Die United Volleys bekommen keinen Startplatz in der Champions League (Foto: United Volleys/Corinna Seibert)

24Jul2020

United Volleys Frankfurt dürfen nicht in die Champions League

Die United Volleys Frankfurt wollen in der neuen Saison in der Champions League aufschlagen – doch sie dürfen nicht. Die Volleyball Bundesliga (VBL) und der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) haben den Tabellenzweiten der abgebrochenen Saison nicht für die Königsklasse gemeldet, obwohl es die Möglichkeit gegeben hätte. Frankfurts Geschäftsführer Jörg Krick kritisiert diese Entscheidung. VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung rechtfertigt die Verteilung der Startplätze, zeigt aber auch Verständnis für die Enttäuschung der United Volleys.

Wegen der Corona-Pandemie war die Saison ohne Wertung abgebrochen worden. Für die Vergabe der internationalen Startplätze wurde jedoch ein Ranking benötigt. Im Mai entschied der VBL-Vorstand, eine Drei-Jahres-Wertung als Grundlage zu nehmen, wobei die vergangene Saison stärker gewichtet wurde, als die beiden zuvor. Demzufolge erhielten die BR Volleys und der VfB Friedrichshafen die zwei Startplätze. „Gleichzeitig haben wir bei der CEV aber einen Antrag für einen zusätzlichen Platz für die United Volleys und bei den Frauen für Stuttgart gestellt“, erklärt Jung auf Anfrage unserer Redaktion. Eine Antwort der CEV blieb jedoch aus.

In der vergangenen Woche räumte die CEV dann den nationalen Verbänden die Möglichkeit ein, einen zusätzlichen Teilnehmer für die Champions League – der jedoch eine Vorrunde spiele muss – zu melden. Voraussetzung: Das entsprechende Team muss in den zurückliegenden drei Jahren schon mindestens zwei Mal in der Königsklasse angetreten sein. Damit soll langjährigen Topteams die Teilnahme ermöglicht werden, die beim Abbruch der Saison keinen für die Qualifikation ausreichenden Tabellenplatz belegt hatten, diesen aber noch hätten erreichen können. Dies trifft auf den VfB Friedrichshafen zu. Die United Volleys erfüllen hingegen die Voraussetzung, in der Vergangenheit zwei Mal in der Champions League angetreten zu sein, nicht. 

Der zweitplatzierte der abgebrochenen Saison hatte daher gefordert, die Tabelle der vergangenen Saison als Grundlage zu nehmen, sodass Berlin und Frankfurt direkt in der Gruppenphase hätten starten können und Friedrichshafen den zusätzlichen Startplatz für die Vorrunde erhalten hätte. Der VBL-Vorstand blieb jedoch bei seiner Entscheidung aus dem Mai. „Man kann nicht eine Wertung vornehmen und ein Verfahren festlegen und das dann nach Gusto ändern“, sagt VBL-Geschäftsführer Jung. Denn dann hätte sich jetzt Friedrichshafen beschwert, weil sie sich auf die Meldung vom Mai verlassen hätten. „Das ist ein Dilemma. Man kann es leider nicht jedem Recht machen“, so Jung. Hätte die CEV diese Möglichkeit bereits im Mai in Aussicht gestellt, wäre die Situation eine andere gewesen. „Ich kann die Enttäuschung der Frankfurter nachvollziehen. Und natürlich wären drei Startplätze in der Champions League für Deutschland sehr gut gewesen.“

"Dass ausgerechnet wir nun die Leidtragenden sein und für den drittklassigen Challenge Cup melden und zahlen sollen, kann ich nur als absurd bezeichnen", sagt Krick. Sein Verein habe in den vergangenen Jahren im Gegensatz zu anderen Klubs in das internationale Geschäft investiert und Punkte für Deutschland gesammelt. Dass nun an der Entscheidung festgehalten werdeist „aus Sicht der United Volleys absolut unverständlich und schädlich für den deutschen Volleyball", heißt es in einer Vereinsmitteilung. "Wenn andere Nationen demnächst an uns vorbeiziehen, können sie sich kaputtlachen. Das bekommt man wahrscheinlich nur hier bei uns hin, dass man freiwillig so eine Möglichkeit verschenkt“, so Krick. 

Dass Friedrichshafen eine Vorrunde hätte spielen müssen, sieht Krick nicht als Nachteil. „Das hätte jeden von uns treffen können. Da sollte keiner denken, ihm stünde von vornherein ein Anspruch auf die Gruppenphase zu, Europapokalplätze sind schließlich keine Erbhöfe.“ Zudem bemängelt er, dass die Entscheidung im Gegensatz zu der von der VBL geforderten Konkurrenz in der Liga steht. „Jetzt waren wir genau so weit, an der Dominanz von Berlin und Friedrichshafen zu rütteln“, so Krick. Dass genau das jetzt bei der Vergabe der Champions-League-Plätze „auf den Kopf gestellt wird, man lieber Meriten aus der Vergangenheit heranzieht und sicherheitshalber die ‚üblichen Verdächtigen‘ nominiert, das zeigt, wie ernst diese vollmundigen Forderungen offenbar von manchen gemeint waren.“

Den Startplatz im Challenge Cup werden die United Volleys nicht wahrnehmen. Stattdessen konzentrieren sich die Frankfurter nun „ungewollt“auf die 1. Liga und den Pokalwettbewerb. „Gerade in der aktuellen Situation, in der quasi jeder deutsche Profiverein ums Überleben kämpft, ist gar nicht zu ermessen, was uns mit der Champions League als Argument gegenüber Sponsoren und anderen genommen wurde“, betont Krick und ergänzt: „Besonders zu bedauern sind die Spieler, darunter zahlreiche deutsche Nationalspieler und Talente, die um ihren Auftritt auf europäischer Bühne und damit um Karrierechancen gebracht werden. 

Von:  Lea Becker

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