziplin sechs direkte Punkte gelangen. „Das war eine tolle Teamleistung in allen Bereichen“, sagte Thole, „wir haben ihnen relativ wenig Chancen gelassen“. Das war glatt untertrieben, de facto hatten Alison/Alvaro Filho nicht den Hauch einer Chance.

Nun geht es morgen um 11.45 Uhr im Viertelfinale gegen die Amerikaner Lucena/Dalhausser. Der lange Blocker Dalhausser, den sie das „dünne Biest“ nennen, ist „ein Held meiner Jungend“, wie Thole verriet. Gegen die Brasilianer gerieten gut 12.000 Zuschauer im Stadion völlig aus dem Häuschen, weil die Deutschen eine fulminante Show in den Sand zauberten. Thole findet es „einzigartig, wie die Leute ausrasten. Da musst du eigentlich gar nichts machen.“

Ein bisschen schon, zum Beispiel Aktionen bringen, die das Publikum pushen. Als Julius Thole im ersten Satz einen brachialen Block zum 4:3 hinlegte, übernahmen sein Partner und er die Kontrolle und gaben sie bis zum Matchball nicht mehr ab. Entscheidend für den Gewinn des ersten Durchgangs war, dass Thole und Wickler Alison mit Aufschlägen eindeckten, das „Mammut“ wackelte bedenklich.

Auch im zweiten Satz wies der Punkt zum 4:3 den Weg: Wickler schloss eine unglaubliche Ralley mit einem Shot ab, danach zogen die Deutschen einsam ihre Kreise. Ein weiteres Highlight war, als der überragende Wickler Alison die Kappe vom Kopf schoss. Der Olympiasieger von 2016 war konsterniert und fügte sich mit seinem Partner in eine Niederlage, die unvermeidbar war. 

Zwei junge Deutsche sind also weiter im Wettbewerb und können in dieser Form bei der WM nach den Sternen greifen. Ihr Soll haben Thole/Wickler dabei schon jetzt übererfüllt. „Ich hab mir schon gedacht, dass es hier am Freitag Abend voll wird“, sagte Wickler angesichts der Rekordkulisse: „Dass wir dann noch dabei sind, nicht unbedingt.“