Meinungsstark: Paul Becker will mit seinem Offenen Brief eine Diskussion anstoßen (Foto: Conny Kurth)

12Apr2021

Offener Brief von Paul Becker: Medien, Verband und Spieler schweigen - die Situation eskaliert

„Aufgrund der Entwicklungen der letzten zwölf Monate habe ich Angst vor einer dauerhaften Spaltung der Beachvolleyballszene in Deutschland. Zudem glaube ich, dass sich die Sportart in der Zwietracht zwischen dem Verband und der Bewegung rund um Alexander Walkenhorst in der Öffentlichkeit schlecht präsentiert – der Umgang miteinander ist peinlich. Da die (Beachvolleyball-) Medien, der Verband und aktiven Spieler ganzheitlich schweigen, die Situation aber immer weiter eskaliert, möchte ich versuchen mit diesem Statement einen Anstoß in Richtung einer offenen Diskussion anzuregen.“ 

Mit diesen Worten beginnt Paul Becker einen offenen Brief, den er am Montagabend veröffentlicht hat. Schon lange habe es in ihm gebrodelt, erzählt der Beachvolleyballer. Jetzt aber sei es Zeit für sein Statement – für ein Miteinander in der deutschen Beachvolleyballszene. „Ich verstehe diesen Kommentar als einen Appell, in der Sache offen zu diskutieren, Rückgrat zu beweisen, sich kritisch zu hinterfragen und auf ein gemeinsames Ziel zu verständigen: Den Beachvolleyballsport in Deutschland unter Beachtung elementarer Umgangsformen und den Werten unseres Sports zu fördern“, schreibt Becker.

Aktueller Anlass für die Zeilen ist eine Zeichnung von Walkenhorst während einer Twitch-Übertragung der von ihm mitorganisierten Einladungsturnierserie New Beach Order. Bei einem Spiel von Viktoria Bieneck und Isabel Schneider hatte er einen Phallus neben die Nationalspielerinnen gezeichnet und es als Flughafentower verkaufen wollen. Das Team trat daraufhin zu keinem weiteren Spiel mehr an und brach das Turnier ab. Der Sexismus-Eklat sorgte für mediale Aufmerksamkeit. Von Walkenhorst folgte lediglich eine seichte Entschuldigung. Schon mehrfach waren Walkenhorst und seine Mitstreiter zuvor durch sexistische und beleidigende Aussagen aufgefallen. 

Auf diese Begebenheit will Becker nicht eingehen. Vielmehr berichtet er von unzähligen Nachrichten, die ihn in den vergangenen Wochen erreicht hätten. Das immer wiederkehrende Thema: Walkenhorst und seine Anhänger. Besonders auffallend: Athleten hätten Angst, „die Walkenhorst-Bewegung öffentlich zu kritisieren“. Zudem würden sich Jugendliche mittlerweile „wie selbstverständlich abwertend über andere Menschen äußern“.

Becker setzt sich mit den Ursprüngen des Konflikts zwischen Walkenhorst und dem Deutschen Volleyballverband (DVV) auseinander. Er gesteht dem 32-Jährigen zu, im vergangenen Jahr mit der Beachliga „schnell, innovativ, modern und mutig“ gehandelt zu haben und mit seiner Winterliga eine Lücke geschlossen zu haben, die der DVV über viele Jahre gelassen habe. Jedoch sei die „Art und Weise, mit der sich Alex in der Vergangenheit zu verschiedenen Themen geäußert hat, für mich in einigen Fällen untragbar und hochgradig diskriminierend“.

Was er mit seinem offenen Brief erreichen möchte? „Ich appelliere an die Athleten, die Medien und alle Beteiligten, sich in dieser Debatte zu äußern und für die eigenen Werte einzustehen.“ Becker fordert zudem den Verband und Walkenhorst auf, zusammenzuarbeiten, um den Sport gemeinsam zu fördern. „Grundlegend dafür wäre, sich in jeglicher Form von Diskriminierung zu distanzieren, sich dementsprechend auszudrücken und zu verhalten. Sollte dies nicht gelingen, wäre es ein Armutszeugnis für unsere Sportart.“

Das gesamte Statement von Paul Becker können Sie hier (HIER KLICKEN) nachlesen.

Von:  cku

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