Bundestrainer Felix Koslowski lebte Leidenschaft vor, verlor seine Stimme, doch es reichte nicht für die deutschen Frauen

04Sep2019

Frauen-EM: Toller Kampf gegen Polen wird nicht belohnt

Kein Obst für die Deutschen: Ein Sieg gegen Polen sei die „Kirsche auf der Torte“, hatte Bundestrainer Felix Koslowski vor dem EM-Viertelfinale gegen Polen verkündet, doch es hat nicht sollen sein. Mit der ersten Niederlage eines starken Turniers schieden die DVV-Frauen aus dem Turnier aus. Trotz einer kämpferisch überragenden Leistung verlor Deutschland gegen einen körperlich überlegenen Gegner mit 2:3 (21:22, 16:25, 19:25, 25:17, 11:15) und darf sich damit trösten, beim kontinentalen Gipfeltreffen eine hervorragende Visitenkarte hinterlassen zu haben.

12.000 frenetische Zuschauer in der Atlas-Arena in Lodz, alle in rot-weiß, die schon beim Absingen der Nationalhymne ein Höllenspektakel veranstalteten, das war ein echtes Brett. „Die werden vor eigenem Publikum euphorisiert sein und am Limit spielen“, mutmaßte Bundestrainer Felix Koslowski vor Beginn des Viertelfinals der Europameisterschaften, die in vier Ländern ausgetragen werden. Für das junge deutsche Team, das im bisherigen Turnierverlauf mit sechs Siegen in sechs Spielen brilliert hatte, also eine echte Reifeprüfung.

Sämtliche Befürchtungen, das könne von der mentalen Belastung zu viel sein, bestätigten sich zu Spielbeginn. Gellende Pfiffe bei jedem deutschen Aufschlag, dafür gibt es mit Sicherheit keine Fair-Play-Medaille, beim deutschen Team zeigte es jedoch Wirkung. Polen zog davon, doch überraschend schnell finden sich Louisa Lippmann und Co. und zogen ihren Matchplan immer besser durch. Bei 13:12 gab es die erste Führung, die auf 21:17 ausgebaut wurde.

Vor allem das Zusammenspiel aus Block und Feldabwehr funktionierte, im Gegenangriff war immer wieder Louisa Lippmann zur Stelle und punktete zuverlässig. Beim Spielstand von 21:20 dann der Schock, als sich Denise Hanke, Spielmacherin und Kapitän, bei einer Abwehraktion den Oberschenkel überdehnte und aus dem Spiel musste. Die 21-jährige Pia Kästner übernahm, als sei sie schon ewig im Geschäft, und half mit, den ersten Satz nach Hause zu bringen.

In der Arena wurde es ruhiger, Polen wusste nun, dass diese Begegnung kein Selbstläufer werden würde. Die Gastgeber schüttelten sich und schlugen auch deshalb zurück, weil sich die Fehler bei den Deutschen häuften. Louisa Lippmann konnte ihr unglaublich hohes Niveau aus Satz eins nicht halten, auch sonst lief es nicht mehr wie zuvor. Denise Hanke kam zurück, konnte den Ausgleich allerdings auch nicht verhindern.

Polen war obenauf und zog im dritten Satz schnell mit 4:0 davon. Vor allem die 2,02 Meter lange Magdalena Stysiak war nun kaum noch zu stoppen, agierte immer dominanter. Die polnische Angriffsmaschine lief auf Hochtouren, Deutschlands Annahme wackelte. Auch wenn sich der Außenseiter redlich wehrte, konnte er den Satzrückstand nicht verhindern.

Das galt auch für den vierten Durchgang, in dem der inzwischen heisere Koslowski seine Spielerinnen noch mal richtig pushte. Und siehe da, die DVV-Frauen nahmen ihr Kämpferherz in beide Hände. Vor allem Denise Hanke drehte richtig auf und hatte mit einer unglaublichen Aufschlagserie den größten Anteil am Satzausgleich.

Der fünfte Satz – mehr Spannung geht nicht: Magdalena Stysiak holte ihre besten Aufschläge raus, die echte Wirkungstreffer waren. Deutschland gab weiter alles, es reichte nicht, das Team darf den Heimweg jedoch erhobenen Hauptes antreten. Wenige Minuten nach dem Matchball rang Koslowski um Fassung und lobte seine Spielerinnen überschwänglich: "Man kann nur riesig stolz sein, wie diese Mannschaft Volleyball-Deutschland repräsentiert hat."

Polen trifft nun auf das Team aus der Türkei, das die Niederlande überraschend deutlich mit 3:0 in Schach hielt. Im zweiten Halbfinale stehen sich Serbien (3:0 gegen Bulgarien) und Italien (3:1 gegen Russland) gegenüber.  

Von:  fex

volleyball magazin - inhalt und probelesen
Wir auf Facebook
VM Probeheft
philippka shop
Leistungsreserve Athletiktraining
DVD • funktionelles Athletiktraining