Aus und vorbei: Rottenburg zieht sich aus der Bundesliga zurück (Foto: Ralph Kunze)

03Apr2020

Ende in Rottenburg - TVR beantragt keine Lizenz für 1. oder 2. Liga

Die Corona-Pandemie trifft die Unternehmen und Vereine mit voller Wucht. Allein in den vergangenen Tagen summierten sich die Sponsoren-Absagen für die kommende Saison des TVR auf einen sechsstelligen Betrag. Ohne größere Finanzhilfen ist der Bundesliga-Spielbetrieb nicht mehr zu stemmen – eine Verschuldung kommt beim TVR prinzipiell nicht in Frage, weshalb jetzt die Reißleine gezogen werden musste. Die Verantwortlichen des TV Rottenburg haben entschieden, für die Saison 20/21 keine Lizenz für die 1. oder 2. Liga beantragen. 

„Unter den gegebenen Voraussetzungen können wir es nicht verantworten, in der nächsten Saison die Lizenz in der 1. oder 2. Liga zu beantragen“, sagt Philipp Vollmer, Geschäftsführer der TVR Volleyball GmbH. „Es war schon vor der Krise nicht einfach, die finanziellen Mittel für Bundesligavolleyball aufzutreiben. Jetzt und in den nächsten Monaten sehen die Perspektiven noch viel schlechter aus.“ Die Reserven beim TVR sind wie bei vielen anderen Vereinen gering und schon für die vergangene Saison eingeplant gewesen. „Die Unternehmer haben jetzt alle eigene Sorgen, dafür haben wir natürlich Verständnis. Aber für uns wird es unmöglich neue Partner zu finden oder bestehende Sponsoring-Engagements zu erhöhen“, sagt Vollmer, „auch wenn wir solch tolle und treue Sponsoren haben. In der aktuellen Situation kann niemand eine verlässliche Aussage treffen“.

Die Entscheidung, die der Geschäftsführer zusammen mit dem Beirat der TVR Volleyball GmbH und in enger Abstimmung mit dem Vorstand des TVR getroffen hat ist die „schwerste in fast 20 Jahren Bundesligavolleyball beim TVR“. Zwar hat der Verein in den vergangenen Tagen auch positive Signale von Privatleuten, Dauerkarteninhabern, Sponsoren, Mitarbeitern und Vermietern erhalten, „aber die finanzielle Lücke, um einigermaßen ordentlich Bundesligavolleyball spielen zu können, ist so hoch, dass uns diese wirklich ganz tollen Gesten leider nicht helfen“, so Vollmer.

Diese Entscheidung hat weitgehende Folgen, dessen sind sich die Verantwortlichen bewusst. „Sponsoren, Fans, der Verein, die ganze Region wird enttäuscht sein“, sagt der Beiratsvorsitzende der TVR Volleyball GmbH Hermann Sambeth. „Das „Tollhaus der Liga“ ist eine feste Institution in Volleyball-Deutschland, die fehlen wird. Aber wir haben uns auch immer dadurch ausgezeichnet, dass wir Spitzenvolleyball familiär, ehrlich und ohne Schulden anbieten – daher sind wir zu diesem Schritt gezwungen worden.“ 

Der Hauptverein leidet ebenfalls stark unter der Pandemie, der Sport steht in 14 Abteilungen still, das Vereinszentrum „Sportpark 18-61“ wurde auf unbestimmte Zeit geschlossen. TVR-Geschäftsführer und Beiratsmitglied Norbert Vollmer sieht diesen harten Schnitt als unumgänglich. „Für kleinere Vereine war die Volleyball-Bundesliga schon in den vergangenen Jahren eine finanzielle Herausforderung. Die Liga hat uns viel abverlangt und die erhofften Gegeneffekte blieben leider aus.“ Immer wieder versuchte der TVR trotz verschiedener Rückschläge, die erste Liga zu halten. „Nun fühlt es sich an, wie wenn wir in einem Boxkampf 12 Runden tapfer gekämpft haben und dann der Corona-K.O. zuschlägt“, so Norbert Vollmer. 

Andre Kette, Beiratsmitglied und Abteilungsleiter Volleyball beim TVR: „Dieser Schnitt kommt zur ungünstigsten Zeit. Uns fällt das Zugpferd der Abteilung weg.“ Zuletzt hatte Kette gemeinsam mit dem Trainerteam den Unterbau der Bundesligamannschaft umstrukturiert und die zweite Mannschaft in der 3. Liga sollte zum Sprungbrett für die Bundesligamannschaft werden. Rottenburger Jugendspieler hätten nun die Perspektive gehabt, im Erstligateam schon für 20/21 einen Vertrag zu bekommen. Der Verein wird nach aktuellem Stand in der kommenden Saison nun einen Neustart in der 3. Liga planen und weiterhin Talente bestmöglich fördern. In der Hoffnung, bald wieder in die Bundesliga zurückzukehren - aber nicht auf Gedeih und Verderb, sondern mit Bedacht und mit dem nüchternen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Zeit nach „Corona“.

Von:  TV Rottenburg

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