Auch die Vizeweltmeister Thole/Wickler müssen sich in der Krise etwas einfallen lassen

28Apr2020

Beachvolleyball-Manager Marc Stöckel: „In der Krise zeigt sich der wahre Charakter”

In der aktuellen Ausgabe des VM, die am Donnerstag auf den Markt kommt, berichten wir unter anderem ausführlich über die Bemühungen der Beachvolleyball-Nationalteams, in Zeiten von Turnierabsagen und der Verschiebung der Olympischen Spiele so etwas wie einen Alltag zu gestalten. 

An dieser Stelle lassen wir Marc Stöckel zu Wort kommen, der als Vermarkter unter anderem für die WM-Zweiten Thole/Wickler tätig ist. Stöckel spricht über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Profis im Sand. 

„Beachvolleyballer sind ja nicht in einer solch privilegierten Situation wie Profifußballer, die mal locker sagen können: Wir verzichten auf Gehalt, dann haben wir halt nur drei statt vier Millionen auf unserem Konto. Es ist wirtschaftlich eine alles andere als schöne Zeit, aber dennoch ist die Situation für die meisten Profis der deutschen Topteams nicht dramatisch”, sagt Marc Stöckel, der Thole/Wickler, aber auch die Olympiasieger Julius Brink und Kira Walkenhorst managt.

Sechs der sieben Nationalteams sind durch die Bundeswehr abgesichert – elf der 14 A-Kader-Athleten sind Mitglieder einer Sportförderkompanie. Dazu kommen Fördergelder der Deutschen Sporthilfe und Stiftungen wie beispielsweise dem Team Hamburg und natürlich Einnahmen durch Sponsoren. 

Für Thole/Wickler sei die Situation gemessen an den dramatischen Umständen Gott sei Dank nicht existentiell bedrohlich, sagt Manager Stöckel: „Von unseren Partnern hat bislang noch keiner Anstalten gemacht, die vereinbarten Mittel zu kürzen oder zurückzufordern. Das ist wirklich aller Ehren wert. Von unserer Seite versuchen wir, einen entsprechenden Mehrwert zu bieten, solange das Team keine Turniere spielen kann. Das können Social-Media-Kampagnen sein, TV-Auftritte, Online-Geschichten oder Print-Berichte. Da muss man heutzutage erfinderisch werden.”

Allerdings fallen die erfolgsgebundenen Prämien der Partner weg. Genauso wie Preisgelder, die bei Turnieren ausgeschüttet werden. „Allein diese beiden Einnahmequellen addieren sich bei meinem Team schon zu einer stattlichen Summe, die am Ende natürlich fehlt“, so Stöckel. Zudem können in diesen Krisenzeiten nur schwer neue Partner akquiriert werden, weil viele Unternehmen derzeit ganz andere Sorgen haben. „Zwei aussichtsreiche Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren liegen bei uns beispielsweise aktuell auf Eis.“

Es müsse, so Stöckel, auch im Beachvolleyball darüber nachgedacht werden, Turniere und Spiele ohne Zuschauer auszutragen: „Im kleinen Rahmen und mit deutlich verminderten Kosten, um den Athleten die Möglichkeit zu geben, sich mit anderen Athleten zu messen und vor den Olympischen Spielen 2021 entsprechend Wettkampfpraxis zu sammeln. Ein Jahr ohne offizielle Turniere so kurz vor den Olympischen Spielen würde allen Teams schaden. Von der Olympia-Quali mal ganz zu schweigen. Es sind schon viele internationale Turniere abgesagt worden. Da bleibt nicht mehr viel. Und was in 2021 an Turnieren wirklich stattfindet, weiß man auch noch nicht. Sicherlich wird sich auch der eine oder andere Turniersponsor erst einmal bedeckt halten, je nachdem wie hart ihn die Krise getroffen hat. Am Ende wird die Entscheidung über Geisterspiele auch eine Frage des Geldes sein, denn auch diese müssen irgendwie finanziert werden. Da ist auch die FIVB gefragt, ihren Beitrag zu leisten.“

Stöckel zitiert einen Satz des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt. „In der Krise zeigt sich der wahre Charakter.” Daran sei „viel Wahres, wie auch wir feststellen”, sagt der Sport- und Medienmanager: „Der eine fordert sofort sein Geld zurück,  die wahren Partner sagen: Da müssen wir jetzt gemeinsam durch. Lass uns das Beste draus machen. Gott sei Dank gehören unsere Partner allesamt zu den letzteren. Dafür sind wir sehr dankbar.”

Von:  fex

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